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Vom Mythos des Funktionalismus - Hochschule für Gestaltung ...

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Milieu lebten und durch gemeinsame Gewohnheiten, gemeinsame Voraussetzungen und einen<br />

gemeinsamen Lebensstil miteinander verbunden seien.<br />

Überträgt man diese Snow'schen Kategorien auf das heutige Design, so kann man zwei<br />

Design-Kulturen unterscheiden:<br />

Die eine spielt in der Welt der Medien, Galerien und Museen. Hier wird unter Korruption <strong>des</strong><br />

Avantgarde-Begriffs (43) ein Design betrieben, das, wenn überhaupt, nur <strong>für</strong> eine marginale<br />

Gruppe der Bevölkerung eine Rolle spielt. Der Begriff "funktional" ist zum beliebigen<br />

Versatzstück <strong>für</strong> kreative Wortspiele verkommen (siehe oben). Mit der Lebenswirklichkeit<br />

hat er nichts mehr zu tun.<br />

Dagegen bemüht sich die zweite Design-Kultur seit einigen Jahren darum – und das<br />

erfreulicherweise mit wachsendem Erfolg – zeitgemäße Aspekte <strong>des</strong> Designs zu<br />

kommunizieren, zum Beispiel in der Produktsprache, im Corporate Design, in der Design-<br />

Strategie, im Interface-Design, aber auch in ökologischen Fragen. Das hohe Niveau, das diese<br />

zweite Design-Kultur inzwischen erreicht hat, demonstrieren eindrucksvoll die alljährlichen<br />

Wettbewerbe <strong>des</strong> Rats <strong>für</strong> Formgebung, <strong>des</strong> Design Zentrums NRW in Essen oder der if in<br />

Hannover. Wer sich diese Ausstellungen anschaut, wird feststellen, daß der rigide<br />

<strong>Funktionalismus</strong> der 60er und 70er Jahre passé ist und die "kommunikative Vernunft" immer<br />

mehr an Boden gewinnt.<br />

Die Stimmen, die erneut einen Paradigmenwechsel im Design ankündigen, mehren sich. Ob<br />

Donald A. Norman (44), der die neue soziale Aufgabe <strong>des</strong> Designs darin sieht, die Dinge in<br />

ihrem Gebrauch verständlich zu machen, oder Jean Nouve1 (45), der die strukturelle<br />

Lesbarkeit seiner Gebäude betont, oder Volker R. Grassmuck (46), der im Sinne<br />

Wittgensteins die Bedeutung eines Mediums in seinem Gebrauch sieht: Zaghaft zeichnet sich<br />

gegen Ende unseres Jahrhunderts eine Neuorientierung ab. Jenseits der Frage nach einer<br />

Ersten, Zweiten oder Dritten Moderne heißt es wieder ganz einfach: "ll faut être absolutment<br />

moderne. "<br />

Der Münchener Soziologe Wolfgang Welsch hat Mitte der 80er Jahre in seinem Buch<br />

"Unsere postmoderne Moderne" eine gewagte Prognose geäußert: "Es gilt – postmodern wie<br />

ideologisch – die Rahmenbedingungen unserer Lebensverhältnisse zu verändern. Im Sinne

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