Tanzpädagogische Forschung 2011 - Bundesverband Tanz in ...
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Arbeitsgruppe Evaluation und <strong>Forschung</strong><br />
<strong>in</strong> Kooperation mit<br />
Institut für <strong>Tanz</strong> und Bewegungskultur der DSHS Köln<br />
Gesellschaft für <strong>Tanz</strong>forschung<br />
Arbeit der Projektleiter<strong>in</strong>nen ließen sich im Wesentlichen zwei Faktoren herausstellen, die<br />
e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag zum Gel<strong>in</strong>gen des Projekts leisteten:<br />
• Wahrnehmen und Ernstnehmen des E<strong>in</strong>zelnen (z.B. Förderung der <strong>in</strong>dividuellen Stärken<br />
der Jugendlichen und Möglichkeiten zur Eigen<strong>in</strong>itiative, gleichwertige Integration der Teilnehmer<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Stückes, ausgeprägte Feedbackkultur, Umgang mit Konflikten,<br />
etc.) trotz der vorhandenen Heterogenität<br />
• Inhaltliche Gestaltung der Proben (z.B. gezielte Arbeit an den Defiziten der Teilnehmer,<br />
h<strong>in</strong>führendes Warmup, Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit, früher E<strong>in</strong>satz von Durchlaufproben zum Erarbeiten<br />
von Übergängen, etc.)<br />
Die ableitbaren Verbesserungsvorschläge lagen hauptsächlich im Bereich der Kommunikation<br />
(<strong>in</strong>nerhalb des Leitungsteams und zwischen Leitung und Teilnehmer), der Probenstruktur<br />
und längerfristigen Probenorganisation. Es zeigte sich darüber h<strong>in</strong>aus im Speziellen, dass<br />
e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> dafür entwickelt werden sollte, dass bei der Zielgruppe solcher Projekte mit<br />
Konzentrationsschwierigkeiten gerechnet werden kann und deswegen mit entsprechenden<br />
Arbeitsformen (z.B. Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit) und e<strong>in</strong>er auf die Konzentrationsfähigkeit der Teilnehmer<br />
ausgerichtete Probenform (z.B. kürzere Proben <strong>in</strong> ausgewogener Probenhäufigkeit<br />
anstatt eher lockeren Probenverteilung zu Beg<strong>in</strong>n und e<strong>in</strong>er fast täglichen Probenphase am<br />
Ende des Projekts) reagiert werden sollte.<br />
Diskussion und Ausblick<br />
Die Untersuchung zeigte, dass Angebote der kulturellen Bildung durch <strong>Tanz</strong> im speziellen<br />
Sett<strong>in</strong>g der offenen Jugendarbeit <strong>in</strong>nerhalb der Bildungs- und Kulturpolitik vermehrt gefördert<br />
werden sollten. Es wurde verdeutlicht, dass die speziellen Potentiale der kulturellen Bildungsarbeit<br />
durch <strong>Tanz</strong> komb<strong>in</strong>iert mit dem aus der offenen Angebotsform resultierenden<br />
Zusammentreffen von Jugendlichen aus unterschiedlichsten Lebenswelten e<strong>in</strong>en fruchtbaren<br />
Nährboden für deren Persönlichkeitsbildung liefern kann.<br />
Das Zentrum für Kulturforschung zeigte zudem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bundesweit durchgeführten Untersuchung,<br />
dass Jugendliche am Besten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er künstlerischen Aktivität unterstützt werden<br />
können, wenn die künstlerischen Prozesse von unterschiedlichen Personenkreisen und Institutionen<br />
angeboten werden (nur knapp 3% der Jugendlichen s<strong>in</strong>d ausschließlich <strong>in</strong> der Schule<br />
künstlerisch aktiv; vgl. ZfKf, 2004, S. 8), was die Bedeutung außerschulischer Angebote<br />
verdeutlicht. Außerdem legt die Bestandsaufnahme des BV <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> Schulen <strong>in</strong> NRW e<strong>in</strong><br />
erhebliches Defizit schulischer <strong>Tanz</strong>angebote gerade an Berufs- und Realschulen nahe (vgl.<br />
Keuschel, 2009, S. 23). Da gerade diese Zielgruppe <strong>in</strong>nerhalb des hier untersuchten Projekts<br />
angesprochen werden konnte (37% der Teilnehmer waren Berufsschüler, 33,3% Realschüler)<br />
kann auch hierdurch die Bedeutsamkeit von Angeboten kultureller Bildung durch <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong><br />
der offenen Jugendarbeit untermauert werden.<br />
Durch die angewendete Methode konnten Kennzeichen dieser Arbeitsform ersichtlich und im<br />
Alltagswissen teilweise bereits vorhandene Wirkungsweisen empirisch untermauert werden<br />
und nicht zuletzt auch praktische Handreichungen für die Durchführung von Projekten <strong>in</strong> diesem<br />
Bereich gegeben werden. Um jedoch e<strong>in</strong>e ‚Theorie’ über die untersuchte Arbeitsform zu<br />
entwickeln, können die vorliegenden Ergebnisse zwar sehr hilfreich se<strong>in</strong>, es ist jedoch unabd<strong>in</strong>gbar,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiterführenden theoretischen Sampl<strong>in</strong>g die hierfür nötige theoretische<br />
Sättigung zu erreichen. Dies sollte zum e<strong>in</strong>en durch vergleichbare Erhebungen <strong>in</strong> weiteren<br />
Projekten <strong>in</strong> diesem Feld geschehen, zum anderen s<strong>in</strong>d endgültige Aussagen über die Charakteristika<br />
und Besonderheiten der kulturellen Bildung durch <strong>Tanz</strong> im Sett<strong>in</strong>g der offenen<br />
Jugendarbeit ohne den direkten Vergleich mit kulturellen Bildungsprojekten durch <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong><br />
Schulen undenkbar.<br />
E<strong>in</strong>e andere Möglichkeit e<strong>in</strong>es weiterführenden <strong>Forschung</strong>sansatz läge dar<strong>in</strong>, die im Projekt<br />
festgestellten Wirkungen im Bezug auf das Selbstwert- und Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Pre- und Posttestdesign, unter Anwendung standardisierter quantitativer Verfahren und e<strong>in</strong>er<br />
entsprechend großen Stichprobe auch anhand von konkreten Zahlen bestätigen zu können.<br />
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