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Entlehnungen als Ergebnis von Migration. Eine Dokumentation ...

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in Klammer gesetzte Hinweis „engl.“ sowie im Anschluß an die Paraphrase die<br />

Übersetzung „heißer Hund“ finden. Generell scheinen englische <strong>Entlehnungen</strong> im<br />

Verhältnis zu <strong>Entlehnungen</strong> aus anderen Sprachen recht schnell Eingang in den<br />

deutschen Wortschatz zu finden, was sich auf die bereits erwähnte Vertrautheit mit<br />

der Sprache zurückführen läßt. Bei manchen Wörtern ist die Eindeutschung anhand<br />

des Wörterbucheintrages augenscheinlich. So weisen beispielsweise bei Toast die<br />

lautschriftlichen Angaben [to:st, engl.: təΥst] deutlich darauf hin 10 , ebenso verhält es<br />

sich bei Steak [ste:k, engl.: steIk], und auch Whisky hat neben der englischen<br />

Ausspracheangabe eine dem Deutschen angepaßte ['wIski, vi-]. Ketchup wurde<br />

dagegen mit der neuen Schreibung Ketschup orthographisch stärker ans Deutsche<br />

angepaßt. Aber auch jene Wörter, denen die Eindeutschung nicht so offensichtlich<br />

anzumerken ist, haben sich mehr oder weniger stark ans Deutsche assimiliert (siehe<br />

dazu auch Kap. 5).<br />

Beim Wort Ketchup handelt es sich übrigens mitnichten um ein englisches Wort. Das<br />

Wort ist tatsächlich vom chinesischen Wort ketsiap abgeleitet, einer Fischsoße, die<br />

mit Tomaten nichts zu tun hat. Aus diesem Grund kann das Wort Ketchup im<br />

Deutschen auch eher <strong>als</strong> Entlehnung aus dem Englischen angesehen werden denn <strong>als</strong><br />

Entlehnung aus dem Chinesischen, da das Signifié aus dem Englischen übernommen<br />

wurde (Gutknecht 2002: 128; siehe auch Kluge 1999). Dieses Beispiel verdeutlicht,<br />

daß sich die Herkunft einer Entlehnung nicht immer völlig eindeutig bestimmen läßt,<br />

weil oftm<strong>als</strong> eine lange Entlehn- und Kulturgeschichte dahintersteht. Ähnliches gilt<br />

auch für das Wort Curry (siehe Gutknecht 2002: 59f.), aber anders <strong>als</strong> Ketchup wird<br />

dieses bei uns <strong>als</strong> asiatisches Erzeugnis wahrgenommen, weshalb es in dieser Arbeit<br />

bei den <strong>Entlehnungen</strong> des asiatischen Bereiches zu finden ist.<br />

Auch das Wort Bagel, paraphrasiert <strong>als</strong> „ein Gebäck“ und mit der Ausspracheangabe<br />

['beI -] versehen, stammt nicht ursächlich aus dem Englischen; es handelt sich hierbei<br />

um eine Rückentlehnung aus Beugel 11 .<br />

<strong>Eine</strong> besondere Bedeutung des Englischen liegt <strong>als</strong>o im Transport <strong>von</strong> <strong>Entlehnungen</strong>.<br />

Wörter aus außereuropäischen Sprachen werden zumeist indirekt über das Englische<br />

ins Deutsche entlehnt, wobei bisweilen orthographische Besonderheiten des<br />

Englischen erhalten bleiben (z.B. die Schreibung für den Laut [∫] bei Wörtern<br />

wie Sushi und Sashimi).<br />

10 Innerhalb meiner Familie existiert hier sogar eine Pluralbildung mit Umlaut, <strong>als</strong>o ['tø:stə], die mit<br />

der englischen Morphophonetik klarerweise nichts mehr zu tun hat.<br />

11 Information <strong>von</strong> ÖWB-Mitarbeiter Herbert Fussy

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