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Ausgabe 01.08.2010 1 von 31 Hallo Ihr Lieben, Ihr erinnert Euch ...

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01.08.2010</strong> 17 <strong>von</strong> <strong>31</strong><br />

Modekonzern Escada verzichtet nun auf Zuchtpelze<br />

Eine Kette nach der anderen wurde <strong>von</strong> der Kampagne zum Ausstieg aus dem Pelzgeschäft gebracht.<br />

Und wieder ist es ein Unternehmen mehr, das auf Pelze verzichtet. Seit zehn Jahren versucht die<br />

»Offensive gegen die Pelzindustrie«, Kaufhäuser und Modeläden zum Ausstieg aus dem Pelzgeschäft<br />

zu bewegen. Der gezielte und ausdauernde Protest gegen einzelne Firmen ist das Erfolgsrezept der<br />

Tierschützer-Kampagne.<br />

Die Ansage ist kurz und trocken: »Mit der Pre-Fall 2010 Kollektion, die seit Mai 2010 in den<br />

Geschäften erhältlich ist, verwendet Escada keine Zuchtpelze mehr. Deren Anteil wurde bereits in den<br />

letzten Kollektionen deutlich reduziert und hatte im Umsatz keinerlei Bedeutung mehr.« Gerade mal<br />

zwei Sätze ließ der internationale Modekonzern mit Sitz in München verlauten. Doch den<br />

Tierschützern haben sie gereicht. <strong>Ihr</strong>e Aktionen gegen Escadas Pelzgeschäft scheinen erfolgreich<br />

gewesen zu sein.<br />

Inzwischen haben sie ihre Proteste eingestellt – aber zunächst nur vorübergehend. Denn eindeutig ist<br />

die Ansage <strong>von</strong> Escada nicht: Was mit Pelzen <strong>von</strong> Tieren aus freier Wildbahn ist, bleibt unklar. Dabei<br />

erleiden beispielsweise Füchse nicht nur große Qualen, wenn sie eng zusammengepfercht auf<br />

Pelzfarmen gehalten werden. Ähnlich schmerzhaft ist es, wenn sie in eine Falle tappen, um nachher<br />

das Fell abgezogen zu kriegen.<br />

Ob Escada auf sämtliche Pelze verzichten möchte, ist bei dem Unternehmen nicht zu erfahren.<br />

Zumindest im Moment lassen sich in den Filialen <strong>von</strong> Escada keine echten Pelze finden, sagen die<br />

Tierschützer – Kunstpelze sind hingegen kaum zu unterscheiden, dafür aber deutlich tierfreundlicher.<br />

Die Pelzgegner fordern nun eine verbindliche Auskunft, ob der Konzern auch dauerhaft pelzfrei<br />

bleiben möchte. Ansonsten werde die Kampagne gegen Escada fortgesetzt.<br />

Und das könnte hart werden, denn bislang hat die »Offensive gegen die Pelzindustrie« noch jede<br />

Firma in die Knie gezwungen. Seit 2000 gibt es die Kampagne, in der sich Tierfreunde aus<br />

Deutschland, Schweiz und Österreich zusammengetan haben. Zunächst war das Kaufhaus C&A Ziel<br />

der Proteste, dann geriet Karstadt-Quelle ins Visier. Dann wurde ein wahrer Demonstrationsmarathon<br />

gegen Peek&Cloppenburg angetreten: Vier Jahre lang haben die Pelzgegner demonstriert, bis das<br />

Unternehmen nachgegeben hat. Seit 2007 nimmt die »Offensive« an einer internationalen Kampagne<br />

gegen Escada teil. Zwischenzeitlich sind auch noch andere Unternehmen wie Kaufhof aus dem<br />

Pelzgeschäft ausgestiegen – aus Angst, selbst Zielscheibe zu werden.<br />

Die Bilanz kann sich sehen lassen. Und das liegt vor allem an der Strategie der Pelzgegner. Die<br />

Proteste richten sich stets gegen eine ausgewählte Firma und dann lassen die Aktivisten nicht mehr<br />

locker. »Die Unternehmen versuchen die Proteste auszusitzen«, sagt Christian Jung <strong>von</strong> der<br />

»Offensive«. Doch bis jetzt haben immer die Tierschützer den längeren Atem bewiesen. Fast 1000<br />

Aktionen gegen Escada sind auf der Kampagnen-Homepage dokumentiert – meist sind es regelmäßig<br />

stattfindende Kundgebungen in Berlin, Hamburg oder München. Aber es gab auch größere<br />

Demonstrationen oder spektakuläre Blockadeaktionen. So haben sich Aktivisten schon mit<br />

Bügelschlössern an die Eingangstür eines Geschäfts gekettet, um den Zugang zu behindern.<br />

Haben die Proteste Escada zum Ausstieg bewogen? Die offizielle Version lautet anders: Die<br />

Entscheidung sei »auf den sehr geringen Umsatz, der mit diesen Produkten erzielt wurde,<br />

zurückzuführen«, sagt eine Sprecherin auf ND-Anfrage. Dennoch waren die Aktionen der Pelzgegner<br />

dem Konzern anscheinend ein Dorn im Auge. So wurde rechtlich erwirkt, dass angemeldete<br />

Kundgebungen nicht direkt vor dem Geschäft stattfinden durften.<br />

Nun wird sich die »Offensive gegen die Pelzindustrie« wohl ein neues Ziel suchen. »Wie es<br />

weitergeht, wird sich im Herbst zeigen«, sagt Jung. Momentan nehme man Kontakt mit Unternehmen<br />

auf, um sie vom Ausstieg ohne Proteste zu überzeugen. Wer sich uneinsichtig zeigt, läuft Gefahr, bald<br />

das neue Kampagnenziel zu werden. Alle bundesweiten großen Warenhäuser verzichteten<br />

inzwischen auf Pelz, sagt Jung. Es gebe aber noch regionale Ketten wie Wöhrl. »Die Kampagne zielt<br />

auf Großabnehmer«, sagt er. Kleine Pelzläden ließen sich hingegen kaum überzeugen, schließlich<br />

hänge ihre Existenz am Pelzverkauf.<br />

Beim deutschen Pelzverband, der Lobbyorganisation der Pelzindustrie, heißt es, der Umsatz sei in<br />

den letzten zehn Jahren etwa konstant geblieben, die Nachfrage steige sogar. Die Zahlen bilden aber<br />

nur einen Teil der Realität ab. Die großen Kaufhäuser kauften nämlich gar nicht in Deutschland ein,<br />

sagt Geschäftsführerin Susanne Kolb-Wachtel. »Die kaufen direkt in China.«

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