gemeinsamer Kampf - Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und ...
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(Fortsetzung <strong>von</strong> Seite 3 <strong>und</strong> Ende)<br />
dass sich seit dem Ende des Kalten<br />
Krieges das Wettrüsten beschleunigt<br />
hat. Die Pläne der USA für ein neues<br />
Raketen-„Abwehrsystem“ müssten<br />
Besorgnis in Russland auslösen. Der<br />
Redner erläuterte den Vorschlag <strong>von</strong><br />
Präsident Medwedjew für einen neuen<br />
europäischen Sicherheitsvertrag<br />
<strong>und</strong> betonte: „Russland will Frieden<br />
im Interesse aller erreichen.“<br />
Wolfgang Gehrcke MdB (DIE<br />
LINKE) plädierte nachdrücklich<br />
für eine Nein zur NATO, <strong>zum</strong><br />
Lissabon-Vertrag, zu B<strong>und</strong>eswehr-Einsätzen<br />
im Ausland, für eine<br />
prinzipiell antifaschistische Politik,<br />
wie sie das Potsdamer Abkommen<br />
für Deutschland vorgezeichnet<br />
habe, für einen „Paradigmenwechsel<br />
in der deutschen Außenpolitik“.<br />
<strong>Kampf</strong> gegen Krise <strong>und</strong> gegen Krieg<br />
gehörten zusammen. Die NATO<br />
habe sich als Militärbündnis überlebt<br />
<strong>und</strong> müsse aufgelöst werden;<br />
NATO-Interventionen gelte es überall<br />
in der Welt zu stoppen <strong>und</strong> zu verhindern.<br />
In Deutschland müssten die<br />
US-Atomwaffen abgezogen, die US-<br />
Stützpunkte aufgelöst, Mitteleuropa<br />
müsse atomwaffenfrei werden. Eine<br />
KSZE-Folgekonferenz müsse einberufen,<br />
die EU könne nicht die Alternative<br />
zur NATO sein.<br />
Ein beträchtlicher Teil des griechischen<br />
Volkes empfinde Abneigung<br />
<strong>und</strong> Abscheu gegenüber<br />
der NATO, berichtete Prof. Dr. Agepios<br />
Papaneofytou (Athen), der das<br />
Griechische Komitee für Internationale<br />
Entspannung <strong>und</strong> Frieden vertrat.<br />
Die 1999 beschlossene NATO-<br />
Doktrin diene der weiteren Aufrüstung<br />
<strong>und</strong> erhöhe die Aggressivität<br />
des Bündnisses. Daher müsse es sofort<br />
aufgelöst werden.<br />
Mykhaylo P. Umanets, früherer Di-<br />
rektor des Kernkraftwerks Tschernobyl<br />
<strong>und</strong> ehemaliger Vorsitzender des<br />
Staatlichen Komitees der Ukraine für<br />
die Nutzung der Kernenergie, verurteilte<br />
den Krieg gegen das damalige<br />
Jugoslawien als „barbarischen Akt“<br />
<strong>und</strong> „Verbrechen an der Menschheit“.<br />
In nichts unterscheide sich da<strong>von</strong><br />
der Krieg im Irak. „In einem dritten<br />
Weltkrieg kann es keinen Sieger<br />
geben, sondern nur einen Besiegten:<br />
die ganze Welt“, erklärte der Redner.<br />
Dagegen gelte es die Öffentlichkeit<br />
zu mobilisieren.<br />
Dr. Mincho Nejdenow, stellvertre-<br />
tender Vorsitzender des Bulgarischen<br />
Antifaschistischen B<strong>und</strong>es, einer Organisation<br />
mit mehr als 20 000 Mitgliedern,<br />
sprach sich dafür aus, die<br />
nuklearen Arsenale nachhaltig zu<br />
reduzieren <strong>und</strong> die Gefahr der Weiterverbreitung<br />
<strong>von</strong> Atomwaffen einzudämmen.<br />
„Gegen wen will die<br />
NATO Europa beschützen?“ fragte<br />
er <strong>und</strong> forderte ebenfalls, sie aufzulösen.<br />
Prof. Dr. Volker Bialas (München)<br />
wies darauf hin, dass NATO <strong>und</strong> EU<br />
unter der Vokabel „Sicherheitsarchitektur“<br />
ihre Ausdehnung bis an die<br />
Grenzen Russlands verstehen <strong>und</strong><br />
dass sie <strong>von</strong> „Abrüstung“ reden, aber<br />
die weitere Militarisierung ihres politischen<br />
Handelns betreiben. Die UN<br />
dagegen definierten Sicherheit als<br />
„human security“, als „menschliche<br />
Sicherheit“.<br />
J. Bures (Prag), Vorsitzender der<br />
Bürgervereinigung „Soldaten gegen<br />
den Krieg“, erinnerte an den NATO-<br />
Beitritt der Tschechischen Republik<br />
am 12. März 1999, dem die Aggression<br />
gegen Jugoslawien folgte. Die<br />
NATO diene den USA dazu, ihre hegemonialen<br />
Interessen durchzusetzen;<br />
stufenweise werde auch die geostrategische<br />
Umklammerung der<br />
Russischen Föderation fortgesetzt.<br />
Sechzigjährige Erfahrungen mit<br />
NATO-Friedensversprechungen berechtigten<br />
<strong>zum</strong> Zweifel an Hoffnungen<br />
auf eine realistischere USA-<br />
Politik unter Obama.<br />
Valentin W. Tschernow, Vorsitzender<br />
der <strong>Gesellschaft</strong> „Einiges<br />
Odessa“, schlug eine verstärkte wech-<br />
selseitige Kommunikation vor. Prof.<br />
Dr. Oleg Platonow (Moskau), Präsident<br />
des Instituts „Russische Zivilisation“,<br />
führte aus, die Bedrohung<br />
der Welt durch den „chaotischen Abbau<br />
des kapitalistischen Systems“ erfordere<br />
ein neues Wertesystem.<br />
Pflüger, Abgeordneter des<br />
T obias<br />
Europaparlaments <strong>und</strong> Kandidat<br />
der LINKEN bei den Europawahlen,<br />
verwies auf den neuen „atlantischen<br />
Deal“, im Rahmen des jetzt <strong>von</strong> den<br />
USA betriebenen „burden sharing“<br />
(„Lastenteilung“) die Militarisierung<br />
der EU zu forcieren <strong>und</strong> beispielsweise<br />
das B<strong>und</strong>eswehr-Kontingent<br />
in Afghanistan aufzustocken.<br />
Schon heute ließen sich EU- <strong>und</strong><br />
NATO-Einsätze kaum noch <strong>von</strong>einander<br />
unterscheiden. Er forderte,<br />
die Truppen aus Afghanistan zurückzuziehen<br />
<strong>und</strong> den Lissabon-Vertrag<br />
zu verhindern. „60 Jahre NATO sind<br />
60 Jahre zuviel“, schloss er.<br />
Nikolaj W. Kolomeizew, Mitglied<br />
des Präsidiums des ZK der Kommunistischen<br />
Partei der Russischen Föderation,<br />
verurteilte das Streben der<br />
NATO, die Rolle des Weltpolizisten<br />
zu spielen. „Man muss die Interessen<br />
aller berücksichtigen“, betonte er.<br />
„Nur so lassen sich die Probleme unserer<br />
zerbrechlichen Welt lösen.“<br />
Prof. Dr. Zbigniew Wiktor (Wroc-<br />
akzente aktuell<br />
Gemeinsamer Wille – <strong>gemeinsamer</strong> <strong>Kampf</strong><br />
Ukrainische Konferenzdelegierte mit dem Friedenspreis Foto: Gabriele Senft<br />
ław), der die Grüße des polnischen<br />
Friedenskomitees überbrachte,<br />
schilderte den Widerstand in seinem<br />
Land gegen die NATO <strong>und</strong> gegen die<br />
Stationierung <strong>von</strong> US-Raketen. Der<br />
<strong>Kampf</strong> gegen die Kriegsdrohung sei<br />
eine Aufgabe für alle Bevölkerungsschichten.<br />
Auch verwies er auf die<br />
Rolle der Volksrepublik China als<br />
einer friedliebenden Macht in der<br />
asiatisch-pazifischen Region.<br />
Jurii G. Zubko, Vorsitzender der ukrainischen<br />
Organisation „Beenden wir<br />
den Krieg!“, sprach sich dafür aus,<br />
eine neue Konferenz für europäische<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Zusammenarbeit einzuberufen.<br />
Prof. Dr. Gregor Schirmer (Berlin)<br />
bezeichnete die EU als „die hässliche<br />
Schwester der hässlichen Hexe<br />
NATO“. Die im Lissabonner Vertrag<br />
vorgezeichnete Militarisierung der<br />
EU sei ein verhängnisvoller Irrweg<br />
<strong>und</strong> müsse verhindert werden.<br />
Edm<strong>und</strong> Schopka (Warschau), Mitglied<br />
der Polnischen Sozialistischen<br />
Partei, stellte das Polnische Antikriegskomitee<br />
mit seinen antiimperialistischen,<br />
antikapitalistischen <strong>und</strong><br />
antifaschistischen Zielen vor, das<br />
auch ein ethisch-kulturell f<strong>und</strong>iertes<br />
Konzept verfolge.<br />
Brigitte Queck (Potsdam) <strong>von</strong><br />
der Initiative „Mütter gegen den<br />
Krieg“ berichtete über deren wöchentliche<br />
Mahnwachen „gegen alle<br />
Kriege auf der Welt“ <strong>und</strong> rief aus:<br />
„Gäbe es das sozialistische Weltsystem<br />
noch, dann gäbe es NATO-<br />
Aggressionskriege in ihrem jetzigen<br />
Ausmaß nicht!“<br />
Die ukrainische Parlamentsabgeordnete<br />
Zarema Katusheva, stellvertretende<br />
Ministerin für Arbeit <strong>und</strong> Sozialpolitik,<br />
stellte fest: „An den Mythos<br />
<strong>von</strong> Friedensliebe der NATO<br />
glaubt heute niemand mehr.“ Die<br />
Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung<br />
sei gegen einen NATO-Beitritt<br />
ihres Landes. Die Rednerin übergab<br />
als symbolische Geschenke ihrer<br />
Delegation an die GBM ein kunstvoll<br />
besticktes Tischtuch <strong>und</strong> eine<br />
Steckpuppe.<br />
In Schlussbemerkungen würdigte<br />
Prof. Richter die Konferenz als<br />
eine „hochrangige, kompetente <strong>und</strong><br />
repräsentative Versammlung“. Alle<br />
denkbaren Bündnispartner in Europa<br />
sollten über deren Ergebnisse unterrichtet<br />
<strong>und</strong> <strong>zum</strong> Protest gegen<br />
NATO-Kriege aufgerufen werden.<br />
Geprüft werden solle der Gedanke,<br />
ein Vorbereitungskomitee für<br />
ein internationales Tribunal über<br />
die Verbrechen der NATO gegen<br />
Frieden <strong>und</strong> Menschlichkeit zu bilden.<br />
Abschließend bekräftigte Wolfgang<br />
Richter die übereinstimmende<br />
Forderung nach Austritt aus der<br />
NATO <strong>und</strong> nach der Auflösung dieses<br />
Kriegsbündnisses.<br />
isc-