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Serra de Tramuntana, Mallorca

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Mittwoch, 28. Mai 2003<br />

Ich laufe früh los, bin um 9.00 Uhr bereits eine Stun<strong>de</strong> unterwegs in Richtung Massanella.<br />

Mitten im Wald treffe ich auf einen weiteren Wan<strong>de</strong>rer, auch er alleine. „Hi, I’m Joe from<br />

Ireland“, begrüsst er mich und schnell entwickelt sich ein Gespräch zwischen uns. Ob ich<br />

auch auf <strong>de</strong>n Massanella wolle, fragt er. Als ich dies bejahe, meint er: „Oh, so we make a<br />

company“. Okay, also machen wir eben eine company. Soll mir auch recht sein. Er hat<br />

interessantes Equipment: Ein GPS, das er ständig zusammen mit einer Kartentasche in <strong>de</strong>r<br />

Hand trägt und auf <strong>de</strong>m Rücken einen Trinkrucksack, von <strong>de</strong>m ein Schlauch direkt auf<br />

Mundhöhe führt.<br />

Wir schnaufen bergan. Er erzählt, dass er postman sei. Aha, <strong>de</strong>shalb die gute Kondition! Wir<br />

wechseln uns bei <strong>de</strong>r Wegsuche ab, es gilt, kleine rote aufgemalte Punkte im Steingewirr zu<br />

fin<strong>de</strong>n.<br />

3 ½ Stun<strong>de</strong>n und 800 Höhenmeter später haben wir’s dann geschafft und stehen bei <strong>de</strong>r<br />

Betonsäule, die <strong>de</strong>n höchsten Punkt markiert. Wir machen ein Gipfelfoto voneinan<strong>de</strong>r und<br />

essen etwas. Von hier oben sehe ich <strong>de</strong>n Weg, <strong>de</strong>n ich gestern im Nebel nicht gefun<strong>de</strong>n<br />

habe. Er fängt nicht direkt am Pass an, son<strong>de</strong>rn erst einige hun<strong>de</strong>rt Meter weiter unten. So<br />

weit konnte ich im Nebel meine Suche natürlich nicht aus<strong>de</strong>hnen, ansonsten hätte ich auch<br />

noch <strong>de</strong>n letzten bekannten Punkt verloren. Pla <strong>de</strong> sa neu (Schnee-Ebene) heisst das<br />

Plateau, das uns zu Füssen liegt.<br />

Mit Joe, postman from Ireland, laufe ich dann wie<strong>de</strong>r runter, an einer Quelle vorbei. Eine<br />

Treppe führt dort in eine unterirdische Grotte, unsere Abenteuerlust ist geweckt. Ich habe ein<br />

Mini-Taschenlämpchen am Fotokamera-Bän<strong>de</strong>l befestigt und inspiziere damit die feuchte<br />

Höhle. Joe schaltet sein GPS aus, nimmt die Batterien raus, eine Stirnlampe hervor und<br />

setzt dort die Batterien ein. Bis er bereit zur Erkundung ist, habe ich sie bereits<br />

abgeschlossen. Ein lustiger Kauz. Seine Berge in Irland seien nur etwa 500 Feet hoch. Ich<br />

muss alles ständig umrechnen... (unsere Berge sind etwa 14000 Feet hoch --> drei Füsse<br />

gleich 1 Meter)<br />

Der Retourweg führt wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Finca Coma Freda vorbei. Ich benutze wie <strong>de</strong>n ganzen<br />

Tag schon die Gelegenheit, um mein Englisch anzuwen<strong>de</strong>n und erzähle ihm, dass hier ein<br />

Wachmann jeweils mit einem Jeep komme und 4 Euro einziehe. Wir schauen ziemlich blöd<br />

aus <strong>de</strong>r Wäsche, als dieser tatsächlich nur einige Minuten später auftaucht! Wir bezahlen<br />

und er erzählt – auf Spanisch – dass er hier die Wege instand halte und auch all das Fallholz<br />

abtransportiere. Ich frage ihn, wieso so viele abgebrochene Äste im ganzen Gebirge am<br />

Bo<strong>de</strong>n lägen. Es habe diesen Winter 70cm Schnee gegeben, antwortet er mit vor Stolz<br />

geschwellter Brust. Da seien all die Äste abgebrochen. Ich muss mir natürlich das Lachen<br />

verkneifen. 70cm! Bei uns schneit’s im Winter zwei Meter in drei Tagen...<br />

Das Wetter wen<strong>de</strong>t sich nun zum Guten. Ein stabiles Hoch installiert sich und sollte dann bis<br />

zu meiner Abreise auch stationär bleiben.<br />

Wir begegnen auf <strong>de</strong>m Rückweg weit unten Leuten, die mit Turnschuhen auf <strong>de</strong>n<br />

Massanella wollen. Es ist 12.30 Uhr und sie sind soeben gestartet. Da können wir nur <strong>de</strong>n<br />

Kopf schütteln. Eine 6-Stun<strong>de</strong>n-Tour beginnt man nicht erst um Mittag. Da sollte man bereits<br />

oben sein! Turnschuhe sind zu<strong>de</strong>m mehr als ungeeignet. Über <strong>de</strong>r Waldgrenze dominiert<br />

überall im <strong>Tramuntana</strong>-Gebirge karstiger Fels (Kalk). Er weist unzählige Wasserrillen auf und<br />

ist super schön geschichtet. Lustige Formationen prägen das Bild. Fantastische Sache zum<br />

klettern... Ich sehe, ich muss mal mit Kletterausrüstung und –partner wie<strong>de</strong>rkommen...<br />

Schliesslich sind wir wie<strong>de</strong>r zurück am Pass gleich neben <strong>de</strong>m Kloster, wo er bei einer<br />

Tankstelle sein Auto parkiert hat. Wir haben 1 ½ Stun<strong>de</strong>n weniger gebraucht, als <strong>de</strong>r Führer<br />

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