Wiener Festwochen - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 107 / 03. 05. 2012<br />
Der Jahreszeit entsprechend präsentiert<br />
sich derzeit auch die Konjunkturwetterlage<br />
in <strong>Österreich</strong> wechselhaft, doch der<br />
einsetzende Frühling beginnt sich immer<br />
stärker durchzusetzen: „Der Bank Austria<br />
Konjunkturindikator ist im März das dritte<br />
Mal in Folge auf mittlerweile 0,4 Punkte angestiegen.<br />
Nach einer sechsmonatigen Abschwächungsperiode<br />
unterstreicht die anhaltende<br />
Aufwärtsentwicklung des Indikators<br />
die von uns erwartete langsame Wirtschaftserholung<br />
in <strong>Österreich</strong>“, ist Bank Austria<br />
Chefökonom Stefan Bruckbauer überzeugt.<br />
Die Aufhellung des Konjunkturklimas seit<br />
dem Jahresbeginn 2012 erfolgte bisher jedoch<br />
nur in sehr kleinen Schritten. „Die stetige,<br />
aber doch verhaltene Verbesserungstendenz<br />
des Bank Austria Konjunkturindikators<br />
in den vergangenen Monaten verdeutlicht,<br />
daß die Erholung zögerlich erfolgt und<br />
fragil bleibt“, analysiert Bruckbauer.<br />
Das Konjunkturklima in <strong>Österreich</strong> ist<br />
derzeit von spürbaren Stimmungsschwankungen<br />
gekennzeichnet. Das Konsumentenvertrauen<br />
hat sich im März trotz der verschlechterten<br />
Arbeitsmarktdaten weiter erhöht<br />
und erreicht mittlerweile den besten<br />
Wert seit einem halben Jahr. Dagegen haben<br />
sich die Geschäftserwartungen der heimischen<br />
Industrie etwas eingetrübt, liegen jedoch<br />
weiterhin über dem langjährigen<br />
Durchschnitt. Die Stimmungsverschlechterung<br />
im Produktionssektor <strong>Österreich</strong>s ist<br />
wesentlich auf ein ungünstigeres europäisches<br />
Umfeld zurückzuführen, das vor allem<br />
von einem Rückgang der Zuversicht in der<br />
deutschen Industrie bestimmt wurde. „Aufgrund<br />
der weiterhin wechselhaften Stimmung<br />
in der Industrie und bei den Konsumenten<br />
wird dem zwar positiven, aber doch schwachen<br />
Wirtschaftswachstum des ersten Quartals<br />
2012 im zweiten Quartal keine dynamische<br />
Aufwärtstendenz folgen. Nachdem zu<br />
Jahresbeginn die österreichische Wirtschaft<br />
nach unseren Schätzungen geringfügig um<br />
0,1 Prozent zum Vorquartal gewachsen ist,<br />
wird sich im zweiten Quartal der Anstieg des<br />
BIP nur marginal auf 0,2 Prozent zum<br />
Vorquartal erhöhen“, so Bruckbauer.<br />
Wirtschaft<br />
<strong>Österreich</strong>s Wirtschaft weiter<br />
auf moderatem Wachstumskurs<br />
Bank Austria Konjunkturindikator im März mit drittem Anstieg in Folge auf<br />
0,4 Punkte festigt positive Wachstumsaussichten für die heimische Wirtschaft –<br />
Verbessertes Umfeld für die Inlandsnachfrage kompensiert höhere Exportrisiken<br />
„Trotz der Fragilität des Aufschwungs<br />
und der etwas enttäuschenden Konjunktursignale<br />
der vergangenen Wochen aus den<br />
USA und aus China sind die Aussichten auf<br />
höhere Wachstumsraten in der zweiten<br />
Jahreshälfte 2012 nach unserer Einschätzung<br />
gut,“ so Bruckbauer. Der Rückenwind aus<br />
dem Ausland wird angesichts der aktuell<br />
hohen Auftragspolster und der soliden Entwicklung<br />
der Auftragseingänge der österreichischen<br />
Industrie für ausreichend Unterstützung<br />
sorgen. Ein kurzfristig neuerliches<br />
Aufflammen der europäischen Staatsschuldenkrise,<br />
das zu temporären Belastungen<br />
führt – wie in den vergangenen Tagen zu beobachten<br />
war – ist in diesem vorsichtig optimistischen<br />
Konjunkturszenario bereits eingerechnet.<br />
„Wir halten weiterhin an unserer<br />
Wachstumsprognose für 2012 von 0,8 Prozent<br />
im Jahresvergleich fest und sehen bei<br />
stabiler Entwicklung des globalen Umfelds<br />
darüber hinaus sogar ein Aufwärtspotential<br />
für die österreichische Wirtschaft“, so<br />
Bruckbauer optimistisch.<br />
Rückläufige Inflation sorgt<br />
2012 für Reallohnzuwachs<br />
Die jüngsten Einzelhandelsdaten zeigen<br />
an, daß sich die Aussichten für den privaten<br />
Konsum etwas aufgehellt haben. Das Reformpaket<br />
der Regierung zur Reduktion des<br />
Budgetdefizits ist ohne schwerwiegende<br />
Wachstumseinbußen verkraftbar und wird<br />
durch die Politik der EZB – gesteigerte Liquidität<br />
in Kombination mit niedrigen Zinsen<br />
– unterstützt. Nach dem Rückgang der<br />
Sparquote in <strong>Österreich</strong> von 8,3 auf 7,5 Prozent<br />
im Jahr 2011 ist auch für 2012 von einer<br />
weiteren geringfügigen Verringerung auszugehen.<br />
„Positiv für den privaten Konsum im Jahr<br />
2012 ist der bislang rückläufige Inflationstrend.<br />
Diese erfreuliche Entwicklung hat die<br />
Teuerung im ersten Quartal auf geschätzte<br />
2,5 Prozent gesenkt – nach durchschnittlich<br />
3,3 Prozent im Jahr 2011 – und damit für<br />
reale Lohnzuwächse in <strong>Österreich</strong> gesorgt“,<br />
sagt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
69<br />
Trendwende am Arbeitsmarkt<br />
steht bevor<br />
Die Chancen für mehr Unterstützung für<br />
die heimische Nachfrage sind intakt – auch<br />
dank der aktuellen Entwicklungen am österreichischen<br />
Arbeitsmarkt. Hier zeigen sich<br />
nunmehr Signale einer Stabilisierung, nach<br />
der Mitte 2011 infolge der globalen Konjunkturverlangsamung<br />
eingesetzten Verschlechterung.<br />
Das Beschäftigungswachstum<br />
hat sich mittlerweile auf niedrigerem Niveau<br />
konsolidiert und die Anzahl der Arbeitslosen<br />
ist im März nach saisonbereinigten Daten im<br />
Vergleich zum Vormonat sogar leicht gesunken.<br />
Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote<br />
hat sich zum Quartalsende bei 6,9 Prozent<br />
stabilisiert und unter Berücksichtigung der<br />
Schulungsteilnehmer ist sie sogar zurückgegangen.<br />
„Noch ist es zu früh, um zu beurteilen,<br />
ob die mit Frühlingsbeginn erkennbare<br />
Stabilisierung der Lage am österreichischen<br />
Arbeitsmarkt bereits der Start einer positiven<br />
Trendwende ist. Wir gehen davon aus, daß<br />
sich die Konjunktur in den kommenden Monaten<br />
weiter festigt und damit auch eine Verbesserung<br />
am Arbeitsmarkt eintritt. Diese<br />
Entwicklung hat durchaus Potential, früher<br />
einzusetzen und stärker auszufallen, als wir<br />
bisher angenommen haben“, meint Pudschedl.<br />
Die Bank Austria erwartet derzeit aufgrund<br />
des gedämpften Wirtschaftswachstums<br />
noch einen Anstieg der Arbeitslosenquote<br />
im Jahresdurchschnitt 2012 auf 6,9<br />
Prozent, nach 6,7 Prozent im vergangenen<br />
Jahr.<br />
Die größten Risken für die Konjunkturerholung<br />
sehen die Ökonomen der Bank Austria<br />
in einer nicht konsequenten Fortsetzung der<br />
Reformen im Euroraum und in einem Streit<br />
über die Politik der EZB. „Während die<br />
Industrie und auch die Konsumenten durchaus<br />
bereit sind, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
wieder zu verstärken, bleibt als Unsicherheitsfaktor<br />
vor allem die Wirtschaftspolitik.<br />
Der eingeschlagene Weg der Haushaltskonsolidierung<br />
muß mit Augenmaß und der Unterstützung<br />
durch die Geldpolitik fortgesetzt<br />
werden“, so Bruckbauer abschließend. �