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Grenzen ambulanter Pflege Doris Schaeffer - WZB

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Dienste angewiesen, die bis heute ein marginales Dasein fristen und nur schwer sicher­<br />

zustellen sind (Garms-Homolovä/<strong>Schaeffer</strong> 1992) 3<br />

.<br />

Zum anderen ist eine Zunahme von Schwer- und Schwerstpflegen zu verzeichnen (Hei-<br />

nemann-Knoch/v. Kardoff 1989) - eine Entwicklung, die vor allem deshalb bedeutsam<br />

ist, weil sie in Verbindung mit einem anderen demographischen Trend zu sehen ist. Die­<br />

ses ist die Zunahme von Einpersonenhaushalten bei den Hochbetagten. Bedingt durch<br />

Verwitwung (die meisten alten Frauen haben zuvor mit ihrem Ehepartner und anderen<br />

Familienangehörigen gelebt, Garms-Homolovä/<strong>Schaeffer</strong> 1992) - dadurch, daß Hochbe­<br />

tagte oft ihre nahen Verwandten und Bekannten überlebt haben oder daß Kinder verzo­<br />

gen sind^, leben alte Menschen häufig allein und können nicht auf ein unmittelbar zur<br />

Verfügung stehendes Hiifepotential zurückgreifen.<br />

Zu den brüchigen Hilfestrukturen sozialer Netze gesellen sich - dieses ist ein drittes<br />

Veränderungsmoment - Oberforderungen des Hilfepotentials informeller Helfer. Über­<br />

einstimmend betonen die vorliegenden Studien die Überlastung von pflegenden Ange­<br />

hörigen. 80 bis 90 % der <strong>Pflege</strong>bedürftigen werden von ihren Angehörigen gepflegt. In<br />

der Mehrzahl der Fälle sind dieses entsprechend der traditionellen Geschlechterrollen-<br />

stereotypen weibliche Angehörige. Oft befinden sie sich selbst bereits im Rentenalter<br />

(Sozialdata 1987) und pflegen nicht eben selten sogar mehrere Personen gleichzeitig.<br />

Meist handelt es sich um Angehörige verschiedener Generationen: z. B. um den pflege­<br />

bedürftigen Ehemann, die eigene Mutter oder die Schwiegermutter, deren Betreuung<br />

zumeist in unterschiedlichen Haushalten erfolgt. Zwar werden sie in der Regel durch<br />

professionelle Dienste unterstützt, dennoch wird der weitaus größte Teil der Betreuung<br />

von Angehörigen abgedeckt, weil die Hilfe durch <strong>Pflege</strong>dienste zu punktuell, zu wenig<br />

umfassend und kontiniuerlich ist.<br />

Die daraus erwachsenen Überbelastungen werden durch den Charakter der Dienste ver­<br />

stärkt. Vielfach untergraben diese als professionelle Instanzen die informellen Hil­<br />

festrukturen, sei es, weil sie naturwüchsige Hüte mit einem Verantwortungsrisiko bele­<br />

gen, das nur durch Professionalität abgedeckt werden kann (Gross et al. 1989: 158) oder<br />

3 Und auch dabei finden sich deutliche gcschlcchtsspezifischc Differenzen. Während noch in der Altersgruppe<br />

der 8Ü-89jährigen Männer jeder zweite mit seiner Ehefrau zusammenlebt, sind bereits<br />

3/4 der in der gleichen Studie untersuchten Frauen aHemlebcnd (Garms-Homolovä/Hüttcr<br />

1988a,b; Garms-Homolovä/<strong>Schaeffer</strong> 1992} und somit im Bedarfsfall auf sich allein gestellt.<br />

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Dieses ist eine Entwicklung, die vor allem für ländliche und kleinstädtische Gebiete an Bedeutung<br />

gewinnt.

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