Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker
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der tönende Beweis, dass es nach und trotz Beethoven<br />
noch eine Symphonik eigenen Rechts geben<br />
konnte. „Die völlige Unabhängigkeit, in der<br />
die Symphonie zu denen Beethoven’s steht, ist<br />
ein anderes Zeichen ihres männlichen Ursprungs“,<br />
urteilte Schumann in seiner Neuen Zeitschrift für<br />
Musik. „Hier sehe man, wie richtig und weise<br />
Schubert’s Genius sich offenbart. Die grotesken<br />
Formen, die kühnen Verhältnisse nachzuahmen,<br />
wie wir sie in Beethoven’s spätern Werken antreffen,<br />
vermeidet er im Bewußtsein seiner bescheideneren<br />
Kräfte; er gibt uns ein Werk in<br />
anmuthvollster Form, und trotz dem in neuver -<br />
schlungener Weise, nirgends zu weit vom Mittelpunct<br />
wegführend, immer wieder zu ihm zurückkehrend.“<br />
Offener, persönlicher noch äußer -<br />
te sich Schumann am 11. Dezember 1839, als<br />
Mendelssohn das Werk zum zweiten Mal einstudierte,<br />
in einem Brief an Clara Wieck: „Heute<br />
war ich selig. In der Probe wurde eine Symphonie<br />
von Franz Schubert gespielt. Wärst Du da<br />
gewesen. Die ist Dir nicht zu beschreiben; das<br />
sind Menschenstimmen, alle Instrumente, und<br />
geistreich über die Maßen, und diese Ins tru mentation<br />
trotz Beethoven – auch diese Länge, diese<br />
himmlische Länge, wie ein Roman in vier Bänden,<br />
länger als die 9te Symphonie. Ich war ganz glücklich,<br />
und wünschte nichts, als Du wärest meine<br />
Frau und ich könnte auch solche Symphonien<br />
schrei ben.“ Beide Wünsche sollten sich, wie wir<br />
wissen, schon bald erfüllen.<br />
In seinen letzten Lebenswochen war Schubert<br />
noch einmal mit Entwürfen für eine Symphonie in<br />
D-Dur (D 936 A) beschäftigt. Aber sein Tod am<br />
19. November 1828 beendete das kurze, dennoch<br />
ertragreiche, jedenfalls unvergleichliche Kapitel,<br />
das Franz Schubert in der Geschichte der sympho-<br />
Franz Schubert: 8. Symphonie C-Dur<br />
19<br />
nischen Musik geschrieben hat. Am 14. Dezember<br />
1828 wurde in einem Abonnementskonzert<br />
der Gesellschaft der Musikfreunde erstmals eine<br />
seiner Symphonien öffentlich gespielt: die „Sechste“,<br />
die „kleine“ C-Dur-Symphonie. Diese Aufführung<br />
war, wie die meisten im 19. Jahrhundert,<br />
ein isoliertes Ereignis. Der „Liederkompositeur“<br />
Schubert wurde zur Legende, der Symphoniker<br />
aber blieb noch für Generationen eine unbekannte<br />
Größe.