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Serra de Tramuntana, Mallorca

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Auf <strong>de</strong>m Gipfel bin ich nicht alleine, eine vierköpfige Familie ist auch noch da, geht dann<br />

aber. Der Tomir ist über 1000 Meter hoch, und die Aussicht auf die Buchten und das Meer ist<br />

fantastisch. Etwas weiter hangabwärts hat es auch hier Ruinen von ehemaligen<br />

Schneehäusern, die früher <strong>de</strong>r Lagerung <strong>de</strong>s Schnees dienten. Den so konservierten<br />

Schnee brauchte man früher zum Kühlen von Lebensmitteln. Er wur<strong>de</strong> im Winter in die<br />

Häuser geschaufelt und im Sommer dann „abgebaut“.<br />

Auf <strong>de</strong>m Rückweg kommen mir plötzlich viele Deutsche entgegen. Es han<strong>de</strong>lt sich um eine<br />

Wan<strong>de</strong>rgruppe, <strong>de</strong>ren Teilnehmer mit einem Führer auf <strong>de</strong>n Tomir wollen. Auf einem <strong>de</strong>r<br />

Geröllfel<strong>de</strong>r kommen mir noch zwei Leute entgegen. Sie rufen mir schon von weitem „He,<br />

Skipper!“ entgegen. Ich erkenne sie wie<strong>de</strong>r. Es ist das ältere <strong>de</strong>utsche Paar, das ich nun<br />

schon zum dritten Mal treffe! Auch <strong>de</strong>r blaue Suzuki-Jeep steht unten am Anfang <strong>de</strong>r Tour.<br />

Auf <strong>de</strong>m Retourweg zum Kloster suche ich wie<strong>de</strong>r vergeblich <strong>de</strong>n Camel Rock. Ich muss<br />

mich wirklich noch schlau machen, wo <strong>de</strong>r sein soll.<br />

Im Kloster plane ich dann die morgige Etappe. Der Torrent <strong>de</strong> Pareis gilt als die technisch<br />

anspruchsvollste Wan<strong>de</strong>rung auf <strong>Mallorca</strong>. Der Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Schlucht ist übersät mit grossen<br />

Gesteinsbrocken, die überklettert wer<strong>de</strong>n müssen. An zwei Stellen muss auch einige Meter<br />

abgeseilt wer<strong>de</strong>n. Ich checke <strong>de</strong>shalb noch mal <strong>de</strong>n Wetterbericht und kaufe dafür eine<br />

mallorquinische Tageszeitung. Shit, <strong>de</strong>r Wetterbericht ist in Mallorquin geschrieben. Ich<br />

reisse ihn heraus und gehe damit zum netten Mann an <strong>de</strong>r Information. Dieser grinst und<br />

übersetzt mir das Ganze in Castellano. Resultat: Super schön in <strong>de</strong>n nächsten fünf Tagen.<br />

Ein Problem wird es sein, <strong>de</strong>n Ausgangsort zu erreichen. Denn <strong>de</strong>r liegt 1 ½ Stun<strong>de</strong>n<br />

Fussmarsch vom Kloster weg. Da ich so früh wie möglich gehen will, muss ich diesen Weg<br />

zu Fuss zurücklegen. Zumal sowieso keine öffentlichen Verkehrsmittel dorthin fahren. Dies<br />

ergibt also lei<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n sonst schon benötigten 4 ½ Stun<strong>de</strong>n total 6 Stun<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>r<br />

Durchquerung <strong>de</strong>s Canyons kommt man 500 Höhenmeter weiter unten am Meer in <strong>de</strong>r<br />

Bucht Sa Calobra heraus. Hier habe ich bei sicherer Wetterlage schon oft mit <strong>de</strong>m Schiff<br />

geankert. Sa Calobra wird von vielen Tagestouristen besucht, die mit <strong>de</strong>m Car o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Fährschiff von Port <strong>de</strong> Sóller her kommen. Ich wer<strong>de</strong> das Fährschiff nach Port <strong>de</strong> Sóller<br />

erwischen müssen und dort im Hafen <strong>de</strong>n einzigen Bus zurück nach Lluc. Wenn alle Stricke<br />

reissen, muss ich irgendwas an<strong>de</strong>res organisieren. Deshalb habe ich in weiser Voraussicht<br />

am Hafen in Port <strong>de</strong> Sóller auch bereits die Abfahrtszeiten notiert. Nun kann ich aber diesen<br />

Zettel nicht mehr fin<strong>de</strong>n. Schliesslich habe ich alles durchsucht und gebe auf. Im Kopf habe<br />

ich 12.00 und 14.00 Uhr als Abfahrtszeiten <strong>de</strong>r Fähren. Muss dann einfach vor Ort<br />

schauen...<br />

Ich studiere das Heinrich-Buch „Abenteuer-Wan<strong>de</strong>rungen“ und fin<strong>de</strong> einen sehr<br />

ausführlichen Beschrieb <strong>de</strong>r Torrent <strong>de</strong> Pareis-Wan<strong>de</strong>rung. Er ist <strong>de</strong>taillierter als meine<br />

Unterlagen und an<strong>de</strong>ren Führer. Ich beschliesse, nach diesem zu laufen. Damit ich das Buch<br />

nicht mitschleppen muss, frage ich <strong>de</strong>n Mann an <strong>de</strong>r Information, ob er ein Kopiergerät habe<br />

und mir die betreffen<strong>de</strong>n Seiten herauskopieren könne. Kann er, es kostet 1 Euro für sechs<br />

Kopien. Teure Sache, müssen geheiligte Kopien sein!<br />

Bei <strong>de</strong>r Cola im Café höre ich das erste Mal, seit ich auf <strong>de</strong>r Insel bin, wie<strong>de</strong>r Schweizer<strong>de</strong>utsch.<br />

Irgendwie kommt es mir richtig komisch vor, nach all <strong>de</strong>m Spanisch und Englisch!<br />

Mein Spaghetti-Restaurant hat heute geschlossen, ich entschei<strong>de</strong> mich für das an <strong>de</strong>r Quelle<br />

hinten. Teigwaren-, Reis- o<strong>de</strong>r Kartoffelgerichte haben die zwar nicht, aber das Zicklein auf<br />

mallorquinische Art war auch fein. Wie üblich bin ich um 19.00 Uhr, <strong>de</strong>m frühestmöglichen<br />

Zeitpunkt, etwas zum Nachtessen zu bekommen, alleine im Lokal.<br />

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