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Taunus Zeitung - Frankfurter Neue Presse

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Seite 10 WIRTSCHAFT Samstag, 2. Oktober 2010<br />

Claus, Sie haben die Wisag aus dem<br />

Nichts aufgebaut. Wiesind Sie als damals<br />

angehender Akademiker ausgerechnet<br />

darauf gekommen, Putzmann<br />

zu werden?<br />

Claus Wisser: Nun, entweder sucht<br />

man sich eine unangenehme Tätigkeit,<br />

von der man weiß, dass sie andere<br />

nicht gerne machen. Und weil<br />

sie unangenehm ist, wird sie gut bezahlt.<br />

Oder man sucht sich etwas<br />

aus, was einem Spaß macht. Und<br />

meine Marketing-Idee war, etwas zu<br />

machen, was niemand sonst machen<br />

will: Putzen. Da hast Du eine<br />

Chance, da ist der Markt groß, dachte<br />

ich mir.<br />

Wassagte IhreMutter dazu?<br />

Wenn der Vater mitdem Sohne...<br />

Bei der Wisag leiten der Firmengründer Claus<br />

Wisser und sein Sohn Michael das Milliarden-<br />

Unternehmen gemeinsam. Der Vater ist ein echter<br />

Selfmademan. Der Sohn, Wirtschaftsprüfer und<br />

Steuerberater,hat Karriereals Unternehmensberater<br />

gemacht. Der eine führt heute den Aufsichtsrat<br />

der Wisag, der anderedie Geschäftsleitung. Wie<br />

es dazu kamund wie die beiden miteinander<br />

umgehen, darüber sprachen Jana Braun, Brigitta<br />

Adolf,Konstantin Buchmann und LucasDonnerstag<br />

mit Claus Wisser und Michael C. Wisser.<br />

Claus Wisser: Meine Mutter hatte<br />

sich immer gewünscht, dass ich ein<br />

respektabler Banker werde. Sie sagte:<br />

„Ei, Bub. Da hast Du Abitur und<br />

wirst Putzfrau!“ Sie fand das<br />

schrecklich.<br />

Michael, bevor Sie indas elterliche Unternehmen<br />

eingestiegen sind, haben Sie<br />

Karriere bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Arthur Andersen gemacht.<br />

Wollten Sie ursprünglich nicht bei der<br />

Wisag arbeiten?<br />

Michael C. Wisser: Ich wollte eigentlich<br />

nicht ins Unternehmen<br />

meines Vaters. Deshalb habe ich<br />

nach meinem Studium bei Arthur<br />

Andersen angefangen und dort acht<br />

Jahre gearbeitet – mit viel Spaß.<br />

Hätte mich mein Vater ein Jahr frü-<br />

her gefragt, ob ich ins Unternehmen<br />

kommen wollte, hätte ich das<br />

mit einem Nein beantwortet.<br />

Und warum haben Sie ein Jahr später<br />

anders entschieden?<br />

Michael C. Wisser lachend: Das frage<br />

ich mich auch manchmal. Ernsthaft:<br />

Zunächst fand ich es toll, dass<br />

er mich überhaupt gefragt hat, ob<br />

ich Lust hätte. Hinzu kam, dass ich<br />

das Gefühl hatte, dass die Lernkurve<br />

bei Arthur Andersen nach acht Jahren<br />

flacher wird. Da war ich aber<br />

erst 29 Jahre alt. Und als sich dann<br />

die Frage stellte, ob wir das Unternehmen<br />

verkaufen –zum Teil zumindest<br />

–, habe ich gesagt: O.K.,<br />

dann mach ich’s,das war aber keine<br />

leichte Entscheidung.<br />

Claus Wisser: Das war vor knapp<br />

neun Jahren. Da hat Michael ja<br />

auch nicht sofort Ja gesagt. Die Familie<br />

hat ein ganzes Wochenende<br />

zusammengesessen. Michael hat die<br />

Situation analysiert und ist zu dem<br />

Schluss gekommen, dass es besser<br />

ist, wenn die Familie allein bleibt.<br />

Unvorsichtigerweise sagte er, wir<br />

bleiben alleine. Da habe ich ihn<br />

beim Wort genommen. Zwar hat er<br />

mir dann einen Brief geschrieben,<br />

aus dem ich den Eindruck gewann,<br />

dass er sich aus der Verantwortung<br />

ziehen will. Aber wir haben uns<br />

ausgesprochen und das geklärt. Und<br />

so wurde Michael Mitglied der Geschäftsführung<br />

für den Bereich Finanzen.<br />

Konto zum Nulltarif? Mein Giro kann mehr!<br />

„Ich habe hier nichts zu sagen.<br />

Ich bin hier nur der Eigentümer.“<br />

Claus, Sie waren damals im Aufsichtsrat.<br />

Der wurde genau wie die Geschäftsführung<br />

von Familien-Externen<br />

geführt. Zu einem echten Familienunternehmen<br />

wurde die Wisag erst später.<br />

Claus Wisser: Das war vor drei Jahren.<br />

Da starb plötzlich der damalige<br />

Alleinvorstand Otto Möller. Mein<br />

Sohn Michael war damals noch<br />

jung, war aber seit fünf Jahren im<br />

Unternehmen auch als Aufsichtsrat<br />

aktiv. Da bin ich auf die Idee gekommen,<br />

dass er Otto Möllers<br />

Nachfolger wird und ich den Aufsichtsratsvorsitz<br />

übernehme.<br />

Michael, offiziell ist Ihr Vater nicht<br />

mehr im Management tätig. Mischt er<br />

sich trotzdem noch ins tägliche Geschäft<br />

ein?<br />

Michael C. Wisser schmunzelnd:<br />

Dazu möchte ich ein Beispiel bringen:<br />

Ich sitze mit Kunden, Lieferanten<br />

oder Geschäftspartnern zusammen.<br />

Da kommt er rein und sagt:<br />

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„Ich habe hier nichts zu sagen. Ich<br />

bin hier nur der Eigentümer.“ Dann<br />

ist schon viel gesagt, nicht? Es gibt<br />

eben passive Aufsichtsräte; und es<br />

gibt aktive Aufsichtsräte. Letztere<br />

sind jeden Tag im Unternehmen,<br />

platzen in Meetings, geben Ratschläge<br />

– gefragt und manchmal<br />

ungefragt. Und zur letzten Kategorie<br />

gehörst eher Du Vater,nicht?<br />

Undwie werten Siedieses Verhalten?<br />

Michael C. Wisser: Nun, das ist gar<br />

nicht bös gemeint von ihm. Ich<br />

glaube, er kann gar nicht anders. Er<br />

hat das Unternehmen aufgebaut, 45<br />

Jahre lang. Da ist das normal. Und<br />

das muss man wissen, wenn man zu<br />

einem Familienunternehmen geht.<br />

Gerade, wenn man als Sohn hingeht.<br />

Dann ist das eine ganz besondere<br />

Herausforderung zwischen Vater<br />

und Sohn.<br />

Waresschwierig, sich aneinander zu<br />

gewöhnen?<br />

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junge zeitung<br />

Claus Wisser: Am Anfang war die<br />

Zusammenarbeit schwieriger als<br />

heute. Heute ist das relativ unkompliziert.<br />

Wir respektieren uns und<br />

kommen gut miteinander aus. Was<br />

interne Abstimmungen anbelangt,<br />

gibt es da auch relativ wenige Differenzen.<br />

Sonst würden wir auch<br />

nicht so locker hier zusammensitzen.<br />

Er geht sehr ordentlich mit mir<br />

um. Er ist begabt, fleißig und tüchtig<br />

und macht eine Menge guter Sachen.<br />

Da bin ich sehr zufrieden.<br />

Michael C. Wisser: Schreiben Sie<br />

das bitte rein! (Beide lachen laut).<br />

Claus Wisser: Es ist doch schön,<br />

dass man sich Stück für Stück zurückziehen<br />

kann und es trotzdem<br />

mit Schwung weitergeht. Das freut<br />

mich sehr.<br />

Das klingt ja sehr harmonisch. Aber<br />

Claus, Sie haben bei Null angefangen.<br />

Sie, Michael, haben das Unternehmen<br />

vom Vater übernommen. Inwieweit<br />

Giro wie<br />

ist das<br />

schön!<br />

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„Ach Vater, mal ehrlich: Ein Verkauf ist<br />

doch für Dich nicht wirklich eine Option.“<br />

unterscheidet sich deshalb Ihre Unternehmensführung?<br />

Claus Wisser: Gar nicht. (lacht)<br />

Fotos: Sven-Sebastian Sajak<br />

Michael C. Wisser: Also gar nicht,<br />

stimmt nicht. Als Wirtschaftsprüfer<br />

und Steuerberater habe ich Regularien<br />

und Formalien eingebläut bekommen.<br />

Vorallem aber denke ich<br />

mehr in Strukturen. Das unterscheidet<br />

uns ein Stück und ist auch nötig,<br />

wenn das Unternehmen schon<br />

eine bestimmte Größe erreicht hat.<br />

Da braucht es eine bestimmte Form<br />

der Organisation, dass ein Unternehmen<br />

überhaupt noch auf Kurs<br />

bleibt.<br />

Dann waren Sie essicherlich, der vorgeschlagen<br />

hat, das Unternehmen in<br />

drei Gesellschaften aufzuspalten und<br />

diesen vorzustehen?!<br />

Michael C. Wisser: Das stimmt. Das<br />

warmeine Idee.<br />

Gab es da keine Meinungsverschieden-<br />

heiten zwischen Ihnen beiden?<br />

Claus Wisser.Nein, keine.<br />

Nun träumt kaum ein junger Mensch<br />

davon, Gebäudereiniger oder Wachmann<br />

zu werden. Haben Sie Probleme,<br />

Mitarbeiter zu finden?<br />

Michael C. Wisser: Zunächst einmal<br />

bieten wir eine Vielzahl von Ausbildungsplätzen<br />

an –vom Gebäudereiniger<br />

über die Bürokaufleute bis<br />

hin zu hochspezialisierten Berufen,<br />

für die man mit einem Abitur wohl<br />

besser gewappnet ist. Natürlich ist<br />

die Wahl des Gebäudereiniger-Berufs<br />

nur selten die erste. Aber es<br />

gibt ganz viele, die bleiben. Weil es<br />

ihnen vielleicht doch Spaß macht<br />

und weil sie bei uns gute Entwicklungschancen<br />

haben. Viele der Niederlassungsleiter<br />

in der Gebäudereinigung<br />

haben beispielsweise den<br />

Beruf von der Pike auf gelernt, mit<br />

Eimer und Schrubber.<br />

Claus, Sie fördern auch Doktoranden,<br />

die untersuchen, wie Menschen mit<br />

Niedriglohn-Berufen leben. Plagt Sie<br />

als früheren Jungsozialisten das<br />

schlechte Gewissen, weil viele Wisag-<br />

Mitarbeiter so wenig verdienen?<br />

Claus Wisser: Nein. Es gibt Tarife.<br />

Und an die halten wir uns. Ich würde<br />

auch den Mitarbeitern, die keine<br />

Ausbildung haben und in Niedriglohn-Berufen<br />

tätig sind, ja gerne<br />

mehr zahlen. Aber das lässt der<br />

Wettbewerb derzeit nun mal nicht<br />

zu.<br />

Michael, haben Sie Kinder? Und sollen<br />

die später bei der Wisag einsteigen?<br />

Michael C. Wisser: Ich habe drei<br />

Kinder und die sollen auch die<br />

Wahl haben, wie ich sie gehabt habe.<br />

Wenn sie ins Unternehmen einsteigen<br />

wollen und das auch können,<br />

gerne. Wenn sie Anwalt, Maler<br />

oder Musiker werden wollen, ist das<br />

auch in Ordnung.<br />

Claus Wisser: Wenn eine Firma gut<br />

läuft, kann man sie ja jederzeit verkaufen.<br />

Obwohl: Mir würde das<br />

auch heute noch sehr schwer fallen,<br />

weil sie eben mein Lebenist.<br />

Michael C. Wisser: Ach Vater, mal<br />

ehrlich: Ein Verkauf ist doch für<br />

Dich nicht wirklich eine Option.<br />

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