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Vom Mythos des Funktionalismus - Hochschule für Gestaltung ...

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Allenthalben wird ja das Ende der Welt der Gegenstände proklamiert. Man erzählt uns, daß<br />

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wir im Zeitalter <strong>des</strong> Digitalen, der Entmaterialisierung oder gar bereits der virtuellen Realität<br />

leben. Aber diese Behauptungen sind genauso widersprüchlich wie die benutzten Begriffe.<br />

Entweder ist nämlich das Jetzt real oder virtuell. Bei<strong>des</strong> zusammen kann es nicht sein.<br />

Verschwinden wir also bereits im Cyberspace, wie uns die Apologeten der "Beschleunigten<br />

Neuen Medien", wie Florian Rötzer und Norbert Bolz, permanent glaubhaft machen wollen,<br />

oder bleiben doch noch ein paar Gegenstände übrig? Ich will versuchen, diese und andere<br />

Fragen zu beantworten und dabei relativ geschwind durch die Zeiten zu eilen. Der<br />

<strong>Funktionalismus</strong> galt, zumin<strong>des</strong>t im deutschsprachigen Raum, über Jahrzehnte hinweg als das<br />

erkenntnistheoretische Credo <strong>des</strong> Designs. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

begründete sich darauf das "Prinzip der Guten Form". Daß dabei die Form immer nur<br />

funktional verstanden wurde, rührte wohl vom schlechten Gewissen mancher Designer her.<br />

Sie <strong>für</strong>chteten, als "Frisöre" zu gelten, wie sie Max Bill später einmal bezeichnete. Die<br />

Formgebung allein reichte eben nicht aus, lag sie doch zu nahe an der kunstgewerblichen<br />

Tradition, die man abschütteln wollte. Daß aber Formgebung auch Sinngebung bedeuten<br />

könnte, <strong>für</strong> diese Erkenntnis war die Zeit noch nicht reif genug.<br />

Wie sehr die Funktion die Form bestimmen kann, zeigte sich in eindrucksvoller Weise an den<br />

Entwurfsbeispielen der Ulmer <strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Gestaltung</strong>. Die akribisch durchgeführten<br />

Funktionsanalysen führten zu weitestgehend ähnlichen formalen Lösungen. Die Ausnahme<br />

bildeten die Projekte Walter Zeischeggs, der seine bildhauerische Tradition nie verleugnete.<br />

Der Begriff "Funktion" ist mehrdeutig. Die allgemeine Bedeutung <strong>des</strong> Wortes meint laut<br />

Brockhaus-Enzyklopädie (19. Auflage) "Aufgabe, Tätigkeit, Stellung (innerhalb eines<br />

größeren Ganzen)", womit eigentlich schon deutlich wird, daß es sich um eine Beziehung<br />

handelt.<br />

Zum Begriff <strong>des</strong> "<strong>Funktionalismus</strong>" heißt es im Brockhaus: "<strong>Gestaltung</strong>sprinzip der modernen<br />

Architektur und <strong>des</strong> modernen Designs: Die Erscheinungsform eines Bauwerkes oder eines<br />

Gebrauchsgegenstan<strong>des</strong> wird aus seiner Funktion abgeleitet, das heißt, alle Teile eines Baues<br />

oder eines Produktes werden ihrem Zweck entsprechend gestaltet. Form und Funktion sollen<br />

eine Einheit bilden."

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