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PRODUKTIONSFAKTOR MATHEMATIK - ZIB

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den Vorzug, dass nicht eine einzige fachspezifische Sichtweise dominiert. Alle Autoren<br />

wurden gebeten, für ein breites Publikum zu schreiben. Meist ist das sehr gut gelungen,<br />

in einigen wenigen Fällen wird, um die konkreten Anwendungsfragen oder die mathematischen<br />

Beiträge erläutern zu können, etwas mehr Fachwissen vorausgesetzt.<br />

Der Einsatz von Mathematik ist je nach Branche unterschiedlich tiefgehend. In manchen<br />

ist ingenieurwissenschaftlicher Fortschritt direkt mit mathematischer Spitzenforschung<br />

verknüpft. In anderen dagegen werden selbst jahrzehntelang erfolgreiche mathematische<br />

Instrumente nicht eingesetzt. Warum das so ist, wird in einigen Artikeln<br />

erläutert. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Sprach- und Terminologiebarrieren spielen<br />

eine Rolle, auch Ausbildungsdefizite bei Ingenieuren und Mathematikern. Sogar ordnungspolitische<br />

Rahmenbedingungen (z. B. Monopolsituationen), Hierarchien in Firmen<br />

oder die Psychologie der Entscheidungsfindung führen gelegentlich dazu, dass Mathematik<br />

nicht angemessen genutzt wird. Alle Autoren sind sich darüber einig, dass eine<br />

adäquate Beherrschung von Mathematik ein klarer Wettbewerbsvorteil ist.<br />

Dieser Band ist dank der bunten Autorenmischung ein authentischer Bericht über<br />

die Wechselwirkungen zwischen Mathematik und Technikwissenschaften. Er gibt auch<br />

unterschiedlichen Auffassungen Raum. So findet man Artikel, die sich in ihren Aussagen<br />

zur Herangehensweise an ingenieurwissenschaftliche Probleme widersprechen. Mathematiker<br />

etwa fordern tiefer gehende Theorieentwicklung, Ingenieure dagegen haben<br />

manchmal mit hemdsärmeligen Heuristiken eher Erfolg in der Praxis und stellen die<br />

Notwendigkeit der Theorieverfeinerung infrage. Deutliche branchenspezifische Unterschiede<br />

sind auch hier erkennbar und geben besonders klare Signale zu intensiverem<br />

Diskurs!<br />

Deutschland hat für einen vertieften Einsatz von Mathematik eine hervorragende<br />

Ausgangssituation. Die Technikwissenschaften sind in vielen Bereichen Weltspitze, auch<br />

die Mathematik in Deutschland hat Weltgeltung, insbesonders in den Bereichen der Mathematik,<br />

die schon seit Jahren auf Anwender zugegangen sind und sich ihrer Probleme<br />

angenommen haben. In vielen anderen Ländern orientiert man sich an dieser positiven<br />

Entwicklung und erkennt die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Vorteile, die<br />

sich aus einer engen Kooperation der Mathematik mit der Industrie ergeben. Dennoch<br />

bleibt viel zu tun, und dies wird in diesem Band auch deutlich. In einigen Artikeln werden<br />

konkrete Empfehlungen gegeben, wie die Zusammenarbeit zwischen Mathematik<br />

und Technikwissenschaften verbessert werden kann.<br />

Deutschland ist ein Hochlohnland, das hauptsächlich von seinen guten Ideen und<br />

deren Umsetzung lebt. Ein großes Plus der deutschen Industrie ist das Verständnis, die<br />

Planung und Steuerung von Systemen. Wenn wir in Deutschland unseren Lebensstandard<br />

halten wollen, müssen wir mit unseren Fähigkeiten zur Entwicklung neuer Technologien,<br />

diffiziler Produkte, schwieriger Produktionsprozesse und der Beherrschung komplexer<br />

Systeme weltweit führend sein. Ohne Mathematik ist das heute nicht mehr möglich.<br />

Berlin, November 2008 Martin Grötschel, Klaus Lucas, Volker Mehrmann

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