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Serra de Tramuntana, Mallorca

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Insel Kalymnos erinnern. Ein Weg, <strong>de</strong>r mit öffentlichen Gel<strong>de</strong>rn „restauriert“ wor<strong>de</strong>n ist, führt<br />

das letzte Stück zu <strong>de</strong>n verfallenen Mauern <strong>de</strong>r Burg, die einst vor <strong>de</strong>r Eremita stand.<br />

„Restauriert“ heisst, dass eine Art natürliche, run<strong>de</strong> Steine aneinan<strong>de</strong>r gereiht wur<strong>de</strong>n. Zum<br />

Laufen natürlich <strong>de</strong>r letzte Gurk. Trotz meinen harten, steigeisenfesten Bergschuhen merkt<br />

man je<strong>de</strong>n Stein. Ich bin schon etwa sechs Stun<strong>de</strong>n unterwegs und verfluche die<br />

Wegbauer...<br />

Endlich angekommen. Die Eremita verfügt tatsächlich über eine kleine Kapelle. Ich löse bei<br />

<strong>de</strong>r Besichtigung gleich mal mein Versprechen ein und bete, wie ich es <strong>de</strong>n älteren Leuten<br />

auf <strong>de</strong>m Coll <strong>de</strong> Sóller gestern versprochen habe. Dann ent<strong>de</strong>cke ich eine Art Bar. Zwei<br />

Tische, einige Stühle, die Getränkekarte auf einer Holztafel von Hand aufgemalt. Ich mel<strong>de</strong><br />

mich dort an und bekomme einen Schlüssel für das Nebengebäu<strong>de</strong>, wo die Gästezimmer<br />

sind. Es han<strong>de</strong>lt sich um Vierbettzimmer, super sauber und anscheinend recht neu. Die<br />

Aussicht aus <strong>de</strong>m Fenster ist überwältigend: Man sieht über die ganze Insel. Duschen hat’s<br />

keine, was soll’s. Bettzeug gibt’s auch keines, die Woll<strong>de</strong>cke entpuppt sich als extrem<br />

fusseln<strong>de</strong>s Teil. Aber für 12 Euro pro Nacht kann man eben nicht auch noch fusselfreie<br />

Woll<strong>de</strong>cken verlangen. Da ich aus Gewichtsgrün<strong>de</strong>n keinen Leinen-Schlafsack o<strong>de</strong>r<br />

ähnliches mitgenommen habe, muss ich mir etwas einfallen lassen. Doch ich vertage dieses<br />

Problem auf später. Zuerst mal wasche ich einige Sachen und breite sie draussen auf <strong>de</strong>n<br />

warmen Steinen zum Trocknen aus.<br />

Mit <strong>de</strong>n Unterlagen setze ich mich draussen dann an ein schattiges Plätzchen und mache<br />

„Büro“: Weg für morgen festlegen, benötigte Unterlagen heraussuchen, Reisebericht in<br />

Stichworten schreiben. Die Route für morgen muss ich komplett umkrempeln: Ich bin heute<br />

an <strong>de</strong>n möglichen Abzweigungen vorbeigekommen, und bei<strong>de</strong>s waren verbarrikadierte<br />

Katzenwege. Da muss ich mir was an<strong>de</strong>res einfallen lassen. Zum Glück habe ich für morgen<br />

Abend keine Unterkunft reserviert. Ich muss einfach übermorgen im Refugi Muleta sein.<br />

Nach längerem Karten- und Fahrplanstudium beschliesse ich, an <strong>de</strong>n neuen Zugbahnhof<br />

von Consell/Alaró runterzulaufen und dort <strong>de</strong>n Zug nach Palma zu nehmen. In Palma kann<br />

ich dann einen Bus nach Deyá nehmen und habe so übermorgen eine lockere Tagesetappe<br />

zum Refugi Muleta.<br />

In <strong>de</strong>r Bar habe ich gesehen, dass Shirts mit Aufdruck angeboten wer<strong>de</strong>n. Da kann ich<br />

einfach nicht wi<strong>de</strong>rstehen, obwohl ich das Ding dann natürlich die ganzen zwei Wochen<br />

mitschleppen muss!<br />

Die ständigen Bewohner hier oben sind zwei junge Männer und drei Esel. Ein Englän<strong>de</strong>r ist<br />

noch angekommen, er übernachtet auch hier. Er ist Gui<strong>de</strong>book-Autor und in <strong>de</strong>r ganzen Welt<br />

unterwegs. Im Moment hat er gera<strong>de</strong> einen Auftrag für <strong>Mallorca</strong> gefasst. Er erzählt, dass er<br />

gerne in diesen Eremitas und Klöstern übernachte, weil es einfach speziell sei. Ich solle mal<br />

auf <strong>de</strong>n Puig <strong>de</strong> Randa ins dortige Kloster, dort habe es noch richtige Monks. Ich mit meinen<br />

eingerosteten Englischkenntnissen verstehe Monkys und frage überrascht, ob die dort <strong>de</strong>nn<br />

wild leben. Jetzt schaut er mich verwun<strong>de</strong>rt an und ein österreichisches Paar, das nebenan<br />

unser Gespräch verfolgt hat, lacht. Sie klären mich auf, dass Monks zu Deutsch Mönche und<br />

nicht Affen heisst. Oh shit, wil<strong>de</strong> Mönche....<br />

Es ist 20.00 Uhr, die Österreicher wollen auch noch zum Nachtessen bleiben und dann in<br />

<strong>de</strong>r Dunkelheit hinunterwan<strong>de</strong>rn, zurück zum Auto. Wir haben alle Hunger und schleichen<br />

wie hungrige Wölfe um <strong>de</strong>n Eingang zur Bar herum. Plötzlich kommt <strong>de</strong>r eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

„Wirte“ raus, nimmt zwei Halftern und verschwin<strong>de</strong>t zu <strong>de</strong>n Eseln. Kurze Zeit später sind<br />

diese mit grossen Tragekörben ausgerüstet und wer<strong>de</strong>n von ihm unter lauten Rufen <strong>de</strong>n<br />

Weg hinuntergetrieben. Der an<strong>de</strong>re informiert uns, dass sie eben gera<strong>de</strong> keinen Food mehr<br />

hätten und nun mit <strong>de</strong>n Eseln welchen holen gehen wür<strong>de</strong>n. Una hora, dauere das. Aha.<br />

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