Wiener Festwochen - Österreich Journal
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Foto: BMLFUW / Bernhard Kern<br />
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 107 / 03. 05. 2012<br />
Faymann: Brauchen Schulterschluß<br />
mit Bevölkerung und NGOs<br />
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ)<br />
betont seine volle Unterstützung für die erste<br />
Europäische Bürgerinitiative „Meine Stimme<br />
gegen Atomkraft“. „Unser Ziel ist ein<br />
europaweiter Ausstieg aus der Atomenergie.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir<br />
einen Schulterschluß mit der europäischen<br />
Bevölkerung und den NGOs“, so der Kanzler<br />
nach dem Treffen mit Global 2000-Geschäftsführer<br />
Klaus Kastenhofer. Gerade am<br />
Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl<br />
gelte es daran zu erinnern, welches Leid<br />
AKW-Unfälle über die Menschen gebracht<br />
haben.<br />
„Die Ereignisse von Fukushima haben<br />
meine Haltung bestätigt: Diese Technologie<br />
ist nicht beherrschbar, sie ist gefährlich. Wir<br />
müssen all jenen entgegen treten, die uns erklären,<br />
daß Atomenergie eine nachhaltige<br />
Energieform ist. Denn das einzig Nachhaltige<br />
an der Kernkraft ist ihr nachhaltiges<br />
Risiko.“<br />
Faymann verwies außerdem auf den österreichischen<br />
Energiegipfel vom 16. April,<br />
wo konkrete Maßnahmen beschlossen wurden,<br />
die dafür sorgen, daß <strong>Österreich</strong> Atomstrom-frei<br />
wird. Dazu gehören gesetzliche<br />
Regelungen wie eine vollständige Stromkennzeichnung,<br />
der Verzicht auf den Bezug<br />
von Atomstromzertifikaten und auch ein<br />
Atomstromfrei-Gütesiegel. Er sprach von<br />
einem „guten Tag für all jene, die gegen<br />
Atomenergie sind“. Die Maßnahmen hätten<br />
„Vorbildcharakter“ und belegen, „daß wir<br />
Atomstrom nicht brauchen und zur Speerspitze<br />
derer gehören, die jenen Ländern gegenüberstehen,<br />
die uns fälschlicherweise ein-<br />
Innenpolitik<br />
reden wollen, daß Atomenergie wirtschaftlich<br />
besonders günstig sei und daß Atomstrom<br />
eine Art erneuerbare Energie sei“,<br />
sagte der Kanzler nach dem Energiegipfel,<br />
an dem neben Regierungsvertretern auch<br />
Vertreter von NGOs und Energiewirtschaft<br />
teilgenommen hatten. „Wir brauchen den<br />
Atomstrom nicht“, so Faymann, <strong>Österreich</strong><br />
setze auf den Ausbau erneuerbarer Energie.<br />
Um gemeinsam jene Vorschläge zu bekämpfen,<br />
die darauf abzielen, Atomenergie auf<br />
europäischer Ebene zu fördern, sei Glaubwürdigkeit<br />
notwendig. Mit den beschlossenen<br />
Maßnahmen habe <strong>Österreich</strong> seine<br />
Glaubwürdigkeit und seinen Vorbildcharakter<br />
im Kampf gegen Atomkraft weiter ausge-<br />
Umweltminister Nikolaus Berlakovich: »Wir bleiben unbequem!«<br />
baut, „das ist auch ein wichtiger Beitrag für<br />
die europäische Debatte“, sagte der Kanzler,<br />
der sich bei den Vertretern der NGOs für die<br />
Zusammenarbeit bedankte.<br />
Berlakovich: <strong>Österreich</strong> fordert<br />
weitere Überprüfungen<br />
„Die Streßtests sind auf Initiative <strong>Österreich</strong>s<br />
als Konsequenz der Katastrophe in<br />
Fukushima durchgeführt worden. Wir wollen<br />
wissen, wie es konkret um die AKWs<br />
rund um <strong>Österreich</strong> bestellt ist und was dort<br />
zu passieren hat: nachrüsten oder abschalten.<br />
Der jetzige Bericht ist ein wichtiger Schritt,<br />
aber keineswegs der Abschluß. Daher fordern<br />
wir, daß es für jede Anlage eine konkrete<br />
Bewertung gibt und einen Umsetzungsplan<br />
der Maßnahmen. Wir bleiben unbequem!“,<br />
so Umweltminister Niki Berlakovich<br />
(ÖVP) anläßlich der Fertigstellung des<br />
Expertenberichtes zu den AKW-Streßtests.<br />
Die Ensreg (Europäische Hochrangige<br />
Gruppe für Nuklearsicherheit und Abfallent-<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
13<br />
sorgung), die im Auftrag der Europäischen<br />
Kommission in den vergangenen Monaten<br />
die Prüfung der Atomkraftwerke durchgeführt<br />
hat, hat im Rahmen ihrer Plenarsitzung<br />
den umfangreichen Bericht darüber fertiggestellt.<br />
In der Schlußabstimmung hat sich <strong>Österreich</strong><br />
als einziges Land der Stimme enthalten.<br />
„Eine Zustimmung zum vorliegenden<br />
Bericht war nicht möglich. Er ist gut,<br />
aber nicht gut genug. Denn er stellt zwar<br />
einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu<br />
einem europäischen Nuklearsicherheitssystem<br />
dar, aber mit einem ersten Schritt sind<br />
wir noch lange nicht am Ziel. Positiv ist zu<br />
bewerten, daß es erstmals ein europäisches<br />
Bewertungsverfahren nach einheitliche Kriterien<br />
gibt, auch AKW-freie Staaten konnten<br />
in diesem Prozeß mitbestimmen und erstmals<br />
Unterlagen einsehen, die bisher nicht<br />
für uns zugänglich waren. Jedoch – was auch<br />
Grund für die ablehnende Position <strong>Österreich</strong>s<br />
war – der Zeitplan war viel zu kurz,<br />
nicht jeder Reaktor wurde besichtigt, nicht<br />
jeder Anlagentyp wurde überprüft. Ich verlange<br />
daher, daß in einem nächsten Schritt<br />
weitere Anlageninspektionen stattfinden.<br />
Die Bewertung der einzelnen Anlagen muß<br />
klarer und konkreter sein. Wir müssen aus<br />
Fukushima die richtigen Lehren ziehen.<br />
Schutz und Sicherheit der Menschen muß an<br />
erster Stelle stehen – und da darf es keine<br />
halben Sachen geben.“ fordert Berlakovich.<br />
Zur lückenlosen Kennzeichnung von Importstrom<br />
sagte Berlakovich, es sei ein „überfälliger<br />
umweltpolitischer Fortschritt, daß<br />
auch die letzten beiden österreichischen<br />
Stromversorger der Forderung nach einer<br />
Kennzeichnung von Importstrom nachkommen.<br />
Was beim letzten Energiegipfel noch<br />
nicht möglich war, haben wir jetzt durchgesetzt.<br />
Damit haben sich nun alle österreichischen<br />
Stromversorger einer Selbstverpflichtung<br />
unterworfen“, so der Umweltminister.<br />
„Mit dem neuen Ökostromgesetz und durch<br />
den konsequenten Ausbau der erneuerbaren<br />
Energieträger werden wir dieses Ziel erreichen.<br />
In diesem Sinn ist das Ergebnis des<br />
Atomgipfels ein wichtiger Zwischenschritt<br />
im Sinne der StromkundInnen, im Dienste<br />
der Transparenz und in Richtung Energieautarkie.“<br />
Graf: Der Konsument ist nun sehr gut<br />
über die Herkunft des Stroms informiert<br />
„Aufgrund der Stromkennzeichnungsverordnung<br />
der E-Control sind seit Anfang des<br />
Jahres alle heimischen Stromversorger verpflichtet,<br />
sowohl auf ihrem Werbe- und<br />
Informationsmaterial als auch auf den Rech-