Kommunalpolitik - DGB Bildungswerk Bayern
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Beispiel Armutsrisiko Kinder<br />
Kinder armer Familien können nicht an Klassenfahrten, Schulspeisung und Freizeitaktivitäten teilnehmen.<br />
>> Gewerkschaften fordern die <strong>Kommunalpolitik</strong> auf, einen Schulfonds für arme Familien zu schaffen und<br />
die kostenlose Schulspeisung zu garantieren.<br />
Beispiel Armutsrisiko prekäre Beschäftigung<br />
Arbeitnehmer sind durch Niedriglöhne auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen.<br />
>> Gewerkschaften fordern die <strong>Kommunalpolitik</strong> auf, bei öffentlichen Dienstleistungen keine 1-Euro-Jobs<br />
einzurichten und öffentliche Aufträge nur noch an tariftreue Dienstleister zu vergeben.<br />
Kommunales gewerkschaftliches Engagement gegen Armut hat zwei Zielrichtungen:<br />
•Zum einen soll Druck auf die örtliche Politik ausgeübt werden, dort wo die Kommune,<br />
der Landkreis oder Regierungsbezirk direkt handeln können, flankierende oder eindämmende<br />
Maßnahmen gegen Armut umzusetzen.<br />
•Zum anderen soll der politische Druck der Gewerkschaften von den regionalen Entscheidungsträgern<br />
auf die übergeordneten Ebenen bis hin zur Bundespolitik weitergegeben werden. Steht die Kommune<br />
oder Region quasi als Leidtragende landes- oder bundespolitischer Entscheidungen da, die Armut<br />
befördert haben, dann muss sie gezwungen werden, Ursache und Wirkung öffentlich zu benennen<br />
und sich für Veränderungen in der Landes- und Bundespolitik einzusetzen.<br />
<strong>Kommunalpolitik</strong>er und -politikerinnen könnten sich z. B. gemeinsam für die Erhöhung des Regelsatzes<br />
der Sozialhilfe einsetzen. Die Regelsätze der Sozialhilfe und des Arbeitslosengeldes müssen deutlich angehoben<br />
werden, wenn sie wirklich die Existenz sichern sollen.<br />
Wir brauchen in den sozialen Einrichtungen, aber auch in Betrieben und Behörden mehr Armutssensibilität:<br />
Wer ist betroffen? Wer braucht Unterstützung, auch wenn er sie nicht einfordert? Wer ist immer<br />
krank, wenn ein Klassenausflug auf dem Programm steht?<br />
In jeder Stadt und jedem Landkreis sollen die Wohlfahrtsverbände, Arbeitgeber, Gewerkschaften, Kirchen<br />
und soziale Initiativen gemeinsam überlegen, wie man lokal die Armut bekämpfen kann.<br />
Diese Prozesse können von der <strong>Kommunalpolitik</strong> initiiert und moderiert werden.<br />
Bildung und Existenz sichernde Beschäftigung sind wichtige Stellschrauben, um präventiv gegen die Armut<br />
vorzugehen, denn Armut wird auch „vererbt“. In <strong>Bayern</strong> hängt der Schulerfolg zu stark mit der sozialen<br />
Herkunft zusammen. Bildungsexperten sehen eine wesentliche Ursache in der erzwungenen frühen Verteilung<br />
auf die einzelnen Schularten.<br />
Öffentliche Betreuungseinrichtungen wie Kinderkrippen, Ganztagskindergärten und Ganztagsschulen sind<br />
dringend notwendig.<br />
Wer Armut bekämpfen will, muss sich auch für Mindestlöhne einsetzen. Arbeit soll nicht nur erfüllend sein,<br />
sondern muss die eigene Existenz und die der Familie finanziell sichern können. Auch die <strong>Kommunalpolitik</strong><br />
muss sich für dieses Ziel im Interesse ihrer Bürgerinnen und Bürger einsetzen.<br />
Generell sollte auch für die kommunale Finanzpolitik gelten: Soziale Gerechtigkeit heißt, dass stärkere<br />
Schultern mehr tragen können und tragen müssen als schwächere Schultern.<br />
Beispiele für kommunales Engagement, um Armut zu vermeiden:<br />
•Verpflichtende Tariftreueerklärung bei der öffentlichen Auftragsvergabe in den Kommunen<br />
• Aktivitäten gegen Privatisierung und Outsourcing öffentlicher Dienstleistungen<br />
Lebendige Kommune – Memorandum zur <strong>Kommunalpolitik</strong> 33