KARDIOTECHNIK Perfusion - Deutsche Gesellschaft für ...
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Elementarvektor<br />
Elementarvektor<br />
Abb. 7: Kräfteparallelogramm<br />
einer einzelnen Zelle auftritt und aufgezeichnet<br />
werden kann. Er stammt von dem<br />
Grund-Baustein (Elementar-Baustein) des<br />
Herzmuskels, der einzelnen Myokardzelle<br />
bzw. -faser, und hat eine Richtung.<br />
Der Herzmuskel enthält Millionen Muskelfasern,<br />
und in jeder dieser einzelnen<br />
Muskelfasern entsteht bei Erregung eine<br />
Spannungsveränderung, deren Richtung<br />
und Größe durch einen kleinen Elementarvektor<br />
dargestellt werden kann.<br />
Diese Millionen von Elementarvektoren<br />
summieren sich zum so genannten Summationsvektor.<br />
Dazu siehe auch Abb. 7.<br />
Entsprechend dem Kräfteparallelogramm<br />
(Abb. 7) addieren sich alle Elementarvektoren<br />
der Erregungsausbreitung zu<br />
vielen nacheinander ablaufenden Momentanvektoren,<br />
die zusammen eine Schleife<br />
(Vektorschleife, Abb. 8) ergeben. In dieser<br />
Vektorschleife, die mittels eines Vektorkardiographen<br />
aufgezeichnet werden kann,<br />
können die Vorhofschleife (P), die Schleifen<br />
der Erregungsausbreitung (QRS) und<br />
die Erregungsrückbildung der Kammern<br />
(T) voneinander unterschieden werden.<br />
Größe der Spannungen im EKG<br />
Die Größe der Spannungen im EKG ist von<br />
der Zahl der ablaufenden Vektoren und der<br />
Art der Summation abhängig. Zwei weitere<br />
Faktoren haben jedoch auf die Größe und<br />
Richtung der projizierten Vektoren einen Einfluss:<br />
Je näher die zum Registrieren angelegte<br />
EKG-Elektrode dem abzubildenden Vektor<br />
liegt, desto größer wird dieser im EKG erscheinen.<br />
Zum Zweiten muss man beachten,<br />
dass es sich beim Herzen um ein Hohlorgan<br />
handelt und die Vektoren der Vorderwand und<br />
der Hinterwand summiert werden müssen –<br />
bei entgegengesetzter Richtung kommt es zu<br />
einer „Verkleinerung“ des abgebildeten Vektors.<br />
Um auf die Problematik in der OPCAB-<br />
Chirurgie zurückzukommen: Beim Anbringen<br />
der Klebeelektroden muss auf das<br />
Operationsgebiet Rücksicht genommen<br />
werden, d. h. die Elektroden werden weit<br />
<strong>KARDIOTECHNIK</strong> 2/2004<br />
Summationsvektor<br />
Abb. 8: Vektorschleifen<br />
dorsal am Thorax bzw. am Schultergürtel<br />
angebracht. Dadurch sind sie relativ weit<br />
vom Herzen entfernt und bieten (siehe<br />
oben) nur eine schwache Signalqualität<br />
(kleiner Vektor, geringe Amplitude im<br />
EKG). Wenn dann, wie in der OPCAB-<br />
Chirurgie oft angewandt, das Herz mittels<br />
Saugglocke aus dem Thorax gehoben wird,<br />
ist eine ausreichende Signalqualität nicht<br />
mehr gegeben:<br />
– abzubildender Vektor zu klein (nur<br />
selten wird hier über die normalen<br />
EKG-Ableitungen ein ausreichendes<br />
Signal übermittelt)<br />
–Triggerung der Gegenpulsation nicht<br />
möglich, da die R-Zacke aufgrund der<br />
zu geringen Signalamplitude nicht<br />
mehr detektiert werden kann<br />
Aus der geschilderten Problematik bietet<br />
sich die Ableitung eines intrakardialen<br />
EKGs als Trigger an. Die Gewinnung und<br />
Weiterleitung des Signals birgt aber in der<br />
Praxis einige Tücken in sich. Da in der OP-<br />
CAB-Chirurgie aber fast immer temporäre<br />
Herzschrittmacher eingesetzt werden, bieten<br />
sich diese Geräte zur Lösung dieser<br />
Problematik an.<br />
SIGNALDETEKTION UND -VERARBEI-<br />
TUNG MITTELS INTERFACE UND<br />
TEMPORÄREM SCHRITTMACHER<br />
Zur Triggerung der Gegenpulsation wird<br />
die R-Zacke des EKGs verwendet. Die R-<br />
Zacke stellt die Erregung der Muskulatur<br />
des rechten und linken Ventrikels dar, wobei<br />
die Erregung des linken Ventrikels<br />
(durch die größere Muskelmasse) die Vektoren<br />
der Erregung des rechten Ventrikels<br />
überlagert.<br />
Da es bei der Steuerung der IABP auf den<br />
linken Ventrikel ankommt, wird das Sensing-Signal<br />
des linken Ventrikels verwertet.<br />
Voraussetzung hier<strong>für</strong> ist der Einsatz eines<br />
zumindest VVI-Schrittmachers. In der Regel<br />
wird aber ein DDD-System verwendet.<br />
Die Implantation einer bipolaren Elektrode<br />
durch den Chirurgen ist der erste<br />
Schritt. Diese wird an den Schrittmacher<br />
P<br />
QRS<br />
T<br />
angeschlossen. Über das Interface, in dem<br />
das Sensing-Signal verarbeitet und verändert<br />
wird, wird das Signal an die Gegenpulsation<br />
weitergeleitet und triggert dort das<br />
Aufblasen (Inflation) bzw. das Leersaugen<br />
(Deflation) des Ballons.<br />
Zitat aus der Produktbeschreibung der<br />
Dr. Osypka GmbH:<br />
„Mit dem Interface BPI 202 ist es möglich,<br />
marktübliche Ballonpulsationspumpen<br />
(Aortenpumpen) mit einem kompatiblen<br />
externen Herzschrittmacher zu synchronisieren.<br />
Alle Ballonpulsationspumpen<br />
mit drei- oder fünfpoligem Oberflächen-EKG-Anschluss<br />
können mit dem Interface<br />
BPI 202 verbunden werden.<br />
Zur Steuerung der Ballonpulsationspumpe<br />
mit Hilfe des Schrittmachers wird<br />
das Signal des Ventrikel-Kanals genutzt<br />
und weiterverarbeitet. Am Ausgang des Interfaces<br />
wird ein Signal bereitgestellt, dessen<br />
elektrische Erscheinung (Form, Impulsamplitude,<br />
Basisbreite) einem Oberflächensignal<br />
(R-Welle) ähnelt.<br />
Um sowohl bei stimulierter als auch bei<br />
spontaner Kammeraktion eine synchrone<br />
Tätigkeit zwischen Herz und Ballonpulsationspumpe<br />
zu erreichen, wird das Ausgangssignal<br />
zeitlich angepasst:<br />
– Nach der Wahrnehmung einer R-Welle<br />
wird das Ausgangssignal nur geringfügig<br />
verzögert. Die Verzögerung<br />
beträgt ca. 5 ms, wenn die R-Wellen-<br />
Amplitude etwa doppelt so groß ist<br />
wie die eingestellte Empfindlichkeit.<br />
– Nach der Abgabe eines Stimulationsimpulses<br />
im Ventrikel erfolgt eine etwas<br />
längere Signalverzögerung, ca.<br />
35 ms, um die Latenzzeit des Herzmuskels<br />
(die Zeit zwischen Impulsabgabe<br />
und der dadurch ausgelösten Depolarisation)<br />
zu überbrücken.<br />
Zur Kontrolle wird die Signalabgabe des<br />
Interfaces durch Aufleuchten einer Diode<br />
angezeigt.“<br />
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