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Vom Mythos des Funktionalismus - Hochschule für Gestaltung ...

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können, wozu die Geometrie vor allem bei der Darstellung der verschiedenen Gebäuderisse<br />

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die notwendigen Hilfsmittel bietet. Die Lehre vom Licht (Optik) wird die richtige Anbringung<br />

der Fenster erleichtern, während die Mathematik (Rechenkunst) die Grundlage <strong>für</strong><br />

Kostenberechnung, Maßeinteilung und Fragen der guten baulichen Verhältnisse bietet." (6)<br />

Schon hier wird die große aktuelle Bedeutung dieses antiken Lehrmeisters deutlich. Die<br />

Architektur hat sich immer recht umfassend verstanden, ganzheitlich würde man heute sagen.<br />

Als "Mutter der Künste" war sie schon immer mehr als die Summe ihrer Teile. Ein anderes<br />

kommt hinzu. Vitruv verpflichtet die Architekten zu einer philosophischen Grundhaltung. Die<br />

Philosophie gebe dem Baumeister den Adel der Gesinnung und bewirke, daß er nicht<br />

überheblich sei, sondern gewissenhaft und vor allem ohne Habsucht. Denn auf Dauer könne<br />

keine Arbeit ohne Gewissenhaftigkeit und lautere Gesinnung Erfolg haben. Der Architekt<br />

solle nicht begehrlich sein und dauernd hinter Aufträgen herjagen.<br />

Dies sind Worte, die an die aktuelle Debatte um die "Ethik im Design" (7) erinnern. Horst<br />

Oehlke (8) benutzt in diesem Zusammenhang fast die gleichen Worte: "Das Ethische ist in der<br />

<strong>Gestaltung</strong> und vom industriellen Design von Beginn seiner Entwicklung an als dem<br />

gegenständlichen Sachverhalt inhärent betrachtet worden und hat lange Zeit und zum Teil bis<br />

heute zur Legitimation der professionellen Tätigkeit gedient."<br />

Seit Anfang der 70er Jahre wissen wir um die "Grenzen <strong>des</strong> Wachstums" (9). Die<br />

Umweltproblematik wird Tag <strong>für</strong> Tag bedrohlicher. Immer deutlicher müssen wir erkennen,<br />

wohin uns der gedankenlose Umgang mit den natürlichen Ressourcen führen kann.<br />

Obwohl die ökologischen Probleme inzwischen auch im Design wahrgenommen werden, sind<br />

wir noch weit davon entfernt, umzudenken. Nach wie vor scheint die Hauptfrage zu lauten,<br />

mit welchem Konsummüll man das applaudierende Publikum in die Galerien und Museen<br />

locken kann. Der Designer als immerwährender Warenproduzent – Wolfgang Haug läßt<br />

grüßen (10). Und wenn dann ein privilegierter Endverbraucher, wie zum Beispiel die Fürstin<br />

Gloria zu Thurn und Taxis, ein neues Boudoir benötigt, bittet sie eben die Designer zu Hofe,<br />

die ihr gefällig zu sein haben: Tanderadei – gar lustig ist die Designerei.<br />

Bereits vor 20 Jahren – die Lähmung deutschen Designs durch die warenästhetische Kritik<br />

war gerade überwunden – äusserte Lucius Burckhardt zum gleichen Thema einige

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