MAGAZIN MUSEUM.DE
MAGAZIN MUSEUM.DE
MAGAZIN MUSEUM.DE
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
64<br />
Frank Peter Jäger<br />
Die Sonderausstellung zur Wiedereröffnung<br />
des Potsdam Museums schildert, wie<br />
Friedrich der Große Potsdam ab 1740 zur<br />
Residenzstadt von europäischem Format<br />
ausbaute.<br />
Nach mehr als 100 Jahren kehrte das Stadtmuseum<br />
der brandenburgischen Landeshauptstadt<br />
2012 an seinen ursprünglichen<br />
Platz ins Alte Rathaus am Alten Markt<br />
zurück. Die Neueröffnung feierte man<br />
mit der Sonderausstellung »Friedrich und<br />
Potsdam – die Erfindung (s)einer Stadt«,<br />
kuratiert von Museumsdirektorin Dr. Jutta<br />
Götzmann und ihrem Team.<br />
Mehr als 190 Kunstwerke, darunter<br />
Gemälde, Handzeichnungen, Skulpturen,<br />
Möbel, Bauschmuck und Fayencen,<br />
veranschaulichen Potsdams Ausbau zu<br />
einer der schönsten europäischen Residenzstädte.<br />
Im Zentrum der Ausstellung stehen die<br />
königlichen Bauaktivitäten in Potsdam<br />
während der Regierungszeit Friedrichs<br />
des II. Die 46 Jahre von 1740 bis 1786<br />
waren eine der prägendsten Phasen für<br />
die Entwicklung der Stadt. Auf 500 Quadratmetern,<br />
gegliedert in fünf thematische<br />
Räume wird die Baugeschichte Potsdams<br />
in der friderizianischen Ära dokumentiert.<br />
Die Szenographen Duncan McCauley<br />
aus Berlin inszenierten die Wandlung<br />
Die Raumansicht gewährt einen Blick auf die Ausstellungsarchitektur und ihre fließenden Formen.<br />
Friedrich und Potsdam – die Erfindung (s)einer Stadt<br />
Stills aus der zehnminütigen Filminstallation »Der<br />
Alte Markt«. Die Medieninstallation besteht aus<br />
animierten historischen Illustrationen vom Alten<br />
Rathaus und dem ehemaligen Palast Barberini.<br />
der Stadt unter Friedrich dem Großen als<br />
räumlich-visuelle Zeitreise: Neben einem<br />
Film, der zurück versetzt in das Potsdam<br />
des Rokoko, banden sie die Ausstellungsstücke<br />
in eine von den Bauformen der<br />
Epoche inspirierte Ausstellungsarchitektur<br />
ein, die ein alle Räume durchziehendes<br />
Kontinuum bildet. Dadurch korrespondiert<br />
die Schau unaufdringlich mit<br />
dem Museumsgebäude und damit dem<br />
Erbe Friedrichs: Das ab 1753 von den<br />
Baumeistern Jan Boumann und Christian<br />
Ludwig Hildebrandt errichtete Rathaus<br />
zählt zu den Kernstücken der friderizianischen<br />
Platzgestaltung im Umfeld der<br />
königlichen Residenz.<br />
Sofern sie nicht frei im Raum stehen,<br />
befinden sich die Objekte in Vitrinen, die<br />
eine räumliche Einheit mit der übrigen<br />
Ausstellungsarchitektur bilden. Durch<br />
ihre Präsentation auf kräftigem Dunkelblau,<br />
in Anlehnung an Preußisch-Blau,<br />
heben sich diese Objekte wirkungsvoll<br />
gegenüber den eierschalfarbigen Ausstellungsmöbeln<br />
ab.<br />
Weil Tom Duncan und Noel McCauley den<br />
gezielten Einsatz akustischer und visueller<br />
Elemente schätzen, stützt sich die<br />
Ausstellung nicht alleine auf Architekturzeichnungen<br />
und historische Exponate:<br />
Mit den »Biografischen Stelen« entwickelten<br />
die Szenographen ein multifunktionales<br />
Element, das entfernt an einen<br />
Thron erinnert: Nimmt der Besucher auf<br />
einem der Stühle mit der hohen Lehne<br />
Platz, kann er einen Audiokommentar<br />
zu Person und Lebensweg bedeutender<br />
Einwohner des friderizianischen Potsdams<br />
abrufen. An den Audiostationen<br />
kann man tiefer einzutauchen in die Zeit,<br />
das alte Potsdam wird in seinen Persönlichkeiten<br />
und Biographien lebendig. Die<br />
ebenfalls von Duncan McCauley produzierte<br />
Filminstallation »Der Alte Markt«<br />
im Runden Saal verbildlicht durch eine<br />
panoramische Darstellung des Platzes<br />
Die Audiostationen »Biografische Stelen« lassen den Besucher in die Zeit des alten Potsdams eintauchen und informieren ihn über bedeutende Bewohner der Stadt.<br />
die städtebauliche Vision Friedrichs und<br />
ihre Umsetzung: Der zehnminütige Film<br />
zeigt den nach Vorstellungen des Königs<br />
umgestalteten Platz im Licht wechselnder<br />
Tageszeiten – vom frühen Morgen bis in<br />
die Nacht. Unterlegt mit einer städtischen<br />
Geräuschkulisse werden die gestalterischen<br />
Einflüsse für das Alte Rathaus und<br />
den ehemaligen Palast Barberini anhand<br />
von Vorbildern dargestellt. Dem Besucher<br />
wird damit ein unmittelbarer Vergleich<br />
möglich zwischen dem Ort, an dem er<br />
sich befindet, und den Plänen, die zu seiner<br />
heutigen Gestalt führten.<br />
Diese virtuelle Zeitreise ist ein Höhepunkt<br />
der Ausstellung und ein erzählerisches<br />
Mittel, das dem Besucher eine<br />
unmittelbare Verbindung zur Geschichte<br />
gewährt. Im weiteren Verlauf des Rundgangs<br />
werfen die Besucher einen Blick<br />
»hinter die Kulissen« dieser repräsentativen<br />
Enklave im Stadtgefüge: Thema ist<br />
die Diskrepanz zwischen dem äußeren<br />
Bild der friderizianischen »Capriccio-Ar-<br />
chitektur« und ihrer tatsächlichen Nutzbarkeit.<br />
Hier wird vermittelt, wie eigenwillig<br />
Friedrich der Große bei seinen<br />
Planungen vorging.<br />
Die Kombination von Objekt, Medien<br />
und Grafik sowie die den Wandel Potsdams<br />
interpretierende Formensprache<br />
der geschaffenen baulichen Elemente<br />
erleichtert die Vermittlung des scheinbar<br />
abstrakten Themas und eröffnet durch<br />
das Wechselspiel von horizontalen und<br />
vertikalen Flächen vielseitige Interpretationsebenen.<br />
Geleitet von der Idee eines<br />
»Erzählenden Raums« werden Gestalt<br />
und Thema der Schau zu einer inspirierenden<br />
Einheit verschmolzen.<br />
Die nach Plänen der Szenographen hergestellten<br />
Ausstellungselemente bilden<br />
ein modulares System und werden nach<br />
dem Ende von »Friedrich und Potsdam«<br />
für die Dauerausstellung zur Geschichte<br />
der Stadt Potsdam verwendet, die im September<br />
2013 eröffnen wird.<br />
Ausstellungsgestaltung &<br />
Medienproduktion<br />
Duncan McCauley GmbH & Co. KG<br />
www.duncanmccauley.com<br />
Kuratoren Potsdam Museum<br />
Dr. Jutta Götzmann<br />
Dr. des. Ines Elsner<br />
Thomas Sander<br />
Ausstellungsbau<br />
museumstechnik GmbH<br />
www.museumstechnik.com<br />
Ausstellungstechnik<br />
G. Fleischhauer<br />
Ing.-Büro Cottbus GmbH<br />
www.fleischhauer-cottbus.de<br />
Grafikdruck<br />
digidax gbr<br />
www.digidax.de<br />
Multitouchtisch<br />
Hardware & Programmierung<br />
interactive scape GmbH<br />
www.interactive-scape.com<br />
Exponateinrichtung<br />
Abrell & van den Berg<br />
Ausstellungsservice GbR<br />
www.abrell-vandenberg.de<br />
links: Das Bild erlaubt einen Blick auf die Vitrinen und<br />
veranschaulicht den farblichen Kontrast des Preußisch-<br />
Blau sowie die fließende Ausstellungsarchitektur.<br />
Fotos © Jan Bitter und Daniel Alexander<br />
65