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14 Ausflugtipp
D K INFO SOMMER 2009
Der Weg ist das Ziel
Mit dem Glacier-Express kann man nicht einfach fahren: Auf ihn
muss man sich einlassen. Mit dem «langsamsten Schnellzug der
Welt», wie die Betreiber den Zug mit einer gehörigen Prise Ironie
betiteln, fährt man nicht einfach von A nach B. Nicht nur, dass die,
nur auf einem Streckenabschnitt mögliche, Höchstgeschwindigkeit
maximal 90 km/h beträgt, zum Erlebnis Glacier-Express gehört
auch die Rundumbetreuung während der Fahrt, und für einmal ist
hier im wörtlichen Sinn der Weg das Ziel.
Barbara Gassler
Zwar gibt es auch beim Glacier-Express einen
Start- und Zielort. Jedoch ist die Fahrt durch
Täler und über Berge, im gleissenden Sonnenschein
und finsteren Tunnels, über hohe Brücken
und durch tiefe Schluchten das eigentliche
Erlebnis. Und während draussen eine immer
wechselnde Landschaft vorbeizieht, richtet sich
die Schicksalsgemeinschaft für einen Tag in
den grosszügigen Panoramawagen gemütlich
ein. Insgesamt 74 Mal ertönt auf der Reise von
Davos nach Zermatt der Gong, der jeweils auf
interessante Mitteilungen hinweist, die mittels
der überall aufliegenden Kopfhörer in sechs
Sprachen vernommen werden können. Über
alle Sprachbarrieren hinweg wird jedoch der
Kontakt mit den Mitreisenden gesucht, und
manch schöner Austausch ergibt sich auf der
rund achteinhalb Stunden dauernden Reise.
Alt und Neu ergänzen sich
Zum Rundumservice im Glacier-Express gehört
es auch, dass früher oder später die Einladung
zum Mittagessen im mitgeführten Gourmino-
Speisewagen, Jahrgang 1930, erfolgt. Mit seinen
Holzbänken und den nostalgischen Vorhängen
an den Fenstern bietet er ein liebevolles Kontrastprogramm
zu den ansonsten topmodernen
Reklame
und mit riesigen, sich bis ins Dach erstreckenden
Panoramafenstern ausgerüsteten Reisewagen.
In der engen, aber funktionellen Bordküche
zaubert der Koch täglich ein frisch zubereitetes
Menü.
Kein Wunder, dass die Küche der grösste Wasserverbraucher
an Bord ist und unterwegs bis
zu viermal den Tank nach füllen muss. Doch davon
bekommen die Reisenden nicht viel mit.
Spannender für sie ist, wenn in Disentis die
RhB-Lok abgehängt und ein Zugfahrzeug der
Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) vorgespannt
wird.
Information und Tickets:
www.davosfestival.ch
Die Reise der Superlative
Schon kurz nach dem Anfahren wird klar, weshalb
das nötig war. Der Aufstieg Richtung Oberalppass
wird steiler, und mit einem Ruck setzt
das Zahnrad der Lok und einiger Passagierwagen
auf die zwischen den Gleisen angebrachte
Zahnstange auf. Dieses Hilfsmittel wird den Zug
nun bis zur Endstation in Zermatt begleiten und
ermöglicht Steigungen von bis zu 125 Promille,
wo eine normale Bahn maximal rund 70 schafft.
Im Speisewagen darf geschlemmt werden. Foto Barbara Gassler
Und wenn der Glacier-Express in Zermatt
schlussendlich eine müde Reisegesellschaft
für einen Blick auf das von den letzten Sonnenstrahlen
vergoldete Matterhorn entlässt, ist
man geneigt, sich jenen ausländischen Mitreisenden
anzuschliessen, die sich den ganzen Tag
von einem Ausblick um den anderen verzaubern
liessen und schliesslich nur noch in Superlativen
von der Reise, dem Service und nicht
zuletzt der Sauberkeit schwärmen.
www.rhb.ch
www.glacierexpress.ch