Kommunalpolitik - DGB Bildungswerk Bayern

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Es gilt den Bruch zwischen den Generationen zu vermeiden und gemeinsames Handeln von Erwachsenen und Heranwachsenden zu organisieren. Das bedeutet, Aktivitäten für und mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren zu planen und durchzuführen. Der DGB Bayern strebt an, alle Altersgruppen zu einer lebendigen Gemeinschaft zusammenzuführen. Die Zukunftsfähigkeit vieler Gemeinden wird davon abhängen, inwieweit es gelingt, junge Menschen und Familien vor Ort zu halten und neue hinzuzugewinnen sowie alte Menschen in die Gemeinschaft zu integrieren. Familienfreundlichkeit ist längst zu einem wichtigen Standortfaktor geworden. Quelle: Bayerischer Gemeindetag. Dokumentation der Landesversammlung 18./19. Oktober 2006 Die kommunale Familienpolitik muss sich den veränderten Wünschen, Rollenverständnissen, Rahmenbedingungen und ökonomischen Verhältnissen stellen. Für den DGB Bayern steht im Zentrum die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die sinnvolle und notwendige Erwerbstätigkeit der Frauen verlangt nach leistungsfähiger Kinderbetreuung. Wo berufstätige Mütter nicht als „Rabenmütter“ gelten und es genug Kinderbetreuung gibt, fällt die Entscheidung für Kinder leichter. Diese strukturellen Veränderungen sind auch Aufgaben für die Politik im ländlichen Raum. Zum gesetzlichen Strukturauftrag gehört, dass Einrichtungen und Dienste für Kinder und Familien in bedarfsnotwendigem Umfang und in bedarfsgerechter Weise zur Verfügung stehen. Der Strukturauftrag geht jedoch weiter als die beschriebene fachliche Infrastruktur. Es geht auch um familiengerechtes Wohnen, um Sicherheit für Kinder im Verkehr, um das Wohnumfeld, insbesondere um den Spielraum für Kinder. Es geht um die Berücksichtigung der Interessen von Kindern und Eltern in der kommunalen Infrastruktur, von der Gemeindebücherei über das Schwimmbad bis zum öffentlichen Personennahverkehr. Dieser Strukturauftrag bedeutet letztlich die Prüfung aller kommunalen Vorhaben und der gesamten strukturellen Entwicklung in einer Kommune auf ihre Vereinbarkeit mit den Bedürfnissen und Interessen von Kindern und Familien. Der Ausbau eines bedarfsgerechten Kinderbetreuungssystems ist für die Sozialisation der Kinder und für die Erwerbsbeteiligung von Männern und Frauen notwendig. Bei den unter 3jährigen Kindern weist Bayern eine Betreuungsquote von 8,2 Prozent und bei den 3- bis 6-Jährigen eine Quote von 84,9 Prozent auf. Gerade bei den unter 3-Jährigen gibt es innerhalb Bayerns große regionale Unterschiede. Coburg Stadt ist mit einer Quote von 20,2 Prozent Spitzenreiter und an letzter Stelle liegen die Landkreise Ostallgäu und Straubing-Bogen mit einer Quote von 1,8 Prozent. Quelle: Statistisches Bundesamt, Stichtag 15. März 2006 Eine lebendige Kommune lebt auch vom Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger und von der Zusammenarbeit von Einrichtungen, Verbänden und Organisationen. Kommunen sind gut beraten, besonders die betroffenen Menschen und Gruppen in ihre jeweiligen Entscheidungen mit einzubinden. Beispielsweise könnten Eltern, Jugendhilfe, Schule und Ärzte gemeinsam präventiv wirken, um Kinder und Jugendliche vor Missbrauch und Schaden zu bewahren und in das gesellschaftliche Leben zu integrieren. Eine „Kompetenzagentur Jugend“ könnte Jugendliche in problematischen Lebenssituationen sektorenübergreifend beraten und unterstützen (Beratung aus einer Hand). Die Einrichtung einer kommunalen Familien- und Gesundheitspflege wäre z. B. eine erste Anlaufstelle für die Eltern, wenn ein Kind krank wird, oder um sie zu beraten, welche Maßnahmen notwendig sind und/oder sie bei einer möglichen Therapie zu unterstützen. Familien, älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen ist geholfen, wenn sie ihren täglichen Bedarf wohnortnah decken können. Viele ältere Menschen möchten auch dann noch in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben, wenn ihre Mobilität eingeschränkt ist oder sie pflegebedürftig sind. Lebendige Kommune – Memorandum zur Kommunalpolitik 27
Generationenübergreifend ist auch das Thema Bildung zu verstehen. Auch wenn Bildungspolitik eine zentrale Aufgabe der Landespolitik ist, kann die Kommunalpolitik die Bildungschancen und -angebote für Jung und Alt beeinflussen (z. B. als Schulsachaufwandsträger, Mittagsbetreuung, finanzielle Zuschüsse für Eltern, Seniorenbildung durch die Volkshochschule). Die demografische Entwicklung zwingt jede Kommune zu einem analytischen Vorgehen. Über eine Sozialraum- und Strukturanalyse und Einzelanalysen (wie z. B. Pflegebedarfsplanung) müssen der zukünftige Bedarf festgestellt und daraus Maßnahmen abgeleitet werden. Nicht nur wichtige Einrichtungen des öffentlichen Lebens, sondern auch Angebote zur Deckung des täglichen Bedarfs sind aus kleineren Kommunen oder Stadtvierteln verschwunden. Durch partner- und genossenschaftliche Modelle könnte diese Versorgung wieder gewährleistet werden. Der DGB Bayern sieht ein ganzes Maßnahmenbündel, um die oben beschriebenen Ziele zu erreichen. Der aktuelle Umsetzungsgrad ist von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Deshalb sind die nachfolgenden Forderungen als allgemeine Checkliste zu verstehen. Die konkreten kommunalpolitischen Forderungen müssen entsprechend dem jeweiligen kommunalen Entwicklungsstand differenziert formuliert werden. Öffentliche und soziale Infrastruktur erhalten und ausbauen! Dazu gehören: • ÖPNV •Sportstätten und Schwimmbäder •Fußgängerfreundliche Wege •Grünflächen •Barrierefreiheit •Bibliotheken • Schulische Einrichtungen (wohnortnah) • Schulsozialarbeit •Kompetenzagentur Jugend •Jugend- und Erwachsenenbildung •Kinderbetreuungseinrichtungen •Kommunale Gesundheitsförderung •Familien- und Gesundheitspflege •Jugend- und Seniorentreffs •Offene Orte der Begegnung und der Beratung (auch aufsuchende Beratung) •Gemeinwesenbezogene Koordinierung der unterschiedlichen Beratungs- und Unterstützungsangebote • Öffnung von Schulen und Kindergärten z. B. für generationenübergreifende Treffs •Familienberatung und -unterstützung •Soziale Krisenstationen • Krisentelefon 28 Lebendige Kommune – Memorandum zur Kommunalpolitik
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