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Vom Mythos des Funktionalismus - Hochschule für Gestaltung ...

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Farbe sei <strong>für</strong> die Augen wohltuend. Die Körper würden durch das Ergehen erwärmt. Die<br />

frische Luft würde den Körper erfrischen.<br />

9<br />

Weitere Ausführungen gelten der Wahl und Anordnung öffentlicher Plätze. Vitruv beschreibt<br />

die unterschiedlichen Anforderungen an Plätze in Küstenstädten oder an Orten <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>inneren. Er verweist darauf, daß es entscheidend darauf ankomme, ob ein Platz vor<br />

einem Tempel, einer Opferstätte, einem Amphitheater oder einer Rennbahn liege. Er macht<br />

auf den Unterschied zwischen den griechischen und den römischen Plätzen aufmerksam. Die<br />

griechischen Marktplätze seien quadratisch gewesen, umgeben von geräumigen doppelten<br />

Säulenhallen von enger Säulenstellung. Auf den rechteckigen Plätzen der römischen Städte<br />

seien Gladiatorenspiele veranstaltet worden. Die Plätze seien so angelegt worden, daß die<br />

Breite zwei Drittel der Länge ausmachte, die Säulen in weiteren Abständen standen, damit in<br />

den Säulenhallen Wechslerbuden untergebracht werden konnten, während in den oberen<br />

Stockwerken Plätze <strong>für</strong> die Zuschauer vorgesehen waren.<br />

Vitruvs Beschreibung der Bauhölzer im neunten Kapitel <strong>des</strong> zweiten Buches ist eine<br />

Pflichtlektüre <strong>für</strong> Baubiologen. Selbst der richtige Zeitpunkt <strong>für</strong> das Holzschlagen, nämlich<br />

vom Anfang <strong>des</strong> Herbstes bis zum Einsetzen der Westwinde, wird minutiös beschrieben.<br />

Ein großes Kapitel widmet Vitruv den ästhetischen Fragen <strong>des</strong> Bauens. Seine Beschreibung<br />

der Maßverhältnisse der Proportionen und Harmonien ist immer noch lesenswert, Der Grund<br />

liegt in seinem humanen <strong>Funktionalismus</strong>. Die Maße und die Wahrnehmungsfähigkeit <strong>des</strong><br />

Menschen sollen die <strong>Gestaltung</strong> bestimmen.<br />

Diese Haltung ist als modern zu bezeichnen, sie scheint aber gerade im Zeitalter der<br />

Elektronik immer mehr verlorenzugehen. Die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit ist<br />

überfordert, wenn man heute von uns verlangt, mit vier Fernbedienungen auf dem Schoß den<br />

Fernseher, den Satellitenreceiver, den Videorecorder und den Hi-Fi-Turm zu steuern.<br />

Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong> die richtige <strong>Gestaltung</strong> gibt Vitruv im zweiten Kapitel <strong>des</strong> dritten<br />

Buches. Hier beschreibt er die unterschiedliche <strong>Gestaltung</strong> von Tempeln. Wichtig ist ihm<br />

dabei das durchschimmernde Prinzip. Durch die Bauweise der jeweiligen Tempelart soll <strong>für</strong><br />

jedermann eine ldentifizierung möglich sein.

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