14.01.2013 Aufrufe

Grenzen ambulanter Pflege Doris Schaeffer - WZB

Grenzen ambulanter Pflege Doris Schaeffer - WZB

Grenzen ambulanter Pflege Doris Schaeffer - WZB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

20<br />

sie die Sozialstationen zudem mit neuen pflegerischen Anforderungen konfrontieren<br />

(siehe exemplarisch Moers 1990, der dieses für den Bereich der <strong>Pflege</strong> von Aids-Patien­<br />

ten aufzeigt), bei denen die <strong>Pflege</strong>kräfte an qualifikatorische und rechtliche <strong>Grenzen</strong><br />

stoßen (wie derzeit an der Auseinandersetzung um die Infusionstherapien beobachtet<br />

werden kann). Aus diesen Gründen sperren sich die <strong>Pflege</strong>dienste gegenüber der Inten­<br />

tion, all diese Probleme in die Normalversorgung zu integrieren und sie ihnen, dem<br />

schwächsten Glied in der Versorgungskette, aufzubürden. Modellversuche, wie sie in<br />

mehreren solcher Bereiche (etwa im Bereich der Gerontopsychiatrie oder der Aids-<br />

Krankenversorgung) durchgeführt werden, erhärten diese Position oft, weil sie die Pfle­<br />

gedienste in dem Verdacht bestätigen, daß es für die Übernahme solcher Aufgaben zu­<br />

sätzlicher und aufwendigerer finanzieller Mittel bedarf, als ihnen zur Verfügung stehen.<br />

Noch einmal sei die Situation von Aids-Patienten herangezogen, um das zu illustrieren.<br />

Sie weisen zunächst vornehmlich psychosozialen Betreuungsbedarf auf, bevor sie dann -<br />

meist sehr plötzlich - zu Schwerst- bzw. Terminalpflegen werden. Psychosoziale Unter­<br />

stützung aber ist im Leistungsspektrum <strong>ambulanter</strong> <strong>Pflege</strong>dienste nicht vorgesehen<br />

(ebensowenig in den Abrechnungsmöglichkeiten der Krankenkassen) und kann daher<br />

"eigentlich" nicht bereitgestellt werden. Daß entsprechende Unterstützungen offiziell<br />

nicht zur Verfügung gestellt werden können, bedeutet für die <strong>Pflege</strong>dienste jedoch nicht<br />

einzig, daß sie einem von ihnen für wichtig befundenen Betreuungsbedarf nicht entspre­<br />

chen können, sondern das wichtige Voraussetzungen für die sich anschließenden <strong>Pflege</strong>­<br />

phasen nicht geschaffen werden können: dazu gehört u. a. die Herstellung einer Ver­<br />

trauensbasis, Eruierung und Mobilisierung eines Helferkreises im sozialen Netz, Vorbe­<br />

reitung der Angehörigen/Wahlverwandten auf die auf sie zukommenden Aufgaben etc.<br />

Vielfach können sich die <strong>Pflege</strong>dienste - verfügen sie über keinerlei Modellfinanzierun­<br />

gen - erst in schwierigen <strong>Pflege</strong>phasen und noch dazu oft in Krisensituationen einschal­<br />

ten. In der Regel müssen sie dann Akrobatakte vollbringen, um eine häusliche Versor­<br />

gung zu garantieren und das überfordert sie angesichts der vorhandenen Engpässe.<br />

Hinzu kommt, daß Aids-Patienten in den sich anschließenden Phasen schwerst- bzw.<br />

intensivpflegebedürftig sind; vielfach wird eine Sterbebegleitung erforderlich, ist Ange­<br />

hörigenarbeit unumgänglich etc. All diese Aufgaben gehen mit Anforderungen an die<br />

<strong>Pflege</strong>dienste einher, die ihnen mit den gegebenen Bedingungen <strong>ambulanter</strong> <strong>Pflege</strong> na­<br />

hezu unvereinbar zu sein scheinen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!