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Serra de Tramuntana, Mallorca

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20 Euro kostet es jeweils nicht. Heute noch weniger als gestern im Refugi Muleta. Dort habe<br />

ich nämlich vergessen, <strong>de</strong>n Ausweis <strong>de</strong>s Schweizer Alpne Clubs (SAC) zu zeigen. Wir<br />

haben hier Gegenrecht und erhalten Rabatt auf Übernachtung, Bettwäsche und Essen. Zum<br />

Frühstück hat’s Zwieback gegeben. Jemand hat sich beschwert, doch die bekommen hier<br />

sicher nicht je<strong>de</strong>n Tag frische Lebensmittel.<br />

Ich nehme das Picknick-Paket in Empfang und mache mich auf <strong>de</strong>n Weg. Die Wolken<br />

hängen tief, aber ich habe heute gar keine an<strong>de</strong>re Wahl, als weiter zum Pass hochzulaufen<br />

und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite einem Tal entlang hinunter ins Kloster Lluc. Je lichter <strong>de</strong>r Wald<br />

wird, <strong>de</strong>sto mehr pfeift mir <strong>de</strong>r Wind um die Ohren. Über <strong>de</strong>r Baumgrenze wird’s dann sicher<br />

or<strong>de</strong>ntlich blasen. Kurz vor Erreichen <strong>de</strong>r Baumgrenze mache ich <strong>de</strong>shalb noch eine Pause<br />

und inspiziere das Picknick-Paket. Wow! Es hat eine richtige Büchse Cola drin! Und zwei<br />

Pa’amb oli (mallorquinische Sandwiches) sowie eine Orange. Was sonst, es hat hier im<br />

Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Insel überall Zitronen- und Orangenbäume. Die Pa’amb oli sind traditionell mit<br />

Olivenöl getränkt. Ich behalte <strong>de</strong>shalb nur <strong>de</strong>n Inhalt und werfe die Brote weg. Olivenöl<br />

schmeckt mir gar nicht.<br />

Kaum habe ich die letzten Bäume passiert, trifft mich <strong>de</strong>r Wind mit voller Wucht. Es hat<br />

min<strong>de</strong>stens 6 Beaufort. Die Böen werfen mich mehrere Male fast um. In Kehren win<strong>de</strong>t sich<br />

<strong>de</strong>r schmale Trampelpfad zum Pass hinauf. Die Wolkengrenze rückt immer näher.<br />

Schliesslich habe ich sie erreicht und packe Karte, Kompass und Höhenmesser aus.<br />

Letzteren justiere ich nochmals. Im Nebel drin sieht man kaum einige Meter weit.<br />

Irgendwann merke ich, dass ich wohl <strong>de</strong>n Pass erreicht haben muss. Im Wan<strong>de</strong>rführer, <strong>de</strong>r<br />

bis anhin supergute Beschreibungen lieferte, steht nur, dass man nun mit Blick auf die Bucht<br />

von Alcudia weiterlaufen soll. Es habe da einen breiten Fahrweg. Ich sehe keinen solchen<br />

Weg. Mit Karte und Kompass bestimme ich die Richtung, in <strong>de</strong>r die Bucht von Alcudia liegt<br />

und laufe einige Meter weglos in diese Richtung. Doch ein Weg taucht nicht auf und ich<br />

kehre um, bevor ich die Passhöhe im dichten Nebel nicht mehr fin<strong>de</strong>. Oben habe ich nämlich<br />

einen ganz neuen Wegweiser <strong>de</strong>r FODESMA gesehen, auf <strong>de</strong>m das Kloster Lluc<br />

angeschrieben ist. Und dort geht auch ein Weg ab. Also laufe ich auf diesem Weglein weiter.<br />

Ich muss höllisch aufpassen, dass ich es nicht verliere, die Wegspuren sind oft sehr<br />

un<strong>de</strong>utlich. Der Weg führt ins Tal hinunter, also in die richtige Richtung. Doch plötzlich<br />

beginnt <strong>de</strong>r Weg, wie<strong>de</strong>r zu steigen. Ich schaue auf die Karte und sehe, dass dieser Weg (in<br />

<strong>de</strong>r Karte aber nicht eingezeichnet!) über einen weiteren Pass führen muss und erst in einem<br />

riesigen Umweg das Kloster erreichen wird. Langsam habe ich die Schnauze voll. Der Wind<br />

ist unverän<strong>de</strong>rt stark und ich vom Nebel nass. Ich muss ständig in Bewegung bleiben, damit<br />

ich nicht anfange zu frieren. Zur Not hätte es aber einige Schneehäuser, in <strong>de</strong>ssen Ruinen<br />

man Schutz vor <strong>de</strong>m Wind fin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>.<br />

Ich beschliesse nun, <strong>de</strong>n Weg zu verlassen und <strong>de</strong>m Bach, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m felsigen Talgrund<br />

fliesst, zu folgen. Wenn ich nach Erreichen <strong>de</strong>r 1000-Höhenmeter-Linie in einem gewissen<br />

Winkel vom Bach abzweige, müsste ich auf <strong>de</strong>n breiten Weg stossen, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Pass<br />

oben nicht zu fin<strong>de</strong>n war.<br />

Gesagt, getan. Ich treffe auf <strong>de</strong>n breiten Weg und folge ihm talauswärts. Bald erreiche ich<br />

die Baumgrenze und bin wie<strong>de</strong>r einigermassen im Windschatten <strong>de</strong>r Bäume. Ich mache eine<br />

kurze Pause, verspeise <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>s Picknick-Paketes und laufe an <strong>de</strong>r Finca Coma Freda<br />

entlang weiter hinunter Richtung Kloster, das auf etwa 500 m.ü.M. mitten im Gebirge liegt.<br />

Die Finca hat einen Aufpasser eingestellt, <strong>de</strong>r die Wan<strong>de</strong>rwege kontrolliert und von je<strong>de</strong>m,<br />

<strong>de</strong>n er antrifft, 4 Euro Weggebühr kassiert. Doch bei <strong>de</strong>m Sch...wetter ist er anscheinend<br />

nicht da.<br />

Ich bin noch etwa 40min. vom Kloster entfernt, da treffe ich auf die ersten Leute. Und siehe<br />

da – es ist das ältere nette <strong>de</strong>utsche Paar, das ich bereits auf <strong>de</strong>m Pass <strong>de</strong>s l’Ofre getroffen<br />

habe. Wir haben damals bei<strong>de</strong> auf die Besteigung <strong>de</strong>s l’Ofre verzichtet. Wir beschliessen,<br />

<strong>de</strong>n Weg gemeinsam fortzusetzen. Sie haben ihr Auto, ein blauer Suzuki-Jeep, am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

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