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Wiener Festwochen - Österreich Journal

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 107 / 03. 05. 2012<br />

Innenpolitik<br />

Pressefreiheit braucht auch verantwortungsvollen<br />

<strong>Journal</strong>ismus<br />

Schülerdiskussion im Parlament zum Tag der Pressefreiheit<br />

Jährlich am 3. Mai wird der Internationale<br />

Tag der Pressefreiheit begangen. Aus diesem<br />

Anlaß lud Nationalratspräsidentin Barbara<br />

Prammer am 27. April gemeinsam mit<br />

der Initiative „ZIS – Zeitung in der Schule“<br />

zu einer Diskussionsveranstaltung ins Parlament.<br />

Rund 50 SchülerInnen des Gymnasiums<br />

Erlgasse und der „De la Salle“-Schule<br />

Strebersdorf diskutierten mit einer Gruppe<br />

von <strong>Journal</strong>istInnen unter anderem über die<br />

Bedeutung der Pressefreiheit und die hohe<br />

Verantwortung, die Medien haben. <strong>Österreich</strong><br />

lag im Pressefreiheits-Ranking von<br />

„Reporter ohne Grenzen“ zuletzt zwar auf<br />

Platz 5, die <strong>Journal</strong>istInnen mahnten dennoch<br />

zur Wachsamkeit.<br />

Prammer meinte in ihren Begrüßungsworten<br />

zu den SchülerInnen, sie halte es für<br />

unverzichtbar, sich mit Medien auseinandersetzen.<br />

Es sei wichtig, zu einem Thema ein<br />

breites Spektrum an Informationen einzuholen<br />

und „nicht nur eine zufällig herumliegende<br />

Zeitung aufzuschlagen“. Auch im<br />

Medien-Workshop der Demokratiewerkstatt<br />

des Parlaments gehe es um die Frage von<br />

Medienkompetenz. Zum Thema Pressefreiheit<br />

merkte sie an, im Kampf darum müßten<br />

immer wieder Menschen ihr Leben lassen.<br />

Sie hob aber auch die Notwendigkeit des<br />

verantwortungsvollen Umgangs von <strong>Journal</strong>istInnen<br />

mit der Pressefreiheit hervor.<br />

Auch Alexander Warzilek, Geschäftsführer<br />

des <strong>Österreich</strong>ischen Presserats, ging<br />

in seinem Impulsreferat auf die Verantwortung<br />

und Verpflichtung von <strong>Journal</strong>istInnen<br />

ein, sorgsam mit der Pressefreiheit umzugehen.<br />

Man könne Pressefreiheit auch dadurch<br />

gefährden, indem man sie mißbrauche und<br />

beispielsweise zur Befriedigung von Sensationslust<br />

die Privatsphäre und die Rechte<br />

von Opfern mißachte, konstatierte er. Seiner<br />

Ansicht nach brauche es daher auch eine<br />

Form der Kontrolle der Medien, etwa durch<br />

den Presserat.<br />

Die Presse sei in einer Demokratie deshalb<br />

wichtig, weil sie quasi der Kontrolleur<br />

des Staates und der Mächtigen sei, betonte<br />

Warzilek. Sie sorge als „public watchdog“<br />

für ein Machtgleichgewicht. Besondere Bedeutung<br />

kommt ihm zufolge dabei auch dem<br />

Redaktionsgeheimnis zu.<br />

Foto: Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Mike Ranz<br />

Diskussionsveranstaltung für Schüler/innen zum Internationalen Tag der Pressefreiheit<br />

APA-Chefredakteur Michael Lang wies<br />

darauf hin, daß von 180 Nachrichtenagenturen<br />

weltweit 160 öffentlich-rechtlich seien<br />

bzw. in irgendeiner Form unter dem Einfluß<br />

des Staates stünden. Nur 20 seien in privaten<br />

Händen und, wie die Austria Presse Agentur,<br />

vorwiegend als Genossenschaft organisiert.<br />

Nachweisbaren staatlichen Druck auf <strong>Journal</strong>istInnen<br />

gibt es in <strong>Österreich</strong> Lang zufolge<br />

nicht, seiner Meinung nach ist aber<br />

auch die finanzielle Unabhängigkeit von<br />

Medien wichtig. In diesem Sinn sei die APA<br />

seiner Meinung nach in einer vorteilhaften<br />

Position, weil sie keine Presseförderung bekomme<br />

und auch keine Inserate habe.<br />

Rubina Möhrig, geschäftsführende Präsidentin<br />

von „Reporter ohne Grenzen“, führt<br />

den guten Platz <strong>Österreich</strong>s im Pressefreiheits-Ranking<br />

unter anderem auf die Kleinheit<br />

des Landes zurück, wies aber auch darauf<br />

hin, daß österreichische Zeitungen, im<br />

Gegensatz etwa zu deutschen, aus geheimen<br />

Untersuchungsdokumenten von Behörden<br />

zitieren dürften. Auch das Redaktionsgeheimnis<br />

nimmt ihr zufolge eine wichtige Stellung<br />

ein.<br />

Der aktuell 5. Platz <strong>Österreich</strong>s sei mit<br />

dem 26. Platz im Jahr 2002 nicht ganz vergleichbar,<br />

erklärte Möhrig, weil sich die Bewertungskriterien<br />

inzwischen zum Teil geändert<br />

hätten. Positiv habe sich jedenfalls<br />

ausgewirkt, daß es nun wieder einen Presserat<br />

in <strong>Österreich</strong> gebe. Generell bekräftigte<br />

Möhrig, man könne Pressefreiheit auch miß-<br />

»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />

17<br />

brauchen, Lügen hätten nichts mit Meinungsfreiheit<br />

zu tun.<br />

Innenpolitik-<strong>Journal</strong>istin Eva Weissenberger,<br />

designierte Chefredakteurin der<br />

Kärntner „Kleinen Zeitung“, sprach ebenfalls<br />

den Aspekt der Wahrheit an. „Was man<br />

schreibt, muß stimmen“, bekräftigte sie, und<br />

das sollte man im Bedarfsfall auch beweisen<br />

können. Einschränkungen bei der Berichterstattung<br />

in <strong>Österreich</strong> sieht sie grundsätzlich<br />

nicht, Weissenberger wies aber darauf<br />

hin, daß die Medienkonzentration in <strong>Österreich</strong><br />

und die finanzielle Abhängigkeit<br />

von Inseraten die redaktionelle Unabhängigkeit<br />

gefährdeten. Ihrer Ansicht nach sind<br />

daher aufmerksame und kritische MedienkonsumentInnen<br />

wichtig.<br />

Von seiten der SchülerInnen wurde als<br />

wichtigste Informationsquelle „Facebook“<br />

genannt, vereinzelt gelesen werden aber<br />

auch U-Bahn-Zeitungen. Ein Schüler meinte,<br />

seiner Meinung nach würden PolitikerInnen<br />

oft in übertriebener Form bloßgestellt<br />

und lächerlich gemacht. Moderiert wurde<br />

die Diskussion von der „Presse“-Medienredakteurin<br />

Anna-Maria Wallner.<br />

Bereits vor der Diskussionsveranstaltung<br />

hatten SchülerInnen der Kooperativen Mittelschule<br />

in Wien 22 die ZIS-Gäste im Rahmen<br />

eines Medien-Workshops der „Demokratiewerkstatt“<br />

interviewt. Der dabei entstandene<br />

Filmbeitrag wurde auf die Parlaments-Website<br />

für Kinder gestellt. �<br />

http://www.demokratiewebstatt.at

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