Ausgabe 01.08.2010 1 von 31 Hallo Ihr Lieben, Ihr erinnert Euch ...
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>01.08.2010</strong> 14 <strong>von</strong> <strong>31</strong><br />
Thüringen:"Kampfhunde-Gesetz" könnte Tierheime überfüllen<br />
Mehr Auflagen für Halter und höhere Kosten sollen Kampfhunde aus Thüringen perspektivisch<br />
verbannen. Kerstin Wolf ist besorgt, dass viele Hundebesitzer ihre Vierbeiner wegen der scharfen<br />
Gesetzeslage loswerden wollen. Zu teuer gewordene Hunde würden dann im Tierheim landen.<br />
Das Gesetz soll noch dieses Jahr rechtskräftig werden. Es beinhaltet zahlreiche Auflagen für den<br />
Halter. So muss er einen Hundeführerschein erwerben und darf nicht wegen Drogen oder Alkohol<br />
vorbestraft sein. Per Gesetz verboten sind Zucht und Handel, und drei Monate nach Inkrafttreten<br />
müssen die als gefährlich eingestuften Hunde sterilisiert werden. Bei Verstoß gegen die Auflagen<br />
drohen dem Besitzer bis zu 10.000 Euro Strafgeld.<br />
Anlass für den Gesetzesentwurf war die Attacke <strong>von</strong> vier Kampfhunden im Mai dieses Jahres. Ein<br />
dreijähriges Mädchen aus dem Kyffhäuserkreis wurde dabei tot gebissen. Jetzt sollen gefährliche<br />
Hunde und deren Halter mehr kontrolliert werden. Eine geschlossene Rasseliste, auf der nur<br />
Kampfhunde aufgeführt werden, wird <strong>von</strong> Innenminister Peter Huber (CDU) abgelehnt. Laut Biss-<br />
Statistik würden Schäferhunde, Rottweiler und Golden Retriever am häufigsten zubeißen. Deswegen<br />
werden auch sie aufgelistet für den Fall, dass sie als gefährlich eingestuft werden.<br />
Die Halter müssen mit erheblich höheren Versicherungs- und Hundesteuerkosten rechnen, wenn das<br />
neue Gesetz in Kraft tritt. Laut Tierheimleiterin Kerstin Wolf sind Kosten ein entscheidender Grund für<br />
die Abschaffung eines Haustiers. Erfahrungen aus anderen Bundesländern hätten gezeigt, welche<br />
Konsequenzen ein solches Gesetz nach sich zöge.<br />
"Wir kennen die Zustände in Berlin, wo nach Einführung <strong>von</strong> Gesetz und Rasseliste Tierheime mit<br />
Kampfhunden überschüttet wurden, weil sich keiner mehr die Haltung leisten kann." Das Berliner<br />
Tierheim habe sogar eine Liste mit unvermittelbaren Kampfhunden geschickt und gebeten, Tiere<br />
aufzunehmen. Doch künftig würden Kampfhunde auch in Thüringen keine Besitzer finden. Kerstin<br />
Wolf kritisiert deshalb den "schlecht durchdachten Inhalt des Gesetzes".<br />
Als gefährlich eingestufte Hunde dürfen nur noch angeleint und mit Maulkorb Gassi gehen. Doch das<br />
schürt beim Hund Frust und führt zu negativen Verhaltensveränderungen, wie die Tierärztin und<br />
Hochschuldozentin aus Hannover, Dr. Sandra Bruns, in ihrer Doktorarbeit belegen konnte.<br />
Eine erste Folge der neu entfachten Diskussion stellt Pitbull-Hündin Lady dar. Gerade einmal acht<br />
Monate alt, wurde sie in Spichra streunend aufgefunden. Entgegen der weitläufigen Annahme, ist<br />
Lady verspielt, zu Katzen freundlich und etwas ängstlich gegenüber Fremden. Die Tierheimleiterin<br />
befürchtet, dass es dem Hund in seinem bisherigen Zuhause nicht gut ergangen ist. Nun sucht der<br />
Vierbeiner, wie 30 andere Hunde am Trenkelhof, neue und bessere Besitzer.<br />
Der Begriff Kampfhund ist konfliktgeladen: "Kein einziger Hund wird aggressiv geboren und die so<br />
gefährlichen Pitbulls sind im Grunde Sofahunde", meint Wolf. Das Problem liege am anderen Ende<br />
der Leine. Es sollte der Halter bestraft werden, der seinen Hund zur Kampfmaschine erzieht, aber das<br />
funktioniere auch mit einem Pudel. Wolf versteht die Initiatoren des Gesetzes nicht und ist überzeugt,<br />
dass diese weder ein Haustier haben, noch die Konsequenzen der neuen Regeln abschätzen können.<br />
Dass der Handel mit Kampfhunden bereits verboten ist, wird laut Tierheimleiterin weder beachtet noch<br />
<strong>von</strong> Amtsärzten kontrolliert. "Regelungen, wie die <strong>von</strong> Herrn Huber, verursachen einen gewaltigen<br />
Verwaltungsaufwand und lassen einen blühenden Schwarzmarkt entstehen", kritisiert sie weiter.<br />
Kerstin Wolfs Forderung: "Steuern runter, Bußgelder hoch und generelle Kennzeichnung und<br />
Registrierung des Hundes durch einen Chip."<br />
Stefanie Krauß<br />
Thüringer Allgemeine/27.07.2010<br />
Und im Anschluss ein Erfahrungsbericht aus Österreich zum gleichen Thema …