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Serra de Tramuntana, Mallorca

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Gesagt, getan. Die uniformierten Typen schauen ziemlich mürrisch drein. Jetzt muss man<br />

noch arbeiten an einem Sonntag... so ein Gurk. Trotz<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>n wir die Sache total<br />

aufregend.<br />

Die Deutschen wollen weiter nach Vall<strong>de</strong>mossa, ich muss wie<strong>de</strong>r ins Refugi zurück zum<br />

Nachtessen. Pünktlich um 20.00 Uhr, wie mir Miguel eingeschärft hat. Also nehme ich bei<br />

<strong>de</strong>m Regen ein Taxi zurück.<br />

Die Wolken hängen tief, es ist kühler gewor<strong>de</strong>n. Wenn das Wetter morgen so ist wie im<br />

Moment, müsste ich die morgige Etappe abblasen. Sie führt über <strong>de</strong>n Coll <strong>de</strong> l’Ofre, und <strong>de</strong>r<br />

ist total im Nebel.<br />

Zum Znacht – ich bin alleine mit Miguel – gibt’s zähen Salat aus <strong>de</strong>m eigenen Garten,<br />

Tomaten und eine Hähnchenkeule. Wun<strong>de</strong>rbar zart und überhaupt nicht ausgetrocknet. Also<br />

kochen kann er, <strong>de</strong>r Miguel. Er gibt mir noch einen Tipp, wo in Palma ich die begehrten<br />

Landkarten im Massstab 1:25'000 bekomme. Diese Karten (vom Militär) sind sehr schwierig<br />

zu fin<strong>de</strong>n. Sie wür<strong>de</strong>n soeben überarbeitet und es seien von fast allen bereits die neuen<br />

erhältlich. Wenn ich in Palma bin, muss ich unbedingt dort hin (Intersport).<br />

Montag, 26. Mai 2003<br />

Um 6.00 Uhr wache ich kurz auf und höre, dass es gewittert. Das auch noch. Gestern, als<br />

ich die Planung für heute gemacht habe, habe ich einen „Regenplan“ erstellt. Doch das<br />

Refugi Tossals Verds, das mein heutiges Tagesziel ist, liegt mitten im unzugänglichsten Teil<br />

<strong>de</strong>r <strong>Serra</strong> <strong>Tramuntana</strong>. Etwa die Hälfte sowie <strong>de</strong>n höchsten Pass könnte ich abkürzen mittels<br />

eines öffentlichen Busses, <strong>de</strong>r einmal täglich an <strong>de</strong>n Cúber-Stausee hochfährt. Aber von dort<br />

sind’s immer noch einige Stun<strong>de</strong>n bis zur Hütte.<br />

Um 8.00 Uhr gehe ich runter zum Frühstück. Die an<strong>de</strong>ren im 30 Personen fassen<strong>de</strong>n<br />

Schlafsaal schlafen noch. Bis auf die bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Frauen ist <strong>de</strong>r Saal glücklicherweise<br />

leer. Miguel meint, das Wetter wer<strong>de</strong> weiterhin bewölkt sein, aber die Regenfront und das<br />

Gewitter seien vorbei. Trotz<strong>de</strong>m sehe ich die Wolken noch an <strong>de</strong>n Gipfeln hängen.<br />

Ich beschliesse, die heutige Etappe wie geplant durchzuführen und packe <strong>de</strong>n Rucksack.<br />

Wie üblich kaufe ich noch Wasser beim Hüttenwart. Zu Essen habe ich genug, das Meiste in<br />

Form von Riegeln. Ich laufe hinunter nach Port <strong>de</strong> Sóller, warte dort auf das Tram und fahre<br />

damit etwa 5km bis nach Sóller zum Dorfplatz Plaça Constituçio. Dort geht’s los, durchs Dorf<br />

Biniaraitx erreiche ich <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>s Torrent d’es Barranc. Dieses Tal steigt steil nach oben<br />

zur vor mir liegen<strong>de</strong>n <strong>Serra</strong> <strong>de</strong> Alfabia. An einem alten Waschhaus ausgangs Biniaraitx treffe<br />

ich auf zwei Wan<strong>de</strong>rer, die <strong>de</strong>n gleichen Weg haben, aber nur bis zum Cúber-Stausee<br />

wan<strong>de</strong>rn. Ich überhole sie und laufe auf <strong>de</strong>m restaurierten Pilgerweg Camí d’es Barranc in<br />

unzähligen Windungen talaufwärts. Der Weg ist lang und steil, die run<strong>de</strong>n Steine erleichtern<br />

die Sache nicht – im Gegenteil! Kurz vor Erreichen <strong>de</strong>s Passes <strong>de</strong> l’Ofre komme ich zur<br />

Finca l’Ofre. Hier ist <strong>de</strong>r Weg abgesperrt und ein Schild warnt vor wil<strong>de</strong>n Stieren. Schlimmer<br />

als in <strong>de</strong>r Camargue kann’s nicht sein, <strong>de</strong>nke ich und klettere übers Tor.<br />

Endlich auf <strong>de</strong>m Pass! Gestartet bin ich auf Meereshöhe, <strong>de</strong>r Pass liegt 890m hoch. Zu<br />

gerne wäre ich jetzt noch schnell auf <strong>de</strong>n l’Ofre (1090m.ü.M.), <strong>de</strong>r vom Pass aus in 45min zu<br />

erreichen ist. Doch er liegt im Nebel, ich bin hier oben knapp unterhalb <strong>de</strong>r Wolkengrenze.<br />

Das bringt nichts. Scha<strong>de</strong>. Auf <strong>de</strong>m Pass win<strong>de</strong>t’s stark, ich beschliesse, sofort<br />

weiterzugehen, obwohl ich noch keine Pause gemacht habe. Es hat ein geschmie<strong>de</strong>tes<br />

Kreuz auf <strong>de</strong>m Pass, daneben sitzt ein älteres <strong>de</strong>utsches Ehepaar. Die bei<strong>de</strong>n verzehren in<br />

aller Ruhe ein Picknick. Wir sprechen kurz miteinan<strong>de</strong>r. Auch sie wollten auf <strong>de</strong>n l’Ofre, aber<br />

bei <strong>de</strong>m Nebel wer<strong>de</strong>n sie von hier ebenfalls wie<strong>de</strong>r absteigen zum Stausee, wo sie ihr<br />

Mietauto parkiert haben. Sie wollen natürlich auch wissen, wohin ich will. Schliesslich<br />

verabschie<strong>de</strong>n wir uns und ich laufe durch Steineichen- und Föhrenwald runter an <strong>de</strong>n<br />

Stausee. Von hier sollte man <strong>de</strong>n Puig Mayor schön sehen können, doch auch sein mit<br />

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