Trag was bei - Über den Kirchenbeitrag | Seite 5 Die heiligen drei ...
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Was tut der Seele gut?<br />
Wie psychologisch bewiesen, sehnen wir Menschen<br />
uns in der kalten Zeit besonders nach Bräuchen -<br />
Winterbräuche wer<strong>den</strong> daher als „<strong>Über</strong>lebensbräuche“<br />
gesehen, Sommerbräuche hingegen als „Lebensbräuche“.<br />
Vor ein paar Jahren hielt Fr. Dr. Helga Maria Wolf* im<br />
Rahmen des Kath. Bildungswerkes einen Vortrag zum<br />
Thema „Wer braucht Bräuche?“ in unserer Pfarre. Ich<br />
möchte aus ihrem Konzept ein paar Gedanken über<br />
Brauch, Brauchtum, Menschen und Brauch und Veränderungen<br />
des Brauchtums herausgreifen und Sie einla<strong>den</strong>, zu<br />
überlegen, welcher Brauch Ihnen wichtig ist – in Ihrem<br />
momentanen Leben.<br />
Begriff „Brauch“<br />
Von „Brauch“ spricht man normalerweise <strong>bei</strong> einer „Wiederkehr<br />
eines Rituals“, einem tradierten und vertrauten<br />
Verhaltensmuster, in einer (religiösen) Gemeinschaft oder<br />
im persönlichen Leben (in der Familie). Der Brauch fördert<br />
die Gemeinschaft, kann hilfreich in Lebenskrisen<br />
oder in bestimmten Lebensphasen sein und soll <strong>den</strong> Alltag<br />
unterbrechen.<br />
Wer braucht Bräuche?<br />
Natürlich profitieren auch Wirtschaft und Industrie von<br />
diversen Bräuchen. So sind Halloween-Artikel ein willkommenes<br />
Geschäft zwischen Schultüte (seit wann gibt<br />
Rorate – „ Tauet, Himmel, von oben“<br />
„Rorate“ bedeutet übersetzt „Tauet“. Mit diesem Wort<br />
beginnt ein bekanntes Adventlied: „Tauet Himmel <strong>den</strong> Gerechten,<br />
Wolken regnet ihn herab“. Der ursprüngliche Text<br />
Rorate caeli desuper stammt aus dem alttestamentlichen<br />
Buch Jesaja.<br />
Als Rorate wer<strong>den</strong> besonders gestaltete Gottesdienste an<br />
<strong>den</strong> Werktagen im Advent bezeichnet. Während früher die<br />
Menschen noch in der Dunkelheit des Morgens mit brennen<strong>den</strong><br />
Kerzen zur Kirche kamen, ist heute meist nur die Messe<br />
selbst eine „Lichtermesse“ ohne elektrisches Licht. Dadurch<br />
bekommt der Gottesdienst einen sehr eigenen Charakter, der<br />
auf Weihnachten einstimmen soll. In Purkersdorf versammeln<br />
sich an <strong>den</strong> Mittwochen im Advent um 6 Uhr in der<br />
Früh oft bis zu 40 Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche<br />
in der mit Kerzen beleuchteten Kirche um Rorate zu feiern.<br />
Im Anschluss an diese Gottesdienste sind alle Mitfeiern<strong>den</strong><br />
dann zu einem gemeinsamen Frühstück in der Sakristei eingela<strong>den</strong>.<br />
es die eigentlich <strong>bei</strong> uns?) und Nikolaus. Auch die Tourismusbranche<br />
profitiert von Schau-Bräuchen. Wer freut sich<br />
nicht, wenn er im Urlaub ein örtliches Fest miterlebt? (Wo<strong>bei</strong><br />
be<strong>den</strong>klich wird, wenn <strong>bei</strong>spielsweise in manchen Ländern<br />
für Touristen Rituale von der indigenen Bevölkerung<br />
aufgeführt wer<strong>den</strong> müssen, obwohl diese ihre Kultur normalerweise<br />
nur im kleinen, geschlossenen Rahmen feiert.)<br />
<strong>Die</strong> moderne Psychologie hat die Wirkung von Lichttherapie<br />
<strong>bei</strong> Winterdepressionen erkannt – die religiösen<br />
Lichterfeste (Martinslaternen, Luzienfest, Kerzenschein,<br />
Weihnachten, Maria Lichtmess …) wollen schon lange<br />
Orientierung, Hoffnung und <strong>Über</strong>lebenswillen in der<br />
dunklen Jahreszeit geben.<br />
Brauch darf sich verändern<br />
In der Brauchtumsforschung wurde festgestellt, dass es<br />
keine „Uraltbräuche“ gibt, sondern der Brauch verändert/<br />
entwickelt sich, passt sich dynamisch <strong>den</strong> zeitlichen gesellschaftlichen<br />
und familiären Veränderungen an.<br />
Auch religiöse Bräuche verändern sich. So dauerte die<br />
Adventzeit nicht immer 4 Sonntage lang, der Adventkranz<br />
mit <strong>den</strong> 4 Kerzen wurde 1833 erfun<strong>den</strong>, 1708 gab es <strong>den</strong><br />
ersten Christbaum, eine Zeit lang baumelten die Christbäume<br />
von der Decke, vor 40 Jahren wurde „Licht ins<br />
Dunkel“ erfun<strong>den</strong> („der elektronische Klingelbeutel des<br />
ORF“ ), nicht immer schon sang man in der Weihnachtsmette<br />
das Lied „Stille Nacht“ ... (erst seit 194 Jahren!)<br />
Liebe Purkersdorfer/innen: Kennen Sie diese Bräuche, die in unserer Pfarre schon<br />
länger gelebt wer<strong>den</strong>?<br />
1. Tauet, Himmel <strong>den</strong> Gerechten!<br />
Wolken! Regnet ihn herab!<br />
Also rief in langen Nächten<br />
Einst die Welt, ein weites Grab!<br />
In von Gott verfluchten Grün<strong>den</strong><br />
Herrschten Satan, Tod und Sün<strong>den</strong>.<br />
Fest verschlossen war das Tor<br />
Zu des Heiles Erb’ empor.<br />
2. Doch der Vater ließ sich rühren,<br />
Dass er uns zu retten sann,<br />
Und <strong>den</strong> Ratschluss auszuführen<br />
Trug der Sohn sich freudig an.<br />
Gabriel flog schnell hernieder,<br />
Kehrte mit der Antwort wieder:<br />
Sieh! Ich bin die Magd des Herrn,<br />
Was er will, erfüll’ ich gern!<br />
Michael Denis, 1774, nach Jesaja 45,8