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Sinnlichkeit und erotik<br />
Der menschliche Fuß ist durch seine<br />
hohe Dichte an Nervenenden besonders<br />
empfindsam. Schuhe bedecken diesen<br />
sensiblen und sinnlichen Körperteil. Das<br />
Spiel um das Verhüllen und Entblößen<br />
bestimmter Fußpartien kann erotische<br />
Signale aussenden. Schuhe sind dabei<br />
ein zentrales Objekt und können schon<br />
an sich zum Träger erotischer Fantasien<br />
werden: Schon die Römer deuteten das<br />
Hineinschlüpfen des Fußes in den Schuh<br />
als Symbol für den Liebesakt. Schönheitsideale<br />
und die sexuelle Attraktivität einzelner<br />
Körperpartien variieren von Kultur zu<br />
Kultur und von Epoche zu Epoche. Dies<br />
gilt auch für Füße und Schuhe.<br />
Schuh-Peep-Show: Vitrinen mit Gucklöchern und roten Fadenvorhängen Zita Attalai_Virgin_2001<br />
Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter des<br />
Rokoko, galten unbedeckte Fußknöchel<br />
als höchst erotisch und frivol. Dennoch<br />
– oder gerade deswegen – ließen die<br />
Damen gerne ihre zarten Pantöffelchen<br />
unter den langen Kleidersäumen hervor<br />
blitzen. Manche Schuhe unterstreichen<br />
die sinnliche Ausstrahlung von Füßen<br />
und schüren erotische Fantasien: High<br />
Heels, geschnürte Lackstiefeletten, federverzierte<br />
Pantöffelchen, Overknee-Stiefel<br />
oder Pumps mit Fesselband ... die Übergänge<br />
zwischen sinnlich-erotischen Schuhen<br />
und Schuhen mit Fetischcharakter<br />
sind fließend.<br />
Der schmale, zierliche Damenfuß ist ein<br />
weit verbreitetes Schönheitsideal. In<br />
Europa formten um 1830, im Zeitalter<br />
des Biedermeier, schmale Damenstiefeletten<br />
einen kleinen Fuß.<br />
In China entstand bereits im 10. Jahrhundert<br />
der Brauch, adeligen Mädchen<br />
ab dem Kleinkindalter die Füße zu binden.<br />
Dabei wurden die vier kleinen Zehen<br />
unter den Fußballen gepresst. Je kleiner<br />
der Fuß am Ende der sehr schmerzhaften<br />
Prozedur war, desto größer waren<br />
die Heiratschancen der Frau. Erst mit der<br />
Gründung der Volksrepublik China im<br />
Jahr 1912 wurde diese Praxis verboten.<br />
Kunst und Design<br />
Die Übergänge zwischen der Arbeit von<br />
Schuhmachern, Modedesignern und<br />
Künstlern sind fließend: Sie inspirieren sich<br />
gegenseitig. Schuhdesigner suchen nach<br />
immer neuen Ideen, um Material und<br />
Form auf innovative Weise miteinander<br />
zu verbinden. So werden aus funktionalen<br />
Kleidungsstücken kunstvolle Objekte.<br />
Schuhe faszinieren immer wieder Künstler<br />
und inspirieren sie durch ihren starken symbolischen<br />
Bezug zu Macht, Erotik und Religion.<br />
Aber auch bei den Schuhdesignern ist<br />
jeder Schuh eine individuelle, künstlerische<br />
Kreation.<br />
Pfennigabsatz und Bananenschuh: Kobi Levi<br />
Fotos von Helmut Newton<br />
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