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Vom Mythos des Funktionalismus - Hochschule für Gestaltung ...

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Bernhard E. Bürdek<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Mythos</strong> <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong><br />

In: <strong>Vom</strong> <strong>Mythos</strong> <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong>. 1997. Franz Schneider Brakel (Hg.). Köln: Verlag der<br />

Buchhandlung Walther König. S. 7-16.<br />

Veröffentlichung auf der Homepage <strong>des</strong> Studienbereichs Industrial Design der hgkz mit<br />

freundlicher Genehmigung <strong>des</strong> Herausgebers. Alle © bei Franz Schneider Brakel.<br />

Kaum ein Begriff hat die Debatte <strong>des</strong> Designs im 20. Jahrhundert derart dominiert wie der <strong>des</strong><br />

<strong>Funktionalismus</strong>. Seit den 20er Jahren – also seit der Zeit <strong>des</strong> Bauhauses in Weimar und<br />

Dessau – wurde mit dem Begriff "funktional" eine Produktkultur beschrieben, die zwar in<br />

Deutschland schon überwunden ist oder gar bereits vergessen zu sein scheint, die aber im<br />

Ausland immer noch das Bild <strong>des</strong> deutschen Designs prägt. Es ist dort weitgehend unbemerkt<br />

geblieben, daß im Lande Goethes und Beethovens in den 80er Jahren ein Designbegriff<br />

korrumpiert wurde, der bis dahin die Identität der Produktgestaltung ausmachte.<br />

Dem vermeintlich "neuen deutschen Design" (1), das sich insbesondere durch seine radikalen<br />

Attacken gegen den <strong>Funktionalismus</strong> profiliert hat, ist es allerdings nicht gelungen, etwas<br />

dauerhaft Neues zu entwickeln. Gegen etwas zu sein, ist eben nur die eine Seite der Medaille.<br />

Die große Chance, das neue deutsche Design mit den sich rasant entwickelnden neuen<br />

Technologien (gemeint sind die sogenannten C-Technologien wie zum Beispiel Computer<br />

Aided Design oder Computer Aided Manufacturing) zu verbinden, wurde noch nicht einmal<br />

ansatzweise erkannt, geschweige denn auch nur experimentell versucht. "Die deutsche Schule<br />

der Schweißer und Black & Decker-Werkler", wie sich Layla Dawson (2) einmal sarkastisch<br />

ausdrückte, war eben weitgehendst technologiefeindlich eingestellt. Die Krönung ihres<br />

gestalterischen Handelns sahen ihre Protagonisten dann erreicht, wenn ihre noch lackfeuchten<br />

Produkte den Weg in ein Kunstgewerbemuseum gefunden hatten.<br />

Nun geht es mir hier nicht darum, erneut das Hohelied <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong> anzustimmen.<br />

Diese Melodie und alle Refrains kennen wir zu gut. Auch möchte ich keinesfalls die schon oft<br />

erzählte Geschichte <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong> repetieren. Hierzu gibt es genügend Publikationen,<br />

auf die ich verweisen kann (3). Vielmehr scheint es mir reizvoll zu sein, einfach einmal ganz<br />

weit zurückzuschauen – also der Frage nachzugehen, was <strong>Funktionalismus</strong> einmal war.


Allenthalben wird ja das Ende der Welt der Gegenstände proklamiert. Man erzählt uns, daß<br />

2<br />

wir im Zeitalter <strong>des</strong> Digitalen, der Entmaterialisierung oder gar bereits der virtuellen Realität<br />

leben. Aber diese Behauptungen sind genauso widersprüchlich wie die benutzten Begriffe.<br />

Entweder ist nämlich das Jetzt real oder virtuell. Bei<strong>des</strong> zusammen kann es nicht sein.<br />

Verschwinden wir also bereits im Cyberspace, wie uns die Apologeten der "Beschleunigten<br />

Neuen Medien", wie Florian Rötzer und Norbert Bolz, permanent glaubhaft machen wollen,<br />

oder bleiben doch noch ein paar Gegenstände übrig? Ich will versuchen, diese und andere<br />

Fragen zu beantworten und dabei relativ geschwind durch die Zeiten zu eilen. Der<br />

<strong>Funktionalismus</strong> galt, zumin<strong>des</strong>t im deutschsprachigen Raum, über Jahrzehnte hinweg als das<br />

erkenntnistheoretische Credo <strong>des</strong> Designs. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

begründete sich darauf das "Prinzip der Guten Form". Daß dabei die Form immer nur<br />

funktional verstanden wurde, rührte wohl vom schlechten Gewissen mancher Designer her.<br />

Sie <strong>für</strong>chteten, als "Frisöre" zu gelten, wie sie Max Bill später einmal bezeichnete. Die<br />

Formgebung allein reichte eben nicht aus, lag sie doch zu nahe an der kunstgewerblichen<br />

Tradition, die man abschütteln wollte. Daß aber Formgebung auch Sinngebung bedeuten<br />

könnte, <strong>für</strong> diese Erkenntnis war die Zeit noch nicht reif genug.<br />

Wie sehr die Funktion die Form bestimmen kann, zeigte sich in eindrucksvoller Weise an den<br />

Entwurfsbeispielen der Ulmer <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Gestaltung</strong>. Die akribisch durchgeführten<br />

Funktionsanalysen führten zu weitestgehend ähnlichen formalen Lösungen. Die Ausnahme<br />

bildeten die Projekte Walter Zeischeggs, der seine bildhauerische Tradition nie verleugnete.<br />

Der Begriff "Funktion" ist mehrdeutig. Die allgemeine Bedeutung <strong>des</strong> Wortes meint laut<br />

Brockhaus-Enzyklopädie (19. Auflage) "Aufgabe, Tätigkeit, Stellung (innerhalb eines<br />

größeren Ganzen)", womit eigentlich schon deutlich wird, daß es sich um eine Beziehung<br />

handelt.<br />

Zum Begriff <strong>des</strong> "<strong>Funktionalismus</strong>" heißt es im Brockhaus: "<strong>Gestaltung</strong>sprinzip der modernen<br />

Architektur und <strong>des</strong> modernen Designs: Die Erscheinungsform eines Bauwerkes oder eines<br />

Gebrauchsgegenstan<strong>des</strong> wird aus seiner Funktion abgeleitet, das heißt, alle Teile eines Baues<br />

oder eines Produktes werden ihrem Zweck entsprechend gestaltet. Form und Funktion sollen<br />

eine Einheit bilden."


Diese enge Begriffsbestimmung <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong> führte zu einer gravierenden<br />

Fehleinschätzung. Die Debatte hierzu kann aber als abgeschlossen gelten. Das Schlagwort<br />

"form follows..." ist in der postmodernen Beliebigkeit seiner vielfachen Abwandlungen zur<br />

Platitüde verkommen:<br />

3<br />

Ron Arad: Form follows motion Elizabeth Garouste/Mattia Bonetti: Form follows impression<br />

GINBANDE: Form follows concept Konstantin Grcic: Form follows addition Massimo losa<br />

Ghini: Form follows speed Danny Lane: Form follows crash Xavier Mariscal: Form follows<br />

comic Jasper Morrison: Form follows utilism Marc Newson: Form follows streaming Denis<br />

Santachiara: Form follows animation Borek Sipek: Form follows poetry Philippe Starck:<br />

Form follows STARCK ZEUS: Form follows strength (4)<br />

Das 20. Jahrhundert neigt sich dem Ende zu. Der <strong>Funktionalismus</strong> starb bereits zu Beginn der<br />

80er Jahre. Die Moderne wurde gleich mitbegraben. Die Postmoderne übernahm die Regie<br />

und proklamierte die Endzeit: das Ende der Geschichte, das Ende der Philosophie, das Ende<br />

der Kunst, das Ende der Musik, das Ende der Literatur... Überall geht es wohl zu Ende – ein<br />

guter Grund mehr, noch einmal zurückzublicken.<br />

Zum Thema <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong> reicht es jedoch nicht, auf den Beginn dieses Jahrhunderts<br />

zurückzuschauen. Der Blick muß weiter zurückreichen. Und da es das Design ja noch gar<br />

nicht so lange gibt, möchte ich den Versuch unternehmen, das Thema <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong><br />

mit Hilfe "der Mutter aller Künste" – der Baukunst – neu auszuleuchten. Schließlich wurde –<br />

und wird – ein Großteil der Designgeschichte von Architekten geschrieben. Ob früher Louis<br />

H. Sullivan, Peter Behrens, Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Frank Llyod Wright,<br />

Charles Eames oder heute Mario Botta, Hans Hollein, Alessandro Mendini, Ettore Sottsass jr.,<br />

Stefan Wewerka und viele andere mehr: Meistens waren und sind es Architekten, die<br />

entscheidende Beiträge zum Design geleistet haben.<br />

Konsequenterweise habe ich mir als Führer durch die Jahrhunderte einen Architekten<br />

ausgewählt. Genauer gesagt, einen der berühmtesten Baumeister der Antike, der zugleich<br />

einer der besten Architekturhistoriker aller Zeiten war: Marcus Vitruvius Pollio, kurz Vitruv<br />

genannt. Mit seiner Hilfe will ich versuchen, das Thema "<strong>Funktionalismus</strong>" durch die vier<br />

Antiken zu verfolgen, um den drei Modernen zu münden.


Die Ursprünge <strong>des</strong> funktionalen Bauens bei Vitruv<br />

4<br />

Authentische Nachrichten über Vitruvs Leben liegen nicht vor. Man nimmt heute an, daß er in<br />

der Zeit von 80 bis 10 vor Christus in Rom gelebt hat. Er diente dem Kaiser Augustus als<br />

Künstler, Ingenieur und Kriegsbaumeister und muß viel in der damals bekannten Welt<br />

herumgereist sein, kannte er doch die Geschichte und Bedeutung der unterschiedlichsten<br />

Bauwerke.<br />

Vitruv war ein universeller Geist. Seine Persönlichkeit wird heute mit der Leonardo da Vincis<br />

verglichen, der gern als "Urahn <strong>des</strong> Designs" (5) apostrophiert wird. Wie viele Bauwerke er<br />

geplant hat, ist nicht bekannt. Nachgewiesen ist lediglich eine Basilika in Fanum am<br />

Adriatischen Meer. Die eigentliche Bedeutung Vitruvs beruht denn auch auf seinen<br />

Aufzeichnungen, die zu den ältesten überlieferten Schriften der Architektur gehören.<br />

Seine "Zehn Bücher über die Baukunst" sind als ein umfassen<strong>des</strong> Regelwerk zu verstehen.<br />

Zwei Zahlen unterstreichen die zentrale Bedeutung dieses Mannes und seines Werkes <strong>für</strong> die<br />

Geschichte der Architektur: Heute noch existieren 55 Handschriften der "Zehn Bücher", deren<br />

älteste bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen, und bis heute sind ungefähr 80 vollständige<br />

Neuausgaben in allen europäischen Sprachen erschienen.<br />

Im ersten Kapitel <strong>des</strong> ersten Buches beschreibt Vitruv das "Wesen der Baukunst und die<br />

Ausbildung der Baumeister" – und er stellt hohe Ansprüche. Das Können der Architekten<br />

müsse zwei Gebiete umfassen, nämlich Praxis und Theorie. Nur wer beide im gleichen Maße<br />

beherrsche, erreiche sein Ziel, und zwar schneller und mit größerem Erfolg. Ein Architekt<br />

müsse – so Vitruv künstlerisch wie auch wissenschaftlich interessiert sein. Denn weder Talent<br />

ohne Wissen noch Wissenschaft ohne Talent könne einen gereiften Künstler hervorbringen.<br />

Auch solle der Architekt sprachlich gewandt sein, zeichnen können, die Geometrie<br />

beherrschen sowie die Gesetze <strong>des</strong> Sehens und der Mathematik. Er solle geschichtliche und<br />

philosophische Kenntnisse besitzen, einiges von der Musik (Akustik) verstehen und die<br />

Heilkunde (Hygiene) kennen. Schließlich müßten ihm gesetzliche Vorschriften geläufig sein,<br />

und er solle etwas von Sternkunde und den Gesetzen der Astronomie verstehen.<br />

"Dies aus folgenden Gründen: Der Baumeister muß in der Lage sein, durch Wort und Schrift<br />

seine Arbeit zu begründen. Dann muß er geplante Bauten zeichnerisch einwandfrei darstellen


können, wozu die Geometrie vor allem bei der Darstellung der verschiedenen Gebäuderisse<br />

5<br />

die notwendigen Hilfsmittel bietet. Die Lehre vom Licht (Optik) wird die richtige Anbringung<br />

der Fenster erleichtern, während die Mathematik (Rechenkunst) die Grundlage <strong>für</strong><br />

Kostenberechnung, Maßeinteilung und Fragen der guten baulichen Verhältnisse bietet." (6)<br />

Schon hier wird die große aktuelle Bedeutung dieses antiken Lehrmeisters deutlich. Die<br />

Architektur hat sich immer recht umfassend verstanden, ganzheitlich würde man heute sagen.<br />

Als "Mutter der Künste" war sie schon immer mehr als die Summe ihrer Teile. Ein anderes<br />

kommt hinzu. Vitruv verpflichtet die Architekten zu einer philosophischen Grundhaltung. Die<br />

Philosophie gebe dem Baumeister den Adel der Gesinnung und bewirke, daß er nicht<br />

überheblich sei, sondern gewissenhaft und vor allem ohne Habsucht. Denn auf Dauer könne<br />

keine Arbeit ohne Gewissenhaftigkeit und lautere Gesinnung Erfolg haben. Der Architekt<br />

solle nicht begehrlich sein und dauernd hinter Aufträgen herjagen.<br />

Dies sind Worte, die an die aktuelle Debatte um die "Ethik im Design" (7) erinnern. Horst<br />

Oehlke (8) benutzt in diesem Zusammenhang fast die gleichen Worte: "Das Ethische ist in der<br />

<strong>Gestaltung</strong> und vom industriellen Design von Beginn seiner Entwicklung an als dem<br />

gegenständlichen Sachverhalt inhärent betrachtet worden und hat lange Zeit und zum Teil bis<br />

heute zur Legitimation der professionellen Tätigkeit gedient."<br />

Seit Anfang der 70er Jahre wissen wir um die "Grenzen <strong>des</strong> Wachstums" (9). Die<br />

Umweltproblematik wird Tag <strong>für</strong> Tag bedrohlicher. Immer deutlicher müssen wir erkennen,<br />

wohin uns der gedankenlose Umgang mit den natürlichen Ressourcen führen kann.<br />

Obwohl die ökologischen Probleme inzwischen auch im Design wahrgenommen werden, sind<br />

wir noch weit davon entfernt, umzudenken. Nach wie vor scheint die Hauptfrage zu lauten,<br />

mit welchem Konsummüll man das applaudierende Publikum in die Galerien und Museen<br />

locken kann. Der Designer als immerwährender Warenproduzent – Wolfgang Haug läßt<br />

grüßen (10). Und wenn dann ein privilegierter Endverbraucher, wie zum Beispiel die Fürstin<br />

Gloria zu Thurn und Taxis, ein neues Boudoir benötigt, bittet sie eben die Designer zu Hofe,<br />

die ihr gefällig zu sein haben: Tanderadei – gar lustig ist die Designerei.<br />

Bereits vor 20 Jahren – die Lähmung deutschen Designs durch die warenästhetische Kritik<br />

war gerade überwunden – äusserte Lucius Burckhardt zum gleichen Thema einige


emerkenswerte Gedanken: "Und jetzt fragt ihr nach Kriterien <strong>für</strong> ein neues Design! Da<br />

6<br />

könnte ich schon einige nennen. Stellt euch vor, eine neue Kommission <strong>des</strong> Werkbun<strong>des</strong> zöge<br />

durch die Hallen der Mustermesse, ergriffe ein ausgestelltes Produkt und fragte:<br />

- Besteht es aus Rohstoffen, die ohne Unterdrückung gewonnen werden?<br />

- Ist es in sinnvollen, unzerstückelten Arbeitsgängen hergestellt?<br />

- Ist es vielfach verwendbar?<br />

- Ist es langlebig?<br />

- In welchem Zustand wirft man es fort, und was wird dann daraus?<br />

- Läßt es den Benutzer von zentralen Versorgungen oder Services abhängig werden,<br />

oder kann es dezentralisiert gebraucht werden?<br />

- Privilegiert es den Benutzer, oder regt es zur Gemeinsamkeit an?<br />

- Ist es frei wählbar, oder zwingt es zu weiteren Käufen? (11)<br />

Doch zurück zu Vitruv. Im zweiten Kapitel <strong>des</strong> ersten Buches beschreibt Vitruv die sechs<br />

"Allgemeinen Grundlagen der Baukunst". Dazu gehören <strong>für</strong> ihn:<br />

1. Die Anordnung. Darunter versteht Vitruv die angemessene und zweckmässige <strong>Gestaltung</strong><br />

der einzelnen Gebäudeteile sich und eine gut abgewogene Gliederung der Verhältnisse.<br />

2. Die Verteilung oder Aufteilung. Das bedeutet die sinnvolle räumliche Zusammenfügung<br />

der Bauteile mit dem Ziel einer aus ihrer Bestimmung sich ergebenden Raumfolge.<br />

3. Die Eurhythmie. Gemeint ist das ansprechende Aussehen eines Bauwerkes und das<br />

angenehme Bild <strong>des</strong> Zusammenklangs der Bauteile, erzielt durch ein richtiges Verhältnis von<br />

Höhe, Breite, Länge und gut abgewogene Gliederungen.<br />

4. Die Symmetrie. Das ist die ebenmäßige Übereinstimmung der Bauglieder: die<br />

entsprechende Beziehung einzelner Teile zum Gesamtbild.<br />

5. Die Harmonie. Darunter versteht Vitruv die Wirkung eines baulichen Gesamtbil<strong>des</strong>, das<br />

aus erprobten Bauteilen dem Herkommen gemäß entstanden ist. Sie beruht entweder auf<br />

Gesetzmässigkeit, Üblichkeit oder auf der Natur Sache.<br />

6. Die Nutzung. Sie erstreckt sich auf die zweckmäßige und gebräuchliche Verteilung von<br />

Material und Raum bei sparsamer Berechnung und Mäßigkeit <strong>des</strong> baulichen Aufwan<strong>des</strong>. Dies<br />

wird erzielt, wenn der Baumeister auf solche Baustoffe verzichtet, die nicht bodenständig sind<br />

und <strong>des</strong>halb nur zu hohem Preis beschafft werden könnten.


7<br />

Interessant an diesem Katalog ist vor allem die Betonung der Ästhetik. Allein fünf oder sechs<br />

Kriterien sind im weitesten Sinne "ästhetisch". Die "<strong>Gestaltung</strong>", um das Wort Design vorerst<br />

noch zu vermeiden, ist <strong>für</strong> Vitruv die Grundlage der Baukunst. Der Mensch, dem die<br />

<strong>Gestaltung</strong> zu dienen habe, steht im Mittelpunkt seiner Überlegungen. Man könnte sagen,<br />

Vitruv begründete einen <strong>Funktionalismus</strong> mit menschlichem Antlitz.<br />

So galt zum Beispiel seine Aufmerksamkeit der Beachtung der Windrichtung bei der<br />

Anlegung von Städten. Da kalte Winde unangenehm, warme in<strong>des</strong> gesundheitsschädlich und<br />

feuchte überhaupt unzuträglich seien, müsse man zweckmäßig (das heißt funktional) solche<br />

Nachteile zu vermeiden suchen.<br />

Am Beispiel der griechischen Stadt Mithylene (auf der Insel Lesbos) weist er nach, wie<br />

unzweckmäßig eine Stadt angelegt werden könne: Bei Südwind würden die Bewohner krank,<br />

bei Nordwestwind husteten sie, würden sich dann bei Nordwind wieder erholen, doch könnten<br />

sie wegen der Kälte nicht ins Freie. Wer die Problematik der Winde kennt, die um die<br />

Hochhausbauten in den modernen Metropolen oder deren Trabantenstädten auftreten können,<br />

sollte sich an diese Darlegung <strong>des</strong> antiken Baumeisters erinnern.<br />

Aber auch den menschlichen Winden gilt das Interesse Vitruvs. So sei beim Bau von<br />

Theatern zu beachten, daß der Zuschauerraum nicht der unmittelbaren Bestrahlung durch die<br />

Sonne ausgesetzt werden dürfe, denn die Hitze würde sich in den Rundungen fangen und in<br />

der unbewegten Luft noch zunehmen, so daß Körperausdünstungen unerträglich und die<br />

Widerstandskraft <strong>des</strong> Körpers gar geschwächt würden.<br />

Verweilen wir noch einen Augenblick bei den wenigen, aber einprägsamen Regeln der<br />

Baukunst. Übersichtlich und verständlich sind die Worte Vitruvs. Hier drängt sich ein<br />

Vergleich mit einer Kriterienliste aus den 70er Jahren unseres Jahrhunderts auf, als man<br />

versuchte, das "Design meßbar zu machen" (12). 60 technisch-funktionale Fragen und sechs<br />

Designkriterien wurden damals aufgelistet, 38’400 Daten erhoben und den Computern<br />

eingegeben. Nach langen Berechnungen lagen die jeweiligen "Designbeurteilungen" vor.<br />

Das "meßbare Design" hatte sich als Irrweg erwiesen, die Design-Debatte war aufgrund ihrer<br />

erschreckend dogmatischen Positionen in eine Sackgasse geraten. Die wilden Attacken der<br />

Kritiker zu Beginn der 80er Jahre waren die – voraussehbare – Folge.


Im dritten Kapitel <strong>des</strong> ersten Buches führt Vitruv dann aus, alle Bauwerke müßten drei<br />

Kategorien genügen: der Festigkeit (firmitas), der Zweckmäßigkeit (utilitas) und der<br />

Schönheit (venustas).<br />

Der Festigkeit wird nach Vitruv dadurch Rechnung getragen, daß die Gründung bis zum<br />

tragfähigen Boden hinabgetrieben wird und alle Baustoffe sorgfältig ausgesucht werden.<br />

Zweckmäßig wird ein Bau, wenn die Anlage der Räume richtig ist, die Räume selbst<br />

uneingeschränkt gebrauchsfähig sind und ihre Verwendungsart der jeweiligen<br />

Himmelsrichtung entspricht.<br />

8<br />

Schönheit wird der Bau besitzen, wenn der Anblick <strong>des</strong> Werkes angenehm und die Bauglieder<br />

die richtige (symmetrische) Proportion haben.<br />

Mit diesen drei globalen Kategorien legt Vitruv die Grundlage <strong>für</strong> den heutigen<br />

<strong>Funktionalismus</strong>begriff und zeigt uns zugleich, wie einseitig sich die <strong>Funktionalismus</strong>debatte<br />

der 60er und 70er Jahre auf das Zweckmäßige festgelegt hat. Die Schönheit wurde negiert.<br />

Adorno hat diese Einseitigkeit <strong>des</strong> Funktionalen am <strong>Funktionalismus</strong> anläßlich eines<br />

Vortrages beim Deutschen Werkbund im Jahre 1965 sehr klar herausgearbeitet:<br />

"Die Zukunft von Sachlichkeit ist nur dann eine der Freiheit, wenn sie <strong>des</strong> barbarischen<br />

Zugriffs sich entledigt: nicht länger den Menschen, deren Bedürfnis sie zu ihrem Maßstab<br />

erklärt, durch spitze Kanten, karg kalkulierte Zimmer, Treppen und ähnliches sadistische<br />

Stöße versetzt. Fast jeder Verbraucher wird das Unpraktische <strong>des</strong> erbarmungslos Praktischen<br />

an seinem Leib schmerzhaft gespürt haben; daher der Argwohn, was dem Stil abgesagt, sei<br />

bewußtlos selber einer." (13)<br />

Immer wieder überrascht, wie aktuell Vitruvs Aufzeichnung aus der Zeitenwende heute noch<br />

sind. Auch stecken seine Bücher bereits voller ökologischer Gedanken. So führt er im neunten<br />

Kapitel <strong>des</strong> fünften Buches bei der Beschreibung der Wandelgänge von Theatern aus, daß die<br />

offenen Mittelräume mit Grünanlagen zu bepflanzen seien. Denn es sei erfrischend, sich unter<br />

freiem Himmel zu ergehen. Die Luft würde durch die Atmung der Pflanzen gereinigt, die


Farbe sei <strong>für</strong> die Augen wohltuend. Die Körper würden durch das Ergehen erwärmt. Die<br />

frische Luft würde den Körper erfrischen.<br />

9<br />

Weitere Ausführungen gelten der Wahl und Anordnung öffentlicher Plätze. Vitruv beschreibt<br />

die unterschiedlichen Anforderungen an Plätze in Küstenstädten oder an Orten <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>inneren. Er verweist darauf, daß es entscheidend darauf ankomme, ob ein Platz vor<br />

einem Tempel, einer Opferstätte, einem Amphitheater oder einer Rennbahn liege. Er macht<br />

auf den Unterschied zwischen den griechischen und den römischen Plätzen aufmerksam. Die<br />

griechischen Marktplätze seien quadratisch gewesen, umgeben von geräumigen doppelten<br />

Säulenhallen von enger Säulenstellung. Auf den rechteckigen Plätzen der römischen Städte<br />

seien Gladiatorenspiele veranstaltet worden. Die Plätze seien so angelegt worden, daß die<br />

Breite zwei Drittel der Länge ausmachte, die Säulen in weiteren Abständen standen, damit in<br />

den Säulenhallen Wechslerbuden untergebracht werden konnten, während in den oberen<br />

Stockwerken Plätze <strong>für</strong> die Zuschauer vorgesehen waren.<br />

Vitruvs Beschreibung der Bauhölzer im neunten Kapitel <strong>des</strong> zweiten Buches ist eine<br />

Pflichtlektüre <strong>für</strong> Baubiologen. Selbst der richtige Zeitpunkt <strong>für</strong> das Holzschlagen, nämlich<br />

vom Anfang <strong>des</strong> Herbstes bis zum Einsetzen der Westwinde, wird minutiös beschrieben.<br />

Ein großes Kapitel widmet Vitruv den ästhetischen Fragen <strong>des</strong> Bauens. Seine Beschreibung<br />

der Maßverhältnisse der Proportionen und Harmonien ist immer noch lesenswert, Der Grund<br />

liegt in seinem humanen <strong>Funktionalismus</strong>. Die Maße und die Wahrnehmungsfähigkeit <strong>des</strong><br />

Menschen sollen die <strong>Gestaltung</strong> bestimmen.<br />

Diese Haltung ist als modern zu bezeichnen, sie scheint aber gerade im Zeitalter der<br />

Elektronik immer mehr verlorenzugehen. Die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit ist<br />

überfordert, wenn man heute von uns verlangt, mit vier Fernbedienungen auf dem Schoß den<br />

Fernseher, den Satellitenreceiver, den Videorecorder und den Hi-Fi-Turm zu steuern.<br />

Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong> die richtige <strong>Gestaltung</strong> gibt Vitruv im zweiten Kapitel <strong>des</strong> dritten<br />

Buches. Hier beschreibt er die unterschiedliche <strong>Gestaltung</strong> von Tempeln. Wichtig ist ihm<br />

dabei das durchschimmernde Prinzip. Durch die Bauweise der jeweiligen Tempelart soll <strong>für</strong><br />

jedermann eine ldentifizierung möglich sein.


Der aktuelle Bezug zur modernen Architektur drängt sich auf. Auch den Banken,<br />

Versicherungen und Gemeinden geht es um Identität. Der wolkenkratzende Wettlauf zum<br />

Beispiel, den die Frankfurter Banken seit Jahren veranstalten, ist eigentlich nur noch<br />

10<br />

symbolisch zu verstehen. Von der Funktion her gibt es im Zeitalter der globalen Vernetzung<br />

keine Notwendigkeit mehr, unzählige Büroetagen übereinander zu stapeln.<br />

Doch es gibt auch positive Beispiele wie das bayrische Altmühlstädtchen Eichstätt. Der<br />

dortige Stadtplaner, Karljosef Schattner, hat Vitruv richtig verstanden. Für ihn sind die<br />

wichtigsten Elemente einer Stadt die Zeichen der Erinnerung. Schattner weiß: "Das Formale<br />

<strong>des</strong> Details entwickelt sich aus der großen Form, das hat es immer getan. Über das Detail wird<br />

die große Form begriffen, haptisch begriffen, sinnlich wahrgenommen."<br />

Die Qualität in der Architektur ist <strong>für</strong> Schattner daran zu messen, wie ein Gebäude am<br />

Eingang begriffen wird. Wenn man in ein Gebäude hineinkomme und begreife, was es sei,<br />

dann spreche das <strong>für</strong> Qualität, wenn man es nicht begreife, dann sei es eine schlechte<br />

Architektur.<br />

Im Design gibt es dazu eine einsichtige Analogie. Auch unseren Gebrauchsgegenständen muß<br />

man ansehen, was sie sind und was sie tun sollen. Dies ist auch – oder gerade – im Zeitalter<br />

der Immaterialisierung der Black-Boxes eine zentrale Aufgabe. Wenn wir schon nicht<br />

verstehen, wie die Dinge im Innern funktionieren, dann sollte wenigstens der Umgang mit<br />

ihnen so visualisiert werden, daß wir sie problemlos benutzen können.<br />

Bei Vitruv ergibt sich das Funktionale oftmals aus ganz einfachen Beobachtungen. So sollen<br />

zum Beispiel an den städtischen Plätzen die oberen Säulen etwa um ein Viertel kleiner sein<br />

als die unteren, zum einen wegen der größeren Belastung, zum anderen wegen der<br />

anzustrebenden Analogie zu den Wachstumsgesetzen der Natur. So folgte bei Vitruv die<br />

Form der Funktion.<br />

Aus einer weiteren Naturbeobachtung, der Analyse der Schallwellen, leitet Vitruv Regeln <strong>für</strong><br />

die Anordnung der Stufenfolge beim Bau von Theatern ab. Mit dem Ziel, unter<br />

Berücksichtigung der Tonmessungen der Mathematiker und der Gesetze der Akustik die<br />

Stimme <strong>des</strong> Schauspielers klar und wohlklingend bis ans Ohr <strong>des</strong> Zuschauers zu führen.<br />

Ähnlich wie man Instrumente aus dünnen Metallblechen oder mit Resonanzböden aus Horn


herstelle, um einen klaren Klang der Saiten zu erzielen, seien auch die Theater nach den<br />

11<br />

Gesetzen der Harmonie zur Verstärkung <strong>des</strong> Schalls zu bauen.<br />

Im zweiten Kapitel <strong>des</strong> fünften Buches geht Vitruv kurz auf die funktionale Bedeutung <strong>des</strong><br />

Ornaments ein. Beim Bau von Rathäusern sollten die Wände auf halber Höhe mit Holz und<br />

Stuck geschmückt werden. Sonst würden sich die Stimmen der Redner im hohen Raum<br />

verlieren und <strong>für</strong> die Zuhörer undeutlich werden. Richtig angeordnete Gesimse würden<br />

dagegen den Schall festhalten, die Reden seien deutlich vernehmbar. Der Schmuck wird allein<br />

dadurch gerechtfertigt, daß er die Akustik verbessert.<br />

Im fünften Kapitel <strong>des</strong> sechsten Buches beschäftigt sich Vitruv mit dem Zusammenhang von<br />

Funktion und Repräsentation. Daß er dabei von der damaligen streng hierarchisch<br />

gegliederten Gesellschaftsstruktur ausgeht, versteht sich von selbst.<br />

Menschen von mäßiger Wohlhabenheit, so Vitruv, bräuchten keine prächtigen Vorhallen,<br />

Empfangssäle und Höfe. Für Persönlichkeiten <strong>des</strong> öffentlichen Lebens dagegen sollten die<br />

Häuser von besonders schmuckvoller Ausstattung sein und geräumig genug, um<br />

Zusammenkünfte zu ermöglichen. Das gelte erst recht <strong>für</strong> Stan<strong>des</strong>personen, die<br />

Bürgerabordnungen empfangen müßten, Für sie seien prächtige Vorhallen, hohe Atrien,<br />

weiträumige Säulenhöfe, Gärten mit Grünanlagen und ausgedehnte Spazierwege in einer der<br />

Würde <strong>des</strong> Hausherrn angemessener Weise zu errichten.<br />

Nach diesen Repräsentationsprinzipien wurde jahrtausendelang gebaut. Erst dem vorigen<br />

Jahrhundert blieb es vorbehalten, massiv dagegen zu verstoßen. Nun fühlten sich auch<br />

Menschen von mäßiger Wohlhabenheit im Zuge der Emanzipation <strong>des</strong> aufstrebenden<br />

Bürgertums zur Repräsentation berufen. Das Ergebnis war der Schwulst wilhelminischer<br />

lnterieurs, <strong>des</strong>sen radikale Kritiker, nicht minder überzogen, die absolute Ornamentlosigkeit<br />

postulierten, eine Forderung, die zwar massenkulturell gedacht war, in ihrer konsequenten<br />

Umsetzung aber einer kleinen intellektuellen Schicht vorbehalten blieb.<br />

Hans Eckstein, einer der Verfechter <strong>des</strong> funktionalen Designs in Deutschland, verteidigt die<br />

ornamentlose <strong>Gestaltung</strong> sogar unter Berufung auf Goethe: "Form ohne Ornament ist – selbst<br />

bei Gegenständen, die nicht oder nicht ausschließlich <strong>für</strong> den praktischen Gebrauch bestimmt<br />

sind – seit je als ästhetischer Wert estimiert: im antiken Ägypten, in der kretisch-mykenischen


12<br />

Kultur, in China und Japan, in allen europäischen Epochen. Das sonst so dekorationsfreudige<br />

18., das historische 19. Jahrhundert, das Kunstgewerbe um die Jahrhundertwende haben <strong>des</strong><br />

öfteren auf jede Ornamentierung verzichtet – gewiß nicht aus Sparsamkeit. Die Form ohne<br />

Ornament war Luxus. 'Das einfach Schöne soll der Kenner schätzen, Verziertes aber spricht<br />

der Menge zu', sagt Goethe." (14)<br />

Im zweiten Kapitel <strong>des</strong> sechsten Buches beschäftigt sich Vitruv mit der Berücksichtigung der<br />

örtlichen Verhältnisse beim Bauen. Dabei bezieht er das gesamte bekannte<br />

naturwissenschaftliche Wissen seiner Zeit in seine Überlegungen ein. Mit beiden Füßen steht<br />

er fest auf dem Boden der jeweiligen Baustelle.<br />

Zunächst müßten die klimatischen Verhältnisse <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> berücksichtigt werden. Die<br />

natürlichen Gegebenheiten der Baustelle sollten mit dem gewünschten Gebrauchszweck in<br />

Einklang stehen. Diese Begründung <strong>des</strong> funktionalen Gestaltens ist der zentrale Punkt <strong>des</strong><br />

Vitruvschen Denkens. Ihm kommt es darauf an, den Gebrauch und die Bedeutung von<br />

Gebäuden zu präzisieren.<br />

In seiner Vorrede zum ersten Buch, in der er seinem Imperator <strong>für</strong> die Gnade <strong>des</strong><br />

Lebensunterhalts dankt, erklärt er stolz und selbstbewußt die Motive seines Schreibens: "Ich<br />

schreibe <strong>des</strong>halb diese Regeln nieder, damit Du ohne den Rat anderer zu eigenen Urteilen<br />

über die bestehenden und geplanten Bauwerke gelangst, denn ich habe in diesen Büchern alle<br />

Grundsätze <strong>des</strong> Bauens niedergelegt." (15)<br />

Vitruv und die vier Antiken<br />

Vitruv war ein Mensch der ersten Antike. Die Bedeutung seines Werkes wurde erst in der<br />

zweiten Antike – der Renaissance – erkannt. Die Humanisten der Frührenaissance stürzten<br />

sich auf das einzig verfügbare Werk, das ihnen die erste Antike erschloß. Und alle<br />

bedeutenden Architekten der Renaissance folgten ihrem Beispiel.<br />

So war es Leon Battista Alberti, der geniale Baumeister <strong>des</strong> 15. Jahrhunderts, der als erster<br />

die Bedeutung Vitruvs erkannte. Er beließ es aber nicht dabei, <strong>des</strong>sen kategoriale<br />

Grundbegriffe "firmitas", "utilitas" und "venustas" nur zu übernehmen, vielmehr versuchte er,<br />

die diesen Begriffen zugrunde liegenden Prinzipien herauszuarbeiten.


13<br />

Dabei ging er von einem sehr modernen sozialen Bild seines Berufsstan<strong>des</strong> aus: Er verstand<br />

die Aufgabe von Architekt und Architektur als Dienst an der Menschheit. Wir finden hier also<br />

bereits eine der wesentlichsten Begründungen <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong> im 20. Jahrhundert: Nicht<br />

die individuelle Verwirklichung <strong>des</strong> Architekten (oder Designers) macht <strong>des</strong>sen Wesen aus,<br />

sondern die Sozialbindung seines Entwurfs.<br />

Beispielhaft sei gezeigt, wie Alberti Vitruvs Nützlichkeitsbegriff (utilitas) in diesem Sinne<br />

variierte und differenzierte. So beschreibt er verschiedene Gebäudetypen, <strong>für</strong> die jeweils<br />

angemessene <strong>Gestaltung</strong>en zu finden seien, zum Beispiel solche <strong>für</strong> die Bedürfnisse <strong>des</strong><br />

Lebens (necessitas), <strong>für</strong> die Zweckmäßigkeit (oportunitas) und <strong>für</strong> das Vergnügen (voluptas).<br />

Die Architektur habe sich an den Anforderungen der menschlichen Individualität<br />

auszurichten, sie müsse über den bloßen Zweck hinausweisen. (16) Eine monofunktionale<br />

Zweckbestimmung lehnt Alberti ab.<br />

Auch zum Thema Ornament nimmt Alberti gegenüber Vitruv eine differenzierte, freilich<br />

reichlich rigide Position ein. Für ihn ist das Ornament etwas Aufgesetztes, kein integraler<br />

Bestandteil der Architektur, sondern nur "erdichteter Schein".<br />

Es gibt wohl kein besseres Architekturensemble als die Stadt Florenz, um die Lehren Vitruvs<br />

vor Ort zu studieren. Als Beispiel möchte ich die Pazzi-Kapelle im Museo dell'Opera di Santa<br />

Croce von Filippo Brunelleschi anführen. Dieses berühmte Bauwerk aus der Frührenaissance<br />

zeigt, wie eng Architektur, Wissenschaft und Kunst zusammengearbeitet haben, um ein<br />

ganzheitliches Kunstwerk zu erreichen. Alle Erkenntnisse der Technologie, der Geometrie,<br />

der Archäologie, der Theologie und der (platonischen) Philosophie wurden da<strong>für</strong> aufgeboten.<br />

Die Schönheit einfacher Formen, ein Postulat <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong>, das im 20. Jahrhundert<br />

zum Diktum wurde, kann man hier noch in seinem ursprünglichen Sinn erfahren.<br />

Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong> den in Florenz zu besichtigenden "vorweggenommenen<br />

<strong>Funktionalismus</strong>" sind die Uffizien. Als man Mitte <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts nach den Plänen<br />

Giorgio Vasaris mit deren Bau begann, mußte man wegen der schwierigen<br />

Bodenbedingungen (Sandböden der Arno-Flußebene) erstmals in der Baugeschichte den<br />

eingesetzten Zement mit Ketten und Zugankern durchsetzen. Die bis dahin gebräuchliche,<br />

scheinbar zwangsläufige innige Verbindung von Form und Material wurde unterbrochen.


14<br />

Der im 16. Jahrhundert lebende Andrea Palladio (<strong>des</strong>sen Name übrigens eine Anspielung auf<br />

die Göttin der Weisheit bedeutet) widmete sich ganz besonders der Vitruvschen<br />

Architekturtheorie. Der Dichter, Philosoph, Mathematiker und Architekt Giangiorgio Trissino<br />

nahm sich Palladios an, und dieser war es auch, der ihn ermutigte, 1545 von Vicenza nach<br />

Rom zu reisen und dort zwei Jahre lang die Bauwerke und Ruinen der Antike zu studieren.<br />

Unmittelbar nach seiner Rückkehr gewann Palladio den Wettbewerb <strong>für</strong> den Umbau <strong>des</strong> in<br />

der Frührenaissance errichteten Palazzo della Ragione, der sogenannten Basilica. Daran<br />

wurde deutlich, welch beeindruckende Spuren das Studium <strong>des</strong> Vitruvschen Werkes bei ihm<br />

hinterlassen hatten, denn durch die von Palladio entworfenen Arkadenreihen erhielt das<br />

wuchtige alte Gebäude eine leichte Eleganz, ganz im Sinne der antiken römischen Bauweise.<br />

Dieses Werk bedeutete gleichzeitig den "Durchbruch" Palladios zu einem der bedeutendsten<br />

Baumeister der Renaissance.<br />

Im Jahr 1570 veröffentlichte Palladio seine "Quattro libri dell'architettura", die eine<br />

systematische Abhandlung der Architektur insgesamt darstellen und weit über die zehn<br />

Vitruvschen Bücher hinaus verweisen. Architekturtheorie, die Beschreibung seiner eigenen<br />

Bauwerke sowie Rekonstruktionen berühmter Beispiele antiker Bauwerke – mit diesem Werk<br />

dokumentierte Palladio seine Bedeutung in der Geschichte der Architektur.<br />

Aber auch Giangiorgio Trissino selbst knüpfte bei Vitruv an. Er beschäftigte sich vor allem<br />

mit den Problemen <strong>des</strong> menschlichen Wohnens. Primäre Aufgabe <strong>des</strong> Architekten sei es,<br />

Nutzen (utilità) und Vergnügen (dilettazione) <strong>für</strong> die Bewohner zu schaffen. Daran sei der<br />

Gebrauchswert eines Hauses zu messen.<br />

Daniele Barbaro, ein etwas jüngerer Zeitgenosse Palladios, entwickelte ein eigenes<br />

Proportionensystem. Für ihn nimmt der architektonische Entwurf im "disegno" <strong>Gestaltung</strong> an.<br />

Das Material müsse der Form unterworfen werden. Einen Begriff wie Materialgerechtigkeit<br />

kennt er nicht.<br />

Hier finden wir den ideengeschichtlichen Ursprung eines Phänomens, das später als<br />

"Naturbeherrschung" zum Programm werden sollte: Alles wurde ge- und mißbraucht, um den<br />

Willen der Herrschenden durchzusetzen, Rücksichten waren überflüssig.


15<br />

Die dritte Antike war die Epoche <strong>des</strong> Klassizismus im ausgehenden 18. und beginnenden 19.<br />

Jahrhundert. In dieser Zeit fand eine Rückbesinnung auf die Antike statt. Johann Joachim<br />

Winckelmann zum Beispiel wollte dem angeblichen "Zerfall der Kunst", den er insbesondere<br />

im Barock sah, durch den Normenkanon der griechischen Idealität entgegenwirken. In seinen<br />

"Anmerkungen über die Baukunst der Alten" machte er sich grundsätzliche Gedanken über<br />

die Architektur. Mit den Begriffen "das Wesentliche" und "die Zierlichkeit" prägte er die<br />

noch heute gültigen Bereiche der "Funktion und <strong>des</strong> Ornaments" (17).<br />

Doch Winckelmann war nur ein Vorläufer. Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe<br />

war es, der die Sehnsucht nach Arkadien bei uns so richtig schürte und – heute würde man<br />

sagen medial verbreitete. Während seiner italienischen Reise (1786 bis 1788) setzte er sich<br />

mit Vitruv und Palladio auseinander und beschäftigte sich eingehend mit der griechischen und<br />

römischen Architektur. Der in seiner Jugend von gotischen Formen faszinierte Dichter kehrte<br />

als "Klassiker" nach Deutschland zurück. Sein 1795 verfaßter Aufsatz über die "Baukunst", in<br />

dem er Fragen <strong>des</strong> Materials, der Zwecke sowie der ästhetischen Wirkungen (18) behandelt,<br />

ist noch heute lesenswert.<br />

Typisch <strong>für</strong> das 19. Jahrhundert ist sodann die enge Verknüpfung von Philosophie, Ästhetik<br />

und Architektur (zu der es im Design leider nicht gekommen ist). Der in Berlin lehrende Carl<br />

Boetticher formulierte den Grundsatz, die Form solle die Funktion eines Bauwerkes sichtbar<br />

machen, ohne mit ihr identisch zu sein. Der Unterschied liege zwischen der "Werkform", dem<br />

konstruktiven Gerüst, und der "Kunstform", im Sinne der künstlerischen Form der einzelnen<br />

Bauelemente (9).<br />

Karl Friedrich Schinkel – wie Goethe durch Italienreisen geprägt sowie durch die Lektüre der<br />

Schriften Durands – entwickelte eine "Theorie <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong>", die sich ausschließlich<br />

an den Gesichtspunkten Material, Raumverteilung und Konstruktion orientierte. Sein<br />

komplexes Architekturverständnis berücksichtigte nicht nur funktionale und formale, sondern<br />

auch soziale und historische Faktoren und näherte sich damit bereits dem modernen<br />

<strong>Funktionalismus</strong>begriff <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts.<br />

Die vierte Antike beginnt <strong>für</strong> mich mit der Postmoderne. Man könnte sie auch mit der<br />

kurzfristigen Rückbesinnung auf die Antike im nationalsozialistischen "Dritten Reiche"<br />

beginnen lassen. Doch das hieße, die ausschließlich der Machtdemonstration dienende


Fassadengestaltung einiger öffentlicher Bauwerke in ungebührlicher Weise<br />

architekturhistorisch aufzuwerten.<br />

Es ist das Verdienst <strong>des</strong> Engländers Charles Jencks (20), mit seiner 1978 erschienenen<br />

Veröffentlichung zur "Sprache der postmodernen Architektur" quasi über Nacht eine neue<br />

16<br />

Dimension der Architektur deutlich gemacht zu haben, die in ihrem Kern allerdings bereits in<br />

den 60er Jahren von Robert Venturi (21) formuliert worden war. Jencks beschrieb die<br />

Architektur als eine Art von Sprache, deren Grundelemente also Syntax, Semantik und<br />

Pragmatik sich in vielfältiger Weise in Bauwerken wiederfänden.<br />

Eine weitere "Errungenschaft" der Postmoderne war die Wiederentdeckung der Säule als<br />

Stilmittel, mit dem man gar lustige Scherze treiben konnte. Charles Moores Piazza d'Italia in<br />

New Orleans (1975–1980) ist das typische Exempel der neuen Zitate-Architektur. Etwas<br />

subtiler ging James Stirling beim Neubau der Stuttgarter Staatsgalerie vor. Er mischte<br />

historisierende Stilelemente mit High-Tech-Architektur (22).<br />

Den vielleicht wichtigsten und ernsthaftesten Entwurfsansatz im Sinne einer vierten Antike<br />

verfolgt Mario Botta, der sich selbst als "post-antik" bezeichnet. Seine Arbeitsweise gleicht<br />

jener der frühen Baumeister. Auch <strong>für</strong> Botta sind Erfahrungswerte wichtiger als exakte<br />

Berechnungen. Die antike Materialverschwendung der überdicken Wände und Gebälke<br />

interpretiert er vor allem symbolisch: als gebauten Überschuß, der bis heute Dauer und Würde<br />

ausstrahlt. (23) Auch versucht er immer wieder, "kosmische" Werte wie Witterung, Sonne,<br />

Mond, Sterne und Landschaft in seine Häuser hereinzuholen und in den Dienst der Bewohner<br />

zu stellen.<br />

So hat die vierte Antike ganz offensichtlich zu einer Re-Semantisierung der Architektur<br />

geführt, Gleichwohl ist der Vorwurf nicht von der Hand zu weisen, daß postmoderne<br />

Architektur über weite Strecken eine Fassadenarchitektur geblieben ist. Selbst bei ihren<br />

hochgelobten Renoniemmierbauten, den Museen, klagen inzwischen die dort beschäftigten<br />

Mitarbeiter über mangelnde funktionale Qualität (zu hoher Lichteinfall, zu statische<br />

Strukturen <strong>für</strong> Wechselausstellungen usw.). Ganz zu schweigen von den vulgären<br />

Postmodernitäten in den Vorstädten der Metropolen, wo die Säule zum Zeichen <strong>des</strong><br />

Wohlstands degeneriert ist und die Gipsstatuen in den Vorgärten den Normenkanon der


17<br />

griechischen Idealität in einer Weise deklinieren, die sich ein Johann Joachim Winckelmann<br />

wohl nie hätte träumen lassen.<br />

Die drei Modernen<br />

Die Diskussion um den "<strong>Funktionalismus</strong>“ ist eng mit der Debatte um die Moderne verknüpft.<br />

Der Diskurs, um wen es dabei geht, ist im Grunde nichts anderes als die Dialektik der<br />

Aufklärung Sinne Hegels.<br />

Wir verdanken es Jürgen Habermas, uns diese Zusammenhänge immer wieder vor Augen<br />

geführt zu haben. Nach seiner Rückkehr an die Universität Frankfurt nahm er das wichtige<br />

Thema, das er bereits in seiner Rede "Die Moderne – ein unvollendetes Projekt" (24)<br />

anläßlich der Verleihung <strong>des</strong> Adorno-Preises durch die Stadt Frankfurt im Jahre 1980<br />

formuliert hatte, in einer Vorlesungsreihe wieder auf und kam in der Folgezeit mehrfach<br />

darauf zurück. So in seinem 1981 München gehaltenen Vortrag "Moderne und postmoderne<br />

Architektur" (25), in dem er sehr deutlich die Trennung von Form und Funktion in der<br />

Postmoderne beschrieb:<br />

"Die Sprache dieser kulissenhaften Architektur verschreibt sich einer Rhetorik die den<br />

architektonisch nicht mehr gestaltbaren Systemzusammenhängen immerhin in Chiffren<br />

Ausdruck zu verleihen sucht."<br />

Aus zwei Gründen möchte ich auf die Debatte um die Moderne hier etwas ausführlicher<br />

eingehen: zum einen <strong>des</strong>halb, weil sie bisher weitgehend formal geführt wurde, zum anderen<br />

<strong>des</strong>halb, weil in letzter Zeit verschiedentlich von einer "Zweiten" (Heinrich Klotz, 26) oder<br />

"Dritten Moderne" (Otl Aicher, 27) gesprochen wird. Diese neuen "Modernen" kann man<br />

aber ohne genaue Kenntnis der "ersten Moderne" nur schwer verstehen.<br />

Modern sein, darunter verstand man zunächst einmal, die neuen subjektiven Freiheiten zu<br />

nutzen. Der politischen Revolution von 1789, die diese Freiheiten erkämpft hatte, folgte – mit<br />

dem Übergang vom Handwerk zum Industriebetrieb – eine technologische. Der dogmatische<br />

Kirchenglaube von einst wurde abgelöst von einem neuen, nicht weniger dogmatischen<br />

Wunderglauben an das technisch Machbare. Paxtons Kristallpalast auf der Londoner<br />

Weltausstellung von 1851 wurde zur gußeisernen Kathedrale <strong>des</strong> neuen Glaubens. Die


Anbetung <strong>des</strong> Konsums ersetzte den Kirchenglauben der Vergangenheit. Der Weg <strong>des</strong><br />

Designs – das eng mit dem Primat <strong>des</strong> Waren-Glaubens verbunden ist – war damit<br />

vorgezeichnet.<br />

Dieser große Sprung der Moderne führte zur ersten Gegenbewegung. Dem aufklärenden<br />

18<br />

Denken wurde der <strong>Mythos</strong> entgegengestellt. Dazu Habermas:<br />

"Nietzsche benützt die Leiter der historischen Vernunft, um sie am Ende wegzuwerfen und im<br />

<strong>Mythos</strong>, als dem Anderen der Vernunft, Fuß zu fassen. (28) Damit ist er, Nietzsche, <strong>für</strong><br />

Habermas der eigentliche Begründer der Postmoderne.<br />

Habermas setzte sich in seiner Vorlesungsreihe auch mit dem französischen Strukturalisten<br />

Michel Foucault (29) auseinander, <strong>für</strong> den das entscheidende Paradigma der Moderne das<br />

"System geordneter Zeichen" ist. Dieses ergebe sich nicht aus einer vorgängigen Ordnung der<br />

Dinge selbst, sondern stelle durch die Repräsentation der Dinge eine taxonomische Ordnung<br />

erst her. Die kombinierten Zeichen (oder die Sprache) bilden Foucault zufolge ein<br />

vollkommen durchsichtiges Medium, durch das die Vorstellung mit dem Vorgestellten<br />

verknüpft werden kann. Der Signifikant trete hinter das bezeichnete Signifikat zurück, er<br />

funktioniere wie ein gläsernes Werkzeug der Repräsentation ohne Eigenleben (30).<br />

Die Entwicklungsgeschichte der Semiotik zeigt, daß dies nicht immer so gewesen ist.<br />

Aufgabe der <strong>Gestaltung</strong> (also auch <strong>des</strong> Designs) war es eigentlich immer, die verschiedenen<br />

Funktionen <strong>des</strong> zu gestaltenden Gegenstan<strong>des</strong> so in Zeichen zu übersetzen, daß diese von den<br />

potentiellen Benutzern verstanden werden konnten, Forderungen, die bereits die Nachfolger<br />

Vitruvs erhoben hatten. Es galt, die unterschiedlichen Zeichenrepertoires der Benutzer zu<br />

studieren und dann die als richtig erkannten Zeichen gekonnt einzusetzen.<br />

Auch Umberto Eco (31) hat diese Zusammenhänge untersucht. Semiotik ist <strong>für</strong> ihn eine<br />

Geisteswissenschaft, die alle Kulturphänomene so betrachtet, als ob sie Zeichensysteme<br />

wären, weil Kultur im wesentlichen nichts anderes sei als Kommunikation. Also fragte sich<br />

Eco, was wohl Dinge mitzuteilen hätten, deren Daseinszweck nur darin bestehe, zu<br />

funktionieren.


Am Beispiel <strong>des</strong> Löffels, <strong>des</strong>sen einziger Zweck es ist, die Speise zum Mund zu führen,<br />

erklärte Eco seine These. Selbst dieses einfache Werkzeug besitze eine kommunikative<br />

19<br />

Funktion, indem es die zu erfüllende Aufgabe "mitteile". Genauso wie in der Architektur die<br />

Form der Fenster, deren Anzahl und Anordnung in der Fassade usw. nicht nur eine Funktion<br />

denotiert, sondern auch an bestimmte Vorstellungen von Wohnen und Nutzen erinnert: Sie<br />

konnotieren eine globale Ideologie.<br />

Wir müßten immer erst erlernen, so Umberto Eco, daß bestimmte Formen bestimmte<br />

Funktionen bedeuteten. Es gebe keinen "natürlichen" Zusammenhang zwischen Form und<br />

Funktion. Dieser Zusammenhang beruhe stets auf einer Vereinbarung. Die "Form, die der<br />

Funktion folgt", bleibe ein mystisches Gebilde, wenn sie nicht auf einer Vereinbarung beruhe:<br />

In kommunikationstheoretischer Terminologie bedeutet der Grundsatz: die Form folgt der<br />

Funktion, daß die Form <strong>des</strong> Objektes nicht nur die Funktion möglich machen muß, sondern<br />

sie so eindeutig denotieren muß, daß sie nicht nur möglich, sondern auch wünschenswert wird<br />

und zu den Bewegungen führt, die am besten geeignet sind, die Funktion zu erfüllen. (32)<br />

Doch nicht erst seit Eco beherrscht das Thema "Kommunikation" den Diskurs der<br />

gegenwärtigen Philosophie und Soziologie. So entwickelte zum Beispiel Habermas die These<br />

einer "kommunikativen versus einer subjekt zentrierten Vernunft" (33). Das "Paradigma der<br />

Kenntnis von Gegenständen" müsse durch das "Paradigma der Verständigung zwischen<br />

sprach- und handlungsfähigen Subjekten" abgelöst werden. Habermas hoffte, die zwanglos<br />

einigende Kraft <strong>des</strong> Diskurses könne konsensstiftend die subjektiv befangenen Auffassungen<br />

der Teilnehmer zugunsten eines rational motivierten Einverständnisses überwinden. Am Ende<br />

dieses Prozesses stünde dann die "kommunikative Vernunft" (34).<br />

Habermas' Hinweis auf das Ende <strong>des</strong> "Paradigmas der Gegenstände" erscheint mir wichtig.<br />

Mit Stichworten wie "Immaterialisierung", "Entmaterialisierung" oder gar "virtuelle Realität"<br />

befinden wir uns nämlich inmitten einer Debatte, die gegenwärtig die Spitze<br />

<strong>des</strong>igntheoretischer Aussprachen ausmacht. Das neue Paradigma <strong>des</strong> Designs, so meine<br />

These, wird der "Visual Turn" sein. Die "Dritte Moderne" ist die Elektronik, und in ihrem<br />

<strong>des</strong>ign- und erkenntnistheoretischen Mittelpunkt steht die Kommunikation.


Der Klotzschen (35) Kategorisierung in eine "Erste" und eine "Zweite" Moderne kann ich<br />

nicht folgen. Seine These, die Postmoderne sei als Revision der Moderne nur ein Teil oder<br />

20<br />

eben eine andere Moderne, scheint mir zu stark an der Materialisierung, also den Formen der<br />

Dinge, festgemacht zu sein. Der von Klotz bevorzugte Begriff der "Fiktion" – als Gegenteil<br />

der Funktion – bedeutet eine Re-Semantisierung der Gegenstandswelt.<br />

Genau an dieser Stelle treffen seine Begriffe auch nicht mehr die aktuelle Debatte, zum<br />

Beispiel die <strong>des</strong> InterfaceDesigns oder der virtuellen Realität. Zwar stellt Klotz zaghaft die<br />

Frage, "ob nicht überhaupt das Bild der Zukunft bewegte Bilder sein wird" (36). Er übersieht<br />

auch nicht die wachsende Bedeutung der "Interaktion", die die kontemplative Haltung <strong>des</strong><br />

Betrachters gegenüber einem Gegenstand verändern und zu neuen Kunstwerken führen könne<br />

(37). Die elektronischen Technologien sind <strong>für</strong> ihn aber nur fiktionale Kunstwerke einer<br />

Zweiten Moderne.<br />

Ganz anders Otl Aicher, der als reflektierender und gestaltender Praktiker nicht mit<br />

kunsthistorischen Kategorien arbeitete. Er sah die "Krise der Moderne" (38), so der Titel<br />

seines kritischen Essays, gerade darin begründet, daß Design und Architektur von den<br />

Kunsthistorikern verwaltet würden:<br />

"<strong>des</strong>ign ist alles andere als kunst. <strong>des</strong>ign und kunst verhalte sich wie wissen und glauben. es<br />

mag wissenschaftler geben, die religiös sind, aber wissenschaft ist prinzipiell etwas anderes<br />

als religion … aber was ist der maßstab von <strong>des</strong>ign, die neuen sachverhalte oder die kunst?<br />

heute ist <strong>des</strong>ign abgesackt und degeneriert zur angewandten kunst." (39)<br />

Aicher wandte sich vehement gegen die Behauptung von Klotz, die Ulmer <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Gestaltung</strong> (HfG) habe in der Fortsetzung <strong>des</strong> Bauhauses "Kunst- und Industrieprodukte<br />

verbunden". Das Gegenteil sei der Fall gewesen. Die Arbeiten der HfG resultierten nicht aus<br />

einer Verbindung, sondern aus der Trennung von Kunst und lndustrie (40). Otl Aicher<br />

verwies darauf, daß der in Ulm fortentwickelte Begriff der <strong>Gestaltung</strong> nur auf rational<br />

überprüfbare Kriterien zurückgriff. Zu diesen gehörten zum Beispiel Wahrnehmungs- und<br />

<strong>Gestaltung</strong>sphänomene, Farbtheorien, syntaktische Formlehren, topologische Verfahren,<br />

typographische Regelungen und Rastersysteme. Der Hang zur Wissenschaft war stärker als<br />

der zur Kunst.


21<br />

Vielleicht fand die Auseinandersetzung über den Unterschied zwischen Kunst und Design in<br />

Ulm <strong>des</strong>halb so intensiv statt, weil es eben an der HfG viele "Künstler-Ateliers" gab. Obwohl<br />

oder gerade weil einige Dozenten (neben Aicher z. B. Bill, Bonsiepe, Maldonado und<br />

Zeischegg) aus "der Kunst" kamen, suchte man jetzt vielleicht eher die Reflektion.<br />

Aichers kritische Auseinandersetzung mit der Moderne deckt sich weitgehend mit der<br />

gängigen Geschichtsschreibung. Ausgehend vom Kristallpalast der Weltausstellung von 1851<br />

über die FagusWerke von Gropius aus dem Jahr 1911 oder Peter Behrends Maschinenhalle<br />

<strong>für</strong> die AEG aus dem Jahr 1909, skizzierte er den Weg der Moderne von London über<br />

Weimar und Dessau bis nach Ulm. Diese Zweite Moderne ist auch bei ihm die der<br />

industriellen Massenproduktion. Mit dem Wohnhaus von Charles Eames beginnt <strong>für</strong> ihn dann<br />

die Dritte Moderne. (41) Seine Begründung:<br />

Dies sei "...ein bewohnbares haus, zum gebrauchen gemacht... es wurde 1949 erbaut, ein<br />

stahlskelettbau mit standardelementen aus der industrie. das haus hat den charakter eines<br />

ateliers. die ganze lebensform ist die eines ateliers, es gibt kein vornehmes wohnzimmer<br />

mehr, keinen salon, keine zweite etage <strong>des</strong> lebens. es zerfällt nicht in kult und alltag. der<br />

alltag ist der kult. der gebrauch macht das haus aus."<br />

Gegen Ende seines Essays zeichnet Aicher das Bild eines "neuen <strong>des</strong>igners". Das ist <strong>für</strong> ihn<br />

jemand, der die Tugend der Wissenschaft – nämlich die Neugierde – auf die Disziplin <strong>des</strong><br />

Designs übertragen kann, Der Wissenschaftler wolle finden, er wende nicht Wissen an, er<br />

lerne das Fragen und trainiere das Finden. Als Designer würde man entwerfen, weil man<br />

suche, nicht weil man wisse. Wer alles wisse, sei eher ein Karosserie-Designer. Er verpacke<br />

die Dinge in seine Vorstellung und schließe sie darin ein. Nur wer suche. komme zu offenen,<br />

strukturellen Lösungen.<br />

Aichers Wertschätzung von Charles Eames, Hans Gugelot und Norman Forster zeigt, daß er –<br />

genauso wie diese – seiner Zeit voraus war. In seiner Dritten Moderne schimmert bereits<br />

etwas von dem durch, was mit der Habermas'schen "kommunikativen Vernunft" gemeint sein<br />

könnte. Ich möchte <strong>des</strong>halb versuchen, noch einmal den ideengeschichtlichen Faden<br />

aufzunehmen, an dem sich der <strong>Funktionalismus</strong> entlang entwickelt hat. Vereinfacht gesagt,<br />

geht es dabei um die Frage: "Für wen wird eigentlich etwas gestaltet?"


Eingangs hatten wir den Begriff der Funktion, der Brockhaus-Enzyklopädie folgend, mit<br />

"Aufgabe, Tätigkeit, Stellung" definiert. Es geht also um Beziehungen zwischen Objekten<br />

und auch Subjekten. Genau dieses Beziehungsgeflecht muß von den Designern – schon<br />

22<br />

Vitruv und seine Nachfolger haben dies <strong>für</strong> die Architektur dargelegt – erkannt und aufgebaut<br />

werden. So einfach stellen sich die Dinge jetzt dar.<br />

Alle im vorliegenden Buch gesammelten Essays und Zeichnungen zeigen, daß, um mit<br />

Umberto Eco zu sprechen, die "erste Funktion" – also die Denotation – im Verlauf der<br />

Geschichte immer mehr in den Hintergrund gerückt ist, während die "zweite Funktion" – die<br />

Konnotation – immer wichtiger wurde. Inzwischen gibt es sogar schon Produkte, bei denen<br />

die "erste Funktion" zugunsten der "zweiten Funktion" völlig aufgegeben wurde. Man<br />

versuche zum Beispiel einmal, mit der Zitronenpresse von Philippe Starck eine echte Zitrone<br />

auszupressen. Ein sinnloses Unterfangen. Dieses Produkt gehört nicht in die Küche, sondern<br />

in die Nippes-Vitrine oder, noch besser, auf das <strong>des</strong>ignte Sideboard.<br />

Jetzt sehen wir das historische Mißverständnis <strong>des</strong> <strong>Funktionalismus</strong>: Er meinte über weite<br />

Strecken immer nur die erste (die praktische) Funktion. Dabei war, auch historisch gesehen,<br />

die zweite (die kommunikative) Funktion schon immer genauso wichtig, wenn nicht sogar<br />

wichtiger. Denn das Funktionale selbst beruht immer auf "Setzung".<br />

Die zwei Kulturen<br />

Vor diesem historischen Hintergrund lassen sich spätestens seit Mitte der 80er Jahre zwei<br />

deutlich verschiedene Designkulturen erkennen und benennen.<br />

Bei ihrer Definition soll uns Charles Percy Snow (42) helfen, ein englischer Schriftsteller und<br />

Literaturwissenschafter, der bereits Ende der 50er Jahre in seiner berühmten Rede über "Die<br />

Zwei Kulturen" zwei diametral gegenüberstehende Gruppen von Wissenschaftlern<br />

unterschieden hat: die Literaten (Geisteswissenschaftler) und die Naturwissenschaftler. Beide<br />

hätten nichts miteinander zu tun, sie verstünden einander in keinster Weise.<br />

Der Begriff "Kultur" hatte <strong>für</strong> Snow zwei Bedeutungen, eine lexikalische, im Sinne von<br />

geistiger Entfaltung <strong>des</strong> Verstan<strong>des</strong>, und eine technische. In diesem technischen Sinne würde<br />

er von Anthropologen verwendet, um eine Gruppe von Personen zu bezeichnen, die im selben


23<br />

Milieu lebten und durch gemeinsame Gewohnheiten, gemeinsame Voraussetzungen und einen<br />

gemeinsamen Lebensstil miteinander verbunden seien.<br />

Überträgt man diese Snow'schen Kategorien auf das heutige Design, so kann man zwei<br />

Design-Kulturen unterscheiden:<br />

Die eine spielt in der Welt der Medien, Galerien und Museen. Hier wird unter Korruption <strong>des</strong><br />

Avantgarde-Begriffs (43) ein Design betrieben, das, wenn überhaupt, nur <strong>für</strong> eine marginale<br />

Gruppe der Bevölkerung eine Rolle spielt. Der Begriff "funktional" ist zum beliebigen<br />

Versatzstück <strong>für</strong> kreative Wortspiele verkommen (siehe oben). Mit der Lebenswirklichkeit<br />

hat er nichts mehr zu tun.<br />

Dagegen bemüht sich die zweite Design-Kultur seit einigen Jahren darum – und das<br />

erfreulicherweise mit wachsendem Erfolg – zeitgemäße Aspekte <strong>des</strong> Designs zu<br />

kommunizieren, zum Beispiel in der Produktsprache, im Corporate Design, in der Design-<br />

Strategie, im Interface-Design, aber auch in ökologischen Fragen. Das hohe Niveau, das diese<br />

zweite Design-Kultur inzwischen erreicht hat, demonstrieren eindrucksvoll die alljährlichen<br />

Wettbewerbe <strong>des</strong> Rats <strong>für</strong> Formgebung, <strong>des</strong> Design Zentrums NRW in Essen oder der if in<br />

Hannover. Wer sich diese Ausstellungen anschaut, wird feststellen, daß der rigide<br />

<strong>Funktionalismus</strong> der 60er und 70er Jahre passé ist und die "kommunikative Vernunft" immer<br />

mehr an Boden gewinnt.<br />

Die Stimmen, die erneut einen Paradigmenwechsel im Design ankündigen, mehren sich. Ob<br />

Donald A. Norman (44), der die neue soziale Aufgabe <strong>des</strong> Designs darin sieht, die Dinge in<br />

ihrem Gebrauch verständlich zu machen, oder Jean Nouve1 (45), der die strukturelle<br />

Lesbarkeit seiner Gebäude betont, oder Volker R. Grassmuck (46), der im Sinne<br />

Wittgensteins die Bedeutung eines Mediums in seinem Gebrauch sieht: Zaghaft zeichnet sich<br />

gegen Ende unseres Jahrhunderts eine Neuorientierung ab. Jenseits der Frage nach einer<br />

Ersten, Zweiten oder Dritten Moderne heißt es wieder ganz einfach: "ll faut être absolutment<br />

moderne. "<br />

Der Münchener Soziologe Wolfgang Welsch hat Mitte der 80er Jahre in seinem Buch<br />

"Unsere postmoderne Moderne" eine gewagte Prognose geäußert: "Es gilt – postmodern wie<br />

ideologisch – die Rahmenbedingungen unserer Lebensverhältnisse zu verändern. Im Sinne


24<br />

dieses erweiterten Designbegriffs könnte – während das 20. Jahrhundert ein Jahrhundert der<br />

Kunst war – das 21. Jahrhundert ein Jahrhundert <strong>des</strong> Designs werden. "<br />

Wer weiß. Wenn die kommunikative Vernunft weiter so wächst, könnte die Welsch'sche<br />

Vision vielleicht sogar noch wahr werden.<br />

Fußnoten<br />

1 ) siehe dazu z. B.: Albus, Volker, und Borngräber, Christian: "Design Bilanz", Köln 1992<br />

Hauffe, Thomas: "Fantasie und Härte", Gießen 1994<br />

2) Dawson, Layla: "Die Deutsche Schule der Schweißer und Black & Decker-Werkler", in:<br />

Kursbuch, Heft 106, Berlin 1991<br />

3) siehe dazu z. B: Braun-Feldweg, W.: "Industrial Design heute. Umwelt aus der Fabrik",<br />

Reinbek bei Hamburg 1966<br />

4) Fischer, Volker/Albus, Volker: "13 nach Memphis", München 1995<br />

5) Bürdek, B. E.: "Design", a.a.O., S. 15<br />

6) Marcus Vitruvius Pollio: "Über die Baukunst", neu bearbeitet und herausgegeben von<br />

Erich Stürzenacker, Essen 1938<br />

7) Marzona, Stefano: "Designer sind keine Alchimisten", in: form 144-IV-1993 sowie:<br />

Diskussion zu diesem Beitrag, in: form 144-IV-1993, S. 20–21<br />

8) Oehlke, Horst: "Zum Anliegen und zu den Erwartungen an das Kolloquium", in: Ethik &<br />

Design, 15. Designtheoretisches Kolloquium, Burg Giebichenstein, <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> Kunst und<br />

Design, Halle/Saale 1994<br />

9) Meadows, Dennis: "Die Grenzen <strong>des</strong> Wachstums", Stuttgart 1972<br />

10) Haug, Wolfgang: "Kritik der Warenästhetik", Frankfurt a. M. 1971<br />

11) Burckhardt, Lucius: "Kriterien <strong>für</strong> neues Design", in: Werkarchithese, Nr. 4/1977<br />

12) Ohl, Herbert: "Design ist meßbar geworden", in: form 78-11-1977<br />

13) Adorno, Theodor W.: "<strong>Funktionalismus</strong> heute", in: Ohne Leitbild. Parva Aesthetica<br />

Frankfurt a. M. 1967<br />

14) Eckstein, Hans a.a.O., S. 112<br />

15) Kruft, Hanno-Walter: "Geschichte der Architektur-Theorie", München 1991, Seite 52<br />

16) Marcus Vitruvius Pollio a. a. 0.


17) ebenda, S. 210<br />

18) ebenda, S. 216<br />

19) ebenda, S.335<br />

20) a. a. O.<br />

21) Venturi, Robert: "Complexity and Contradiction in Architecture", New York 1966 (dt.<br />

Braunschweig 1978<br />

22) Klotz, Heinrich: "Kunst im 20. Jahrhundert – Moderne – Postmoderne – Zweite<br />

Moderne", München 1994<br />

23) Mönninger, Michael: "Der gebaute Urschrei" in: Der Spiegel, Nr. 11/95<br />

24) Habermas, Jürgen: "Kleine politische Schriften 1–IV", Frankfurt a. M. 1981<br />

25<br />

25) Habermas, Jürgen: "Moderne und postmoderne Tradition in: Die andere Tradition<br />

München 1981, nachgedruckt in: Habermas, Jürgen "Die Neue Unübersichtlichkeit" Frankfurt<br />

a. M. 1985<br />

26) Klotz, Heinrich: "Kunst im 20. Jahrhundert", a.a.0.<br />

27) Aicher, Otl: "Die dritte Moderne", in: Die Welt als Entwurf München 1991, S. 40 ff.<br />

28) Habermas, Jürgen: "Der philosophische Diskurs der Moderne", a.a.O., S. 107<br />

29) Habermas, Jürgen a.a.O., S. 279 f.<br />

30) ebenda, S.304<br />

31) Eco, Umberto: "Einführung in die Semiotik", München 1972<br />

32) Eco, Umberto a.a.O.<br />

33) Habermas, Jürgen "Der philosophische Diskurs der Moderne", a.a.O., S. 344 f<br />

34) ebenda, a.a.O.<br />

35) Klotz, Heinrich, a.a.O.<br />

36) ebenda, S.175<br />

37) ebenda, S.182<br />

38) Aicher, Otl: "Krise der Moderne", in: Die Welt als Entwurf, a.a.O., S. 15 ff.<br />

39) ebenda, S.19<br />

40) ebenda, S.22


26<br />

41) Aicher, Otl "Die dritte Moderne", a.a.O., S. 53<br />

42) Snow, C.P.: "Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz",<br />

Stuttgart 1967<br />

43) Bürdek, B. E. : "Verkommt der Begriff Avantgarde?", in: Design Report, Nr. 10/1994<br />

44) Norman, Donald A.: "Dinge <strong>des</strong> Alltags", Frankfurt/New York 1989<br />

45) Nouvel, Jean: "Projekte, Wettbewerbe, Bauten 1980-1990" in: Noever, Peter (Hrsg.):<br />

Architektur im Umbruch. Neun Positionen zum Dekonstruktivismus München 1991<br />

46) Grassmuck, Volker R.: "Die Turing-Galaxis. Das Universal-Medium auf dem Weg zur<br />

Weltsimulation" in: Lettre International, Nr. 48 Frühjahr 1995

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