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Ausgabe 01.08.2010 1 von 31 Hallo Ihr Lieben, Ihr erinnert Euch ...

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01.08.2010</strong> 13 <strong>von</strong> <strong>31</strong><br />

Deutsche Massentierhaltung bedroht Südamerikas Regenwald<br />

Was hat eine für den Tourismus erschlossene Region und besonders schützenswerte Naturlandschaft<br />

der Südheide mit der größten Geflügelschlachterei Europas zu tun? Und warum führt die blutige Spur<br />

bis in die Regenwaldgebiete Südamerikas?<br />

In der beschaulichen niedersächsischen Gemeinde Wietze bei Celle soll Europas größte Anlage zur<br />

Schlachtung <strong>von</strong> Geflügel entstehen. Im Sekundentakt sollen hier hochgezüchtete Hühner massenhaft<br />

getötet werden – 135 Millionen Tiere pro Jahr! Der Investor der Anlage, Franz-Josef Rothkötter, ist<br />

kein unbeschriebenes Blatt. Bereits im Emsland betreibt er Mast- und Schlachtbetriebe in ähnlichen<br />

Dimensionen. Der unter dem Namen Emsland Frischgeflügel GmbH firmierende Großschlachtbetrieb<br />

hat zusammen mit Mitbewerbern eine ganze Region in Agrarland verwandelt und findet nun in Wietze<br />

nahe den Flussauen <strong>von</strong> Aller und Leine ideale Bedingungen für seine Expansionspläne vor. Zudem<br />

hat die niedersächsische Landesregierung Stimmung gemacht und einheitlich das Bauvorhaben<br />

begrüßt. So käme dringend benötigtes Geld in die Kassen der Gemeinden, zudem würden neue<br />

Arbeitsplätze entstehen. Das Gewerbeaufsichtsamt hat in letzter Instanz die erforderliche<br />

Genehmigung erteilt.<br />

Seitdem ist das Gelände, auf dem der Megabau entstehen soll, hart umkämpft. Es werden alle<br />

Register gezogen, auch aus den Reihen der Gegner der Tierfabrik. <strong>Ihr</strong> Vorwurf: Hier segelt unter<br />

falscher Flagge ein großes Industrieunternehmen, das vorgibt, in Sachen Umweltschutz und<br />

artgerechter Tierhaltung vorbildlich zu produzieren. Rothkötter präsentiert sich in seiner<br />

Hochglanzbroschüre als engagiertes Vorzeigeunternehmen. Tatsächlich ist der vorgesehene<br />

Megaschlachtbetrieb für den deutschen Markt völlig überdimensioniert. Eine entsprechende<br />

Überproduktion an Schlachtgut ist aber vorgesehen und ein willkommenes Vehikel, um den Export in<br />

das Europäische Ausland anzukurbeln. Ein industrieller Fleischproduktionsbetrieb mit solchen<br />

Ausmaßen geht immer einher mit Tierquälerei, Umweltzerstörung und Konflikten mit der Bevölkerung<br />

aus ethischen und sozialen Gründen.<br />

Die Lust auf Fleisch kostet einen hohen Preis: Bereits heute entfällt mehr als die Hälfte des weltweit<br />

verfügbaren Ackerlandes auf die Tierzucht. Für jedes Kilogramm Geflügel müssen zwei Kilogramm<br />

Getreide und Soja geopfert werden. Wenn man weitere Faktoren wie Wasserverbrauch und<br />

ungenutzte Abfälle einrechnet, so ergibt sich eine vernichtende Energiebilanz: 20 Kilogramm an<br />

pflanzlicher Masse ist nötig, um ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen. Jedes Jahr werden weltweit rund<br />

700 Millionen Tonnen Getreide und Soja an Nutztiere verfüttert. Das ist mehr, als ein Drittel des<br />

Weltgetreideverbrauchs. Je mehr Tiere aber mit dem Menschen um Getreide und Soja konkurrieren,<br />

desto höher steigt der Preis für die Nutzpflanzen – die Armen können sich dann nicht einmal mehr die<br />

pflanzliche Nahrung leisten.<br />

Vor allem der Sojaanbau für die Tierfutterindustrie birgt verheerende Probleme. In den Ländern wie<br />

Brasilien, Argentinien, Bolivien und Paraguay führt der Anbau der Nutzpflanze immer zu<br />

Menschenrechts- und Landrechtsverletzungen und zur Vertreibung <strong>von</strong> Urvölkern in Folge <strong>von</strong><br />

Übergriffen durch Konzerne, die sich große Landstriche zur Bebauung unrechtmäßig aneignen.<br />

Menschen hungern, weil ihre Nahrungsmittel in Industrieländer exportiert werden als Futtermittel für<br />

unser Vieh.<br />

Und um die Ackerflächen für den Anbau <strong>von</strong> Nutzpflanzen wie Soja zu schaffen, werden in<br />

Südamerika die artenreichen Urwaldwald- und Savannengebiete gerodet. Dies führt zur Zerstörung<br />

<strong>von</strong> ursprünglichstem Lebensraum der Urvölker, zum Artensterben und in letzter Konsequenz zu<br />

massiven Klimaveränderungen weltweit (siehe Regenwald Report Nr. 01/2009).<br />

Noch kann der Bau der größten Geflügelgroßschlachterei Europas verhindert werden. Denn einige<br />

Entscheidungen bis zum ersten Spatenstich für die Anlage stehen noch aus. So bleibt vor allem die<br />

Frage zur Wasserversorgung <strong>von</strong> täglich 3.300 Kubikmetern vollkommen ungeklärt. Und solange der<br />

Bau solcher Großbetriebe weiterhin aus Mitteln der EU subventioniert wird, damit diese ihre<br />

Massengüter billig auf den Markt bringen können, werden Tiere wie leblose Rohstoffe behandelt. Wir<br />

stehen am Beginn einer Entwicklung, die jetzt aufgehalten werden muss. Fordern Sie die<br />

Gemeinderäte, die Regierungsvertreter und die Vertreter im Europäischen Parlament in Brüssel auf,<br />

die Ausweitung <strong>von</strong> Tiermast- und Großschlachtereien hin zur industriellen Landwirtschaft in<br />

Deutschland zu verhindern.<br />

Weitere Infos bei der Bürgerinitiative Wietze . http://www.bi-wietze.de<br />

regenwald.org / 26.07.2010

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