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Serra de Tramuntana, Mallorca

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Ich laufe <strong>de</strong>m Wegweiser nach die Strasse hoch, bis sie vor einem Haus aufhört. Dieses ist<br />

jedoch nirgends angeschrieben. Eine alte Frau sitzt vor <strong>de</strong>m Haus, ich frage sie. Ja ja, da sei<br />

ich richtig, meint sie und ruft ihrer Tochter. Ich bekomme ein super Zimmer, 29 Euro mit<br />

Frühstück. Die Türe wird zwar beim nächsten Windhauch aus <strong>de</strong>m Rahmen fallen, aber was<br />

soll’s. Dusche und WC auf <strong>de</strong>m Gang, <strong>de</strong>r wellige Fussbo<strong>de</strong>n hat auch schon bessere Zeiten<br />

gesehen. Aber 29 Euro ist für Deyá billig. Heute ist die Hose und ein T-Shirt mit waschen<br />

dran. Ich hole Waschmittel im Supermercado unten und hänge die nassen Sachen an eine<br />

Wäscheleine vor <strong>de</strong>m Haus. Weiss zwar nicht, ob Gäste die benützen dürfen, aber ich kann<br />

nieman<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n, um zu fragen.<br />

Dann schaue ich mir das Dorf an, laufe durch die engen Gässchen und besuche die Kirche,<br />

die auf einem Hügel <strong>de</strong>n höchsten Punkt bil<strong>de</strong>t. Ich sitze in ein Café, möchte quasi als<br />

Nachtessen ein Sandwich essen. Sie hätten kein Brot, meint die Kellnerin. Komisch, dabei<br />

hat <strong>de</strong>r Supermercado gegenüber die Gestelle voller Barras! In ein Restaurant will ich nicht<br />

sitzen, die sehen alle so vornehm aus. Deshalb kaufe ich im Supermercado einiges und sitze<br />

damit vors Polizeigebäu<strong>de</strong> auf eine Bank.<br />

Als ich zurück zum Hostal komme und meine Wäsche von <strong>de</strong>r Leine nehmen will, sehe ich,<br />

dass <strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>r Leine völlig belegt mit frisch gewaschenem Bettzeug ist...<br />

Es soll ab morgen bis Dienstag regnen und stürmen mit bis zu 6 Beaufort. Ich habe mit <strong>de</strong>m<br />

Handy wie je<strong>de</strong>n Tag schnell nach Hause angerufen und auch gleich die neuesten<br />

Wetterprognosen angefragt. Morgen habe ich nur etwa 3 Stun<strong>de</strong>n ins Refugi Muleta zu<br />

laufen, da ist es nicht so tragisch, wenn ich verschifft wer<strong>de</strong>. Aber die folgen<strong>de</strong>n zwei Tage<br />

bin ich mitten im Gebirge unterwegs mit langen Tagesetappen und Höhenunterschie<strong>de</strong>n.<br />

Hoffentlich hält sich das Wetter einigermassen stabil...<br />

Sonntag, 25. Mai 2003<br />

Dunkle Wolken. Shit. Es sieht nach Regen aus. Ich gehe runter zum Frühstück. Ausser zwei<br />

Deutschen ist anscheinend niemand hier. Dabei ist dieses Hostal so romantisch im Grünen<br />

gelegen und die Aussicht auf Deyá fantastisch! Zum Frühstück gibt’s sogar noch eine<br />

Banane.<br />

Ich verpacke mein Hab und Gut regendicht und gebe <strong>de</strong>n Zimmerschlüssel ab, um meine<br />

I<strong>de</strong>ntitätskarte wie<strong>de</strong>r zurückzuerhalten. Das läuft hier überall so, dass man seinen Ausweis<br />

abgeben muss und ihn dann erst am nächsten Morgen wie<strong>de</strong>r erhält. Anfänglich hat mir das<br />

gar nicht gepasst, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.<br />

Es tröpfelt bereits, als ich loslaufe. Camí Castell heisst <strong>de</strong>r renovierte Pilgerweg, <strong>de</strong>r von<br />

Deyá nach Sóller führt und auf <strong>de</strong>m ich etwa 2 Stun<strong>de</strong>n unterwegs sein wer<strong>de</strong>. Dann muss<br />

ich auf die Halbinsel Muleta abzweigen, um zum Refugi zu kommen. Das Refugi liegt auf<br />

<strong>de</strong>m äussersten En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Halbinsel, gleich beim Leuchtturm, <strong>de</strong>r die Hafeneinfahrt von Port<br />

<strong>de</strong> Sóller markiert. Alles natürlich in luftiger Höhe!<br />

Als ich „renovierter“ Pilgerweg gelesen habe, dachte ich mir schon, dass heute wie<strong>de</strong>r mal<br />

so ein Superweg kommt. Und tatsächlich verbringe ich <strong>de</strong>n Grossteil <strong>de</strong>r heutigen<br />

Wan<strong>de</strong>rung vor mich hingrummelnd wegen diesen run<strong>de</strong>n, absolut unpraktischen Steinen.<br />

Doch <strong>de</strong>r Weg führt durch ein sehr schönes Gebiet entlang <strong>de</strong>r Nordküste und entschädigt<br />

wenigstens teilweise für die Mühen. Wenn nur das Wetter besser wäre! So ist auch das Meer<br />

bleigrau statt azurfarben.<br />

Es nieselt ständig. Ich bin dauernd unschlüssig, ob ich die Regenjacke anziehen soll o<strong>de</strong>r<br />

nicht. Wenn nicht, ist alles feucht wegen <strong>de</strong>m Nieselregen, wenn ich sie aber anziehe,<br />

schwitze ich darunter bei <strong>de</strong>m tropischen Klima und bin auch bachnass.<br />

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