Download 03 Mär '12 - Lokale Zeitung Memmingen
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DAS UNABHäNGIGE MAGAZIN FüR MEMMINGEN<br />
Große Töne am Aschermittwoch<br />
<strong>Memmingen</strong>/Unterallgäu (dl).<br />
Deftige Worte, deftiges Essen:<br />
Der politische Aschermittwoch<br />
in der Region hielt<br />
einmal mehr, was er im Vorfeld<br />
versprochen hatte. Egal ob es<br />
die CSU, die Freien Wähler<br />
oder der CRB waren, die eine<br />
oder andere „Spitze“ in Richtung<br />
politischer Gegner wurde<br />
gezielt abgefeuert. Einzig<br />
die SPD der Stadt <strong>Memmingen</strong><br />
verhielt sich ruhig, wofür<br />
es freilich einen guten Grund<br />
gab: die Sozialdemokraten<br />
waren unterwegs. Anstatt<br />
selbst auf die politische Pauke<br />
zu hauen nutzte die Memminger<br />
SPD den Tag zu einem<br />
Ausflug zum politischen<br />
Aschermittwoch der bayerischen<br />
SPD nach Vilshofen.<br />
Anbei eine Auswahl an Informationen<br />
und Zitaten von den<br />
Veranstaltungen in <strong>Memmingen</strong><br />
und der Region:<br />
CSU <strong>Memmingen</strong><br />
Landtagsabgeordneter Josef<br />
Miller verstand es nach der<br />
Begrüßung der Gäste durch<br />
die stellvertretende CSU Vorsitzende<br />
und Bürgermeisterin<br />
Margareta Böckh die Erfolge<br />
der Landespolitik den Anhängern<br />
seiner Partei emotional<br />
und engagiert vorzustellen.<br />
„Auf die CSU kommt es an“,<br />
sagte Miller. Die CSU sei seit<br />
mehr als 60 Jahren die gestaltende<br />
Kraft in Bayern und habe<br />
dieses Land mit ihrer vorausschauenden<br />
Politik zum erfolgreichsten<br />
und prosperierenden<br />
Land in Deutschland und einem<br />
der erfolgreichsten in Europa<br />
gemacht. Nicht einmal die Opposition<br />
würde dies ernsthaft<br />
infrage stellen. Das hohe Wirtschaftswachstum,<br />
die niedrigste<br />
Arbeitslosenquote und die<br />
höchste Zahl an Beschäftigen<br />
„sprechen eine eindrucksvolle<br />
Sprache. Wir von der CSU stellen<br />
uns dem demographischen<br />
Wandel und dem Fachkräftemangel<br />
genauso, wie dem Umbau<br />
der Energieversorgung.<br />
Und wir schaffen Voraussetzungen<br />
dafür, dass die Bürger<br />
aus dem ländlichen Raum nicht<br />
in die Ballungszentren abwandern,<br />
sondern ihre Zukunft in<br />
ihrer Heimat finden. Wir haben<br />
eine klare Linie für die Zukunft<br />
Bayerns“, sagte Miller unter anderem.<br />
über die anstehende weitere<br />
Altstadtentwicklung, generell in<br />
den ausgewiesenen Quartieren<br />
des Bahnhofs- und Hasenareals<br />
sprach Stadtrat Wolfgang Zettler<br />
und stellte hierzu den Zuhörern<br />
Anschauungs-Material vor.<br />
Stadtrat und Ortsteilreferent<br />
Gerhard Neukamm kritisierte<br />
erneut die Vernachlässigung<br />
der einzelnen Stadtteile bei den<br />
Investitionen. Es dürfe nicht<br />
immer nur das notwendigste<br />
gemacht werden und Bauplatz<br />
an Bauplatz gereiht werden,<br />
sondern die sozialen Infrastrukturen<br />
müssten der wachsenden<br />
Bevölkerungs-Entwicklung<br />
angepasst werden. Er forderte<br />
beispielsweise, in Dickenreishausen<br />
neben der weiteren<br />
Ausweisung von bezahlbarem<br />
Bauland für junge Familien<br />
auch den Bau der Hurren-Straße,<br />
die Sanierung der Turnhalle<br />
in Volkratshofen oder die<br />
Beseitigung der Raumnot der<br />
Amendinger Feuerwehr durch<br />
den Bau einer neuen Feuerwache<br />
Nord. Nicht zu vergessen<br />
der Steinheimer Zehentstadel.<br />
Fraktionsvorsitzender Stefan<br />
Gutermann sieht in der „zunehmend<br />
schwieriger werden<br />
Stadtratsarbeit“ ein Problem<br />
und machte dies am Beispiel<br />
der Umsetzung eines schnelles<br />
Internets für die Ortsteile fest.<br />
Um so anerkennender sei, dass<br />
die Stadtratskollegen der SPD<br />
nun endlich einen Antrag zur<br />
Fortschreibung des Flächennutzungsplanes<br />
sowie auf ein<br />
energetisches Gesamtkonzept<br />
<strong>Lokale</strong> Politik poltert<br />
Josef Miller sprach beim politischen Aschermittwoch der CSU Klartext.<br />
Foto: Wiest<br />
gestellt hätten, was die CSU<br />
gerne unterstützen würde. In<br />
einem Schreiben an Oberbürgermeister<br />
Dr. Ivo Holzinger,<br />
das von allen 13 CSU-Stadträten<br />
mitunterzeichnet wurde,<br />
habe er vor Verabschiedung<br />
des Haushalts deutlich auf die<br />
größten Probleme hingewiesen<br />
und um Bereitstellung entsprechender<br />
Mittel im Haushalt gebeten.<br />
Christlicher Rathausblock<br />
(CRB) <strong>Memmingen</strong><br />
Es gibt nichts, was sich nicht<br />
Wolfgang Courage äußerte sich positiv<br />
über die Entwicklung der Memminger<br />
Innenstadt. Foto: Geiger<br />
durch längeres Warten von<br />
selbst erledigt. So könnte man<br />
die Eröffnungsrede von Herbert<br />
Guschewski überschreiben.<br />
Um in <strong>Memmingen</strong> etwas zum<br />
erreichen, „braucht man einen<br />
langen Atem“, so Guschewski<br />
beim politischen Aschermittwoch<br />
des CRB. Als Beispiel<br />
nannte er die Anbindung aller<br />
Stadtteile an ein zentrales<br />
Radnetz. Bereits 1978 sei der<br />
Antrag eingereicht worden,<br />
34 Jahre später sei es endlich<br />
soweit – Volkratshofen werde<br />
eingebunden. Auch zum Thema<br />
Lärmschutz beim Römerhof<br />
hatte der zweite Vorsitzende<br />
etwas zu sagen: Hier sei 1980<br />
ein Antrag eingereicht worden,<br />
„doch wer weiß, wo dieser abgeblieben<br />
ist“, so Guschewski<br />
weiter.<br />
Als „untragbar“ bezeichnete er<br />
die allgemeine Situation am<br />
Memminger Weinmarkt. Nicht<br />
selten sehe man dort Lieferanten,<br />
Busse und Autos kreuz<br />
und quer stehen oder parken<br />
und Fußgänger die sich dazwischen<br />
bewegten.<br />
CRB-Fraktionsvorsitzender<br />
Wolfgang Courage begrüßte<br />
die weiteren Entwicklungsprojekte<br />
in der Innenstadt. Sie<br />
entspräche weitgehend der<br />
Ideenfindung der „Perspektive<br />
<strong>Memmingen</strong> 2002“. Er nannte<br />
die Neugestaltung von Weinmarkt<br />
und Schrannenplatz sowie<br />
das jetzt neu hinzugekommene<br />
Hasenareal.<br />
Als „geniale Parkmöglichkeit“<br />
bezeichnete Courage die Parkgarage<br />
„Neue Schranne“. „Warum<br />
es aber nicht klappt, diese<br />
in das Parkleitsystem aufzunehmen,<br />
bleibt wohl noch länger<br />
ein Geheimnis“, so der Stadtrat.<br />
Bei einer Diskussion waren<br />
die Stadtteile das zentrale<br />
Thema. Dabei wurde zum Beispiel<br />
Fragen rund um die Themen<br />
„Zehntstadel“ in Steinheim<br />
oder „Neue Feuerwehrwache“<br />
in Amendingen erörtert.<br />
Freie Wähler<br />
<strong>Memmingen</strong><br />
Fraktionsvorsitzender Albert<br />
Heiß polterte nicht, sondern<br />
nahm den politischen Gegner<br />
mit spitzem Humor auf die<br />
„Aschermittwochs-Schippe“.<br />
<strong>Memmingen</strong>s Oberbürgermeister<br />
Dr. Ivo Holzinger bezeichnete<br />
Heiß als Spielleiter, der<br />
sich „mit eigenen Vorschlägen<br />
gerne zurückhält“. CRB, Grüne<br />
und FDP bekamen ebenfalls ihr<br />
Fett weg, die unter anderem dadurch<br />
auffielen, dass sie ohne<br />
Punkt und Komma redeten und<br />
sehr oft unzufrieden dreinblickten.<br />
Die Landtagsabgeordnete<br />
Ulrike Müller aus Missen-Wilhams<br />
hielt die Rede, die sie<br />
zuvor in Deggendorf gehalten<br />
hatte. Müller gingt dabei vor allem<br />
auf überregionale Themen<br />
ein und stellte unter anderem<br />
fest, dass die Freien Wähler<br />
keine liniengetreuen Ja-Sager<br />
seien, wie das in der Chef-Etage<br />
der CSU zu beobachten sei.<br />
„In der staatstragenden Partei<br />
sind Personen mit Ecken und<br />
Kanten Mangelware. Leute mit<br />
Profil, erworben in der freien<br />
Wirtschaft in jahrzehntelanger<br />
Arbeit, mit Erfahrungen, die sie<br />
in die Politik einbringen – solche<br />
Leute werden in der CSU<br />
immer weniger.“ Und so schlage<br />
der politische Kompass des<br />
Herrn Seehofer „mal hierhin<br />
und mal dorthin“ aus. „Und das<br />
in einem Tempo, der es solide<br />
arbeitenden Politikern praktisch<br />
unmöglich macht, zu folgen.“<br />
Kurz „bei den Freunden in der<br />
Stadt“ schaute auch Landrat<br />
Hans-Joachim Weirather vorbei,<br />
ohne jedoch zu konkreten<br />
Themen in größerem Umfang<br />
Stellung zu beziehen.<br />
CSU Unterallgäu<br />
Die parteilose CSU-Kandidatin<br />
für die Landratswahl im Unterallgäu,<br />
Marita Kaiser, bezog<br />
beim politischen Aschermittwoch<br />
klar Position zu brisanten<br />
Themen. Besonders deutliche<br />
Worte wählte die 54-Jährige<br />
vor mehr als 150 Besuchern<br />
im Gasthaus „Schwanen“, als<br />
sie über die Zukunftsdebatte<br />
der Unterallgäuer Kreiskliniken<br />
sprach. „Die Verunsicherung<br />
der Patienten und der Mitarbeiter<br />
an den Kreiskliniken muss<br />
noch vor der Landratswahl am<br />
22. April ein Ende haben, um<br />
dem gesundheitspolitischen<br />
Desaster in der Region ein<br />
Ende zu setzen.“<br />
Die für die Häuser so wichtige<br />
Patienten- und Personalbindung<br />
habe neben den Finanzen<br />
schon über die Maßen gelitten.<br />
Unterstützung erhielt sie vom<br />
Staatssekretär im Bayerischen<br />
Staatsministerium für Finanzen,<br />
Franz Pschierer, und CSU-<br />
Kreischef Klaus Holetschek:<br />
„Die Karten müssen jetzt auf<br />
den Tisch. Wir werden es nicht<br />
zulassen, dass die Menschen<br />
erst im Juli erfahren, welche<br />
medizinischen Konzepte es irgendwann<br />
einmal geben soll.<br />
Den Menschen in der Region<br />
muss klar sein: Die Landratswahl<br />
ist auch eine Abstimmung<br />
über die Zukunft der Kreiskliniken<br />
im Landkreis Unterallgäu.<br />
Wir werden alles dafür tun,<br />
um die Standorte Mindelheim<br />
und Ottobeuren zu sichern“, so<br />
Pschierer und Holetschek übereinstimmend.