28.01.2013 Aufrufe

Geographie der Obdachlosigkeit - Freie Universität Berlin

Geographie der Obdachlosigkeit - Freie Universität Berlin

Geographie der Obdachlosigkeit - Freie Universität Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

durch die Treuhand im Ostteil <strong>der</strong> Stadt seine industrielle Basis (vgl. ebd., HEEG: 7ff.). Infol-<br />

gedessen verloren viele ihre Arbeit und aufgrund angehäufter Schulden auch bald die Woh-<br />

nung. Die mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung verbundenen wirtschaftlichen und sozialstaatlichen<br />

Umstrukturierungen führten auch in den übrigen Gebieten Ostdeutschlands zu einer zuneh-<br />

menden Wohnungslosigkeit (ebd.). „Damals kamen viele, meist sehr ländliche Typen aus<br />

den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n“ nach <strong>Berlin</strong> (Interview mit Frau Benbelgacem). Die offiziellen<br />

Wohnungslosenzahlen stiegen zwischen 1989 und 1993 um 81,7%. Zwischen 1993 und<br />

2001 nahm die <strong>Berlin</strong>er Wohnungslosenzahl stetig ab, was dem generellen bundesweiten<br />

Trend entsprach (ABGEORDNETENHAUS BERLIN 1999: 4). Dieser Rückgang wird vor allem auf<br />

einen entspannten Wohnungsmarkt und eine erfolgreiche Wohnungslosenpolitik zurückge-<br />

führt (vgl. ebd.: 4, WARTMANN 2003). Wie diese Politik aussieht, soll später noch genauer<br />

betrachtet werden.<br />

Wohnungslose<br />

Quelle: WOHNUNGSLOS-IN-BERLIN (2010) UND AK WOHNUNGSNOT (2010)<br />

Die Berechnungen <strong>der</strong> Bezirksämter von 2002 und 2004 belegen einen erneuten Anstieg<br />

<strong>der</strong> Wohnungslosenzahlen (s. Abb.1). Fachleute gehen von dem Fortgang dieses Trends<br />

aus und sehen die <strong>Berlin</strong>er Wohnungspolitik in <strong>der</strong> Verantwortung (vgl. WARTMANN 2003). So<br />

führte die umfassende Privatisierung des kommunalen Wohnungsbestandes zu steigenden<br />

Mieten, beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Innenstadt und im Sektor <strong>der</strong> für die Wohnungslosen wichtigen Ein-<br />

Raum-Wohnungen (vgl. LINDE 2009a, 2009b). Aber auch die öffentlichen Wohnungsbauge-<br />

sellschaften agieren inzwischen wie renditeorientierte Unternehmen (ebd.). In den letzten 10<br />

Jahren sind die Durchschnittsmieten in <strong>Berlin</strong> um 25% gestiegen (vgl. VILLINGER 2010). Heu-<br />

te sind sie im Verhältnis zur Einkommenssituation bundesweit am höchsten (vgl. LINDE<br />

2009c).<br />

Abb. 1: Amtlich registrierte Wohnungslose in den Unterkünften in <strong>Berlin</strong> (1988-2004)<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Zwischen 2002 und 2009 wurden die ursprünglich 400.000 landeseigenen Wohnungen auf<br />

250.000 reduziert (vgl. LINDE 2009a). Damit befinden sich gegenwärtig weniger als 15% aller<br />

Wohnungen in öffentlicher Hand (vgl. VILLINGER 2010). Davon stehen ca. 12.000 leer (vgl.<br />

LINDE 2010a). Gleichzeitig zog sich <strong>der</strong> Senat aus dem Sozialen Wohnungsbau zurück und<br />

11<br />

Jahr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!