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Vom Mythos des Funktionalismus - Hochschule für Gestaltung ...

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Anbetung <strong>des</strong> Konsums ersetzte den Kirchenglauben der Vergangenheit. Der Weg <strong>des</strong><br />

Designs – das eng mit dem Primat <strong>des</strong> Waren-Glaubens verbunden ist – war damit<br />

vorgezeichnet.<br />

Dieser große Sprung der Moderne führte zur ersten Gegenbewegung. Dem aufklärenden<br />

18<br />

Denken wurde der <strong>Mythos</strong> entgegengestellt. Dazu Habermas:<br />

"Nietzsche benützt die Leiter der historischen Vernunft, um sie am Ende wegzuwerfen und im<br />

<strong>Mythos</strong>, als dem Anderen der Vernunft, Fuß zu fassen. (28) Damit ist er, Nietzsche, <strong>für</strong><br />

Habermas der eigentliche Begründer der Postmoderne.<br />

Habermas setzte sich in seiner Vorlesungsreihe auch mit dem französischen Strukturalisten<br />

Michel Foucault (29) auseinander, <strong>für</strong> den das entscheidende Paradigma der Moderne das<br />

"System geordneter Zeichen" ist. Dieses ergebe sich nicht aus einer vorgängigen Ordnung der<br />

Dinge selbst, sondern stelle durch die Repräsentation der Dinge eine taxonomische Ordnung<br />

erst her. Die kombinierten Zeichen (oder die Sprache) bilden Foucault zufolge ein<br />

vollkommen durchsichtiges Medium, durch das die Vorstellung mit dem Vorgestellten<br />

verknüpft werden kann. Der Signifikant trete hinter das bezeichnete Signifikat zurück, er<br />

funktioniere wie ein gläsernes Werkzeug der Repräsentation ohne Eigenleben (30).<br />

Die Entwicklungsgeschichte der Semiotik zeigt, daß dies nicht immer so gewesen ist.<br />

Aufgabe der <strong>Gestaltung</strong> (also auch <strong>des</strong> Designs) war es eigentlich immer, die verschiedenen<br />

Funktionen <strong>des</strong> zu gestaltenden Gegenstan<strong>des</strong> so in Zeichen zu übersetzen, daß diese von den<br />

potentiellen Benutzern verstanden werden konnten, Forderungen, die bereits die Nachfolger<br />

Vitruvs erhoben hatten. Es galt, die unterschiedlichen Zeichenrepertoires der Benutzer zu<br />

studieren und dann die als richtig erkannten Zeichen gekonnt einzusetzen.<br />

Auch Umberto Eco (31) hat diese Zusammenhänge untersucht. Semiotik ist <strong>für</strong> ihn eine<br />

Geisteswissenschaft, die alle Kulturphänomene so betrachtet, als ob sie Zeichensysteme<br />

wären, weil Kultur im wesentlichen nichts anderes sei als Kommunikation. Also fragte sich<br />

Eco, was wohl Dinge mitzuteilen hätten, deren Daseinszweck nur darin bestehe, zu<br />

funktionieren.

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