Serra de Tramuntana, Mallorca

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Busse am Sonntag an. Doch – Bingo – genau hier fehlt ein Stück. Ich versuche, die Zeit irgendwie zu rekonstruieren anhand der Abfahrtszeiten anderer Wochentage. Es könnte 9.00 Uhr sein. Aber ich muss das trotzdem genau wissen. Und die Bushaltestelle suchen! Mitten in der Stadt sehe ich einen Wegweiser zum Tourist Office und stehe kurz darauf davor. Einen Busfahrplan gibt’s zwar nicht, dafür einen Stadtplan mit eingezeichneter Bushaltestelle. Ich finde sie wenig später auch und studiere die angeschlagenen Fahrpläne. Tatsächlich ist 9.00 Uhr als Abfahrtszeit angegeben. Super. Nun gilt es, mein Domizil für die Nacht zu suchen. Es ist die Eremita de Nostra Senyora del Puig de Maria. Tönt super, ist aber 300 Höhenmeter weiter oben auf dem Hausberg der Einwohner von Pollença. Was soll’s, ich mache mich auf den Weg. Und erreiche eine Stunde später schwitzend in der grössten Nachmittagshitze die Einsiedelei. An einer kleinen Pforte im Innern muss ich klingeln. Eine Señora schaut im Reservationsbuch nach und kann meinen Namen partout nicht finden. Komisch. Ich habe telefonisch vorreserviert! Sie fragt, welche Telefonnummer ich angerufen habe. Ich zeige sie ihr. Aha, meint sie, das komme bei deutschsprachigen Gästen oft vor, irgendwo stehe da in unseren deutschen Reiseführern die falsche Telefonnummer. So ein Gurk. Ich habe versehentlich bei den Monks auf dem Puig de Randa reserviert. Doch mich bringen keine 10 Pferde mehr von diesem Berg runter. Genug gelaufen für heute mit dem schweren Rucksack. Ich habe Glück, sie hat noch ein letztes freies Zimmer. Der Preis dafür ist mit 9 Euro sehr bescheiden. Aber wenn man an die Tür bläst, fällt sie dafür auch gleich aus den Angeln... Mahlzeiten gibt es auf Anfrage. Ich bestelle aber weder Abendessen noch Frühstück. Für heute Abend finde ich schon was und morgen muss ich sowieso vor 8.00 Uhr los, um den Bus zu erwischen. Die Dusche entpuppt sich als fürchterliches Dreckding, aber Hauptsache, es hat eine. Auch das Zimmer sieht nicht eben sauber aus, die Bettwäsche ist jedoch frisch gewaschen. Aber die Aussicht auf diesem isolierten Puig ist fantastisch! Ich verbringe die Zeit bis zum Abend auf der Aussichtsterrasse. Dann kaufe ich zwei mallorquinische Sandwiches als Nachtessen und begebe mich anschliessend zur wohlverdienten Ruhe. Während der ganzen Nacht habe ich einen Kampf mit zwei Stechmücken und irgendwann krabbelt etwas über meinen Hals. Nur nichts anmerken lassen, sage ich mir. Schliesslich bin ich ja froh, überhaupt ein Bett für diese Nacht zu haben... Sonntag, 1. Juni 2003 Ich verdufte früh, um sicher den Bus nach Palma zu erwischen. Wie meistens, bin ich dann über 40 Minuten zu früh dort, entdecke aber einen Markt gleich um die Ecke. Super! Da kann ich gleich noch einige Früchte kaufen. Neben Käse, Äpfeln, Kirschen und Aprikosen kaufe ich Nisperos. Was? Sie kennen Nisperos nicht? Ich auch nicht, aber sie sind gut. Ich habe sie schon öfters in der Region Sóller an den Bäumen hängen gesehen. Sie schauen wie Aprikosen oder Mirabellen aus. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wie die Dinger auf Deutsch heissen. Jedenfalls habe ich sie in der Schweiz noch nie gesehen. ((Meine Nachforschungen im Internet ergeben: „Spanien ist nach China der zweitgrösste Produzent. 75% stammen aus dem Gebiet um Callosa an der Costa Blanca. Die Reifezeit der Früchte ist von Ende April bis etwa Mitte Juni. Äusserlich sehen die Früchte von der Form her der Pflaume etwas ähnlich, die Farbe ist aber eher die des Pfirsichs und der Geschmack ist fast eine Mischung aus Pfirsich und Aprikose ((ich finde, es spielt noch etwas Melone mit hinein)). Im Innern hat es Kerne (1-5). Mitessen kann man diese allerdings nicht. Die Frucht muss reif sein, wenn sie vom Baum genommen wird, sie kann aber auch dann nicht lange gelagert werden, denn schnell bekommt sie unansehnlichen Flecken. Diese beeinflussen anfänglich jedoch in keiner Weise den Geschmack. Deshalb ist der Transport nur sehr begrenzt und gut organisiert möglich. Wahrscheinlich ist das der Grund, weswegen Seite 20
viele Ausländer staunend und neugierig die kleinen gelben Früchte im Supermarkt oder auf den Obstmärkten bewundern...)) Nisperos heissen also auch zu Deutsch Nisperos. Ich habe sie geschält, die Schale hat einen ganz leichten Pelz. Wahrscheinlich kann man sie aber mitessen, von schälen steht im obigen (zusammengefassten) Text jedenfalls nichts. Der Bus nach Palma kommt pünktlich. Die öffentlichen Verkehrsmittel waren eigentlich immer pünktlich. Aber bis man weiss, wann überhaupt sie abfahren... Ich muss 4 Euro bis Palma zahlen. Eine halbe Stunde bleibt mir, um in den Bus nach Colonia Sant Jordi umzusteigen. Dies ist der einzige Bus dorthin heute Sonntag. Am Empfang des Hotels Marqués del Palmer begrüssen die drei Concierges, der Direktor und ich uns wie alte Bekannte. Kein Wunder, seit über zehn Jahren ist eigentlich kaum ein Jahr vergangen, in dem wir nicht hier waren. Zum Glück kennen sie mich: In meinem verlotterten Zustand hätten sie mich sonst vielleicht abgewiesen... Die Hose hat gelitten, das T-Shirt eine undefinierbare Farbe angenommen. Der Schlapphut rundet das Ganze ab.... Ich kriege ein kleines Doppelzimmer für mich alleine und richte mich häuslich ein, mit allem, was dazu gehört: Wäsche machen, Einkaufen, Liegestuhl am Pool reservieren für heute und die kommenden Tage. Ich beschliesse, erst am Donnerstag Morgen abzureisen. Ich muss zwar um 6.00 Uhr am Flughafen sein. Dafür habe ich so noch den ganzen Mittwoch, um zu baden und an die Sonne zu liegen. Einen öffentlichen Bus gibt’s natürlich um diese Zeit noch nicht, es bleibt mir nichts anderes übrig, als ein Taxi zu nehmen. Wichtigste Tätigkeit ist nun, eine Badehose zu erstehen. Das Meer ist 20° warm, ich will unbedingt schwimmen gehen! Mein Zimmer ist im 3. Stock, über der hauseigenen Disco. Vor 23.00 Uhr ist nicht an Schlaf zu denken. Aber was soll’s. Ich habe eine Internet-Station im Hotel entdeckt und melde mich mal wieder bei den Daheimgebliebenen. Montag, 2. Juni 2003 Es wird nun täglich geschwommen. Nach zwei Kilometern, resp. einer guten Stunde, wird’s mir dann aber jeweils zu kalt. Die Badehose habe ich etwas umnähen müssen. Aber was soll’s. Habe schliesslich nicht umsonst Nadel und Faden durch das ganze Tramuntana- Gebirge geschleppt! „Das ganze Tramuntana-Gebirge“ stimmt zwar nicht ganz, denn die westlichste Ecke ist noch nicht durchgehend bewanderbar. Aber das mache ich noch mal. Garantiert. Den L’Ofre auch. Garantiert. Dienstag, 3. Juni 2003 Da ich ja am Donnerstag Morgen nicht mehr in Palma die Landkarten kaufen kann, nehme ich heute den ersten Bus dorthin. Ich finde das Sportgeschäft, das mir Miguel erklärt hat und dort auch alle benötigten Karten im Massstab 1:25’000. Es ist ein sehr grosses Sportgeschäft mit einer bestausgestatteten Bergabteilung. Interessanterweise hat’s kaum richtige Bergschuhe und funktionale Rucksäcke. Dafür ist die Palette mit Artikeln für den Klettersport gut bestückt. Ein Sandwich mit Cola in der Bar an der Plaça Espanya lasse ich mir natürlich auch nicht entgehen. Schon gegen Mittag bin ich wieder zurück in Colonia. Nun kann ich in Ruhe baden, schwimmen und sonnenbaden. Seite 21
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