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BORGWARD | EIN MYTHOS AUS BREMEN<br />

D<br />

ie Borgward-Werke sind schon<br />

seit der Insolvenz 1961 geschlossen,<br />

aber der Mythos der Marke<br />

ist ungebrochen. Zahlreiche Fans<br />

– nicht nur in Bremen – hegen und pflegen<br />

ihre Fahrzeuge. Regelmäßig trifft sich der<br />

Stammtisch des Borgward-Clubs Bremen.<br />

Gründer war 1981 Johann Duhn, der in den<br />

Borgward-Werken als Betriebsmaurer arbeitete.<br />

In seiner Garage stehen gleich zwei Borgward:<br />

ein Isabella-Coupé von 1954 und eine<br />

Limousine des gleichen Typs, auf die Duhn<br />

besonders stolz ist. „Das ist das letzte Fahrzeug,<br />

das in den Werken vom Band lief“,<br />

sagt er. Das Fahrgestell trägt die Nummer<br />

1507446, und wann die Bänder abgestellt<br />

wurden, weiß der 71-Jährige noch ganz<br />

genau. „Das war die Nacht vom 2. auf den 3.<br />

August 1961“, erinnert er sich. Das Konkursverfahren<br />

wurde schließlich am 11.<br />

September 1961 eröffnet.<br />

„Die Mitarbeiter wurden ja nicht auf einen<br />

Schlag, sondern in Etappen entlassen“, erzählt<br />

Duhn. Mit Abständen wurden in der<br />

schwierigen Zeit auch noch Autos produziert.<br />

Das Ende war für die Mitarbeiter bereits<br />

ab Frühjahr 1960 abzusehen. „Ab 59<br />

war der Absatz schon nicht mehr so da“,<br />

sagt Duhn. „Autos, die per Schiff in die<br />

USA geliefert wurden, kamen postwendend<br />

wieder zurück. Das war eine Absatzkrise<br />

wie vor zwei Jahren“, sagt er. Andere Autofirmen<br />

wie BMW und Volkswagen hätten<br />

auch große Probleme gehabt, diese seien<br />

aber von der Politik gestützt worden. Zwar<br />

hatte es auch bei Borgward Bestrebungen<br />

von Ford und Chrysler gegeben, in das Unternehmen<br />

einzusteigen. Da Firmenchef<br />

Carl F. W. Borgward aber keine Macht ab-<br />

18<br />

<strong>HORNER</strong> <strong>Magazin</strong> | Sommer 2011<br />

geben wollte, zerschlugen sich diese Hoffnungen.<br />

Teil der Familiengeschichte<br />

Für Johann Duhn ist mit dem Konkurs von<br />

Borgward auch ein Teil seiner Familiengeschichte<br />

zuende gegangen. „Die ganze Familie<br />

hat dort gearbeitet, mein Vater alleine<br />

über 36 Jahre“, erzählt er. Geblieben sind<br />

ihm die Autos und seine Erinnerungen.<br />

Noch heute schwärmt er von der Technik,<br />

die allen anderen Autos überlegen gewesen<br />

sei. „Schon die Ausstattung war umfangreicher.<br />

Eine automatische Scheibenwaschanlage<br />

und Parkleuchten gab es damals<br />

sonst nicht.“ Von seiner Isabella-Limousine<br />

wurden insgesamt nur 2000 Stück gebaut.<br />

„Die hat ein schwarzes Armaturenbrett und<br />

Ein wunderbares Borgward Hansa 1500 Sportcoupé aus dem Jahre 1954<br />

war besser ausgestattet als die anderen“,<br />

sagt der Experte. Erste Besitzerin des Wagens<br />

sei eine ältere Dame gewesen, die den<br />

Wagen schließlich an ihren Sohn weitergab.<br />

Von diesem kaufte Duhn später das automobile<br />

Sammlerstück.<br />

Zu schade für den alltäglichen Gebrauch,<br />

holt der 71-Jährige seine Isabellas nur selten<br />

aus der schützenden Garage. „Ab und<br />

zu fahre ich damit eine Hochzeit, für viele<br />

Leute ist das ein Traum.“ Auch bei Borgward-Treffen<br />

ist er regelmäßig zu sehen.<br />

Für Johann Duhn ist Borgward nicht nur<br />

ein Auto, sondern auch ein Wahrzeichen<br />

Bremens. „Wie der Roland und die Weser“,<br />

ist er überzeugt.<br />

Ein sichtbares Zeichen der großen Bedeutung,<br />

die Carl F. W. Borgward in seinen besten<br />

Zeiten in Bremen hatte, ist der<br />

ehemalige Familiensitz an der Horner Heerstraße<br />

11-13. Obwohl sie schon seit 2002<br />

Vollblut “Borganier” - Bernd Krugenberg<br />

nicht im Familienbesitz ist, wird die weiße,<br />

imposante Villa mit dem Namen Borgward<br />

wohl immer verbunden bleiben. Bis zu seinem<br />

Tod 1963 diente sie dem Patriarchen<br />

und Automobilproduzenten als letzten<br />

Wohnsitz.<br />

An die Zeit in dem weitläufigen Anwesen<br />

hat Tochter Monica Borgward noch lebhafte<br />

Erinnerungen. Sie selbst fährt keinen<br />

Oldtimer aus der väterlichen Produktion,<br />

sondern in einem französischen Wagen, der<br />

schon etliche Jahre auf dem Buckel hat.<br />

„Ein Borgward wäre bei mir verschwendet.<br />

Mir sind Autos gleichgültig“, sagt sie.<br />

Trotzdem ist sie stolz auf den Mythos, der<br />

den Namen nach wie vor umweht. „Es gibt<br />

noch sehr viele Interessengemeinschaften,<br />

die sich den Erhalt der Autos auf die Fahnen<br />

geschrieben haben“, sagt sie.<br />

Ästhetik der Formen<br />

Für Monica Borgward sind vor allem die<br />

Ästhetik der Formen, die damals fortschrittliche<br />

Technik und die Firmengeschichte<br />

für das große Interesse an den<br />

Autos verantwortlich. Sie sagt aber auch:<br />

„Wenn die Wagen noch produziert würden,<br />

wer weiß, ob sie dann noch so hoch geschätzt<br />

würden.“<br />

Monica Borgward vor ihrem alten Zuhause,<br />

der Villa in Horn-Lehe

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