Grenzen ambulanter Pflege Doris Schaeffer - WZB
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Als begrenzt werden die Möglichkeiten <strong>ambulanter</strong> Versorgung auch eingeschätzt, ist<br />
die Wohnfähigkeit eines Klienten fragwürdig. Gemeint sind Klienten, die aufgrund<br />
ihres zurückliegenden Lebensschicksals verlernt haben, bestimmte Standards eines<br />
"normalen bürgerlichen" Lebens und einer ebensolchen Wohnweise aufrechtzuerhalten.<br />
Dazu gehören verwahrloste und manchmal auch demente Patienten, eine Reihe von<br />
Sucht- oder Drogenpatienten, partiell resozialisierte Obdachlose etc. - kurz all solche,<br />
die ohne dauerhafte und extensive Fremdhilfe nicht in der Lage sind, Wohnanforderun<br />
gen und die damit verbundenen alltäglichen Aufgaben zu bewältigen und/oder die sich<br />
Selbstgefährdungen aussetzen.<br />
Eng damit verbunden ist eine andere Grenzsituation. Erweist sich eine Kliententenpro<br />
blematik als unverträglich mit der sozialen Umwelt, so muß die häusliche Versorgung<br />
zugunsten einer stationären Unterbringung aufgegeben werden. Dieses kommt bei Kli<br />
enten vor, deren Wohnfähigkeit beeinträchtigt ist, ebenso bei geistig verwirrten oder<br />
verwahrlosten alten Menschen, bei Suchtkranken etc. Selbst die Hinzuziehung der Pfle<br />
gedienste vermag oft die häusliche Situation nicht so zu normalisieren, daß diese Patien<br />
ten vom sozialen Umfeld toleriert werden. Nachbarn, Hausbesitzer etc. sperren sich ge<br />
gen den "Sozialfall" gegen die "Verwirrten, Verrückten oder Verwahrlosten" in ihrer<br />
Mitte und setzen alle Hebel in Bewegung, um sie aus dem Haus zu entfernen. Die Pfle<br />
gedienste versuchen dann zwar den sozialpsychiatrischen Dienst einzuschalten und den<br />
Verbleib in der Wohnung zu ermöglichen. Nicht immer aber gelingt das. Gleichzeitig<br />
muß betont werden, daß die <strong>Pflege</strong>dienste selbst nur bedingtes Interesse an der Über<br />
nahme solcher Patienten haben. Denn all die Aufgaben, die mit einer solchen sozialen<br />
Unverträglichkeit und konfliktreichen nachbarschaftlichen Beziehungen für sie entste<br />
hen, sind aufwendig und keineswegs gewinnbringend.<br />
3.5 Grenze: neue Aufgaben<br />
Weil die <strong>Pflege</strong>dienste bereits bei der Wahrnehmung der bestehenden Aufgaben an die<br />
<strong>Grenzen</strong> ihrer Kapazität angelangt sind, sehen sie neuen und zusätzlichen Aufgaben<br />
stellungen mit Vorbehalt entgegen.<br />
"Die <strong>Pflege</strong>dienste haben einen ganz starken Kapazitätsmangel. Das heißt,<br />
mit unserer personellen Ausstattung sind wir eigentlich schon kaum fähig,<br />
den Kiez abzudecken. Dazu sind wir aber per Gesetz verpflichtet, wir müssen<br />
alle Leute aus unserem Versorgungsbezirk übernehmen. Wenn wir das aber