Degrowth als Chance – auch für Natur und Landschaft
Degrowth als Chance – auch für Natur und Landschaft
Degrowth als Chance – auch für Natur und Landschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Auch die Frage nach der Aufrechterhaltung der Idee der europäischen Stadt stand zur Diskussion.<br />
Brückner vertrat die Ansicht, dass dieses Modell eben nur in Teilen aufrecht zu erhalten<br />
sei, immer dann, wenn eine Innenverdichtung <strong>und</strong> das Schrumpfen zu einem Kern sinnvoll<br />
erscheine. Gerade in Ostdeutschland gelte dieses Ideal sowieso nicht in dem Maße. Man<br />
müsse, anstatt sich auf ein Schrumpfungsmodell festzulegen (Innenverdichtung), die <strong>Chance</strong>n<br />
der verschiedenen Schrumpfungsprozesse betrachten. Die perforierte Stadt böte z. B. die<br />
Möglichkeit, sich <strong>als</strong> ökologische Stadt zu definieren. Kil verwies darauf, dass das Modell der<br />
kompakten europäischen Stadt aus den Produktionsverhältnissen der Industrialisierung entstanden<br />
sei. Gerade die sich vollziehende Änderung der ökonomischen Verhältnisse, sorge<br />
da<strong>für</strong>, dass das in Auflösung befindliche Bild geschätzt werde. Auch Knapp bestätigte, dass<br />
dieses Bild gerade im sozialistischen Städtebau keine Rolle gespielt habe <strong>und</strong> <strong>auch</strong> in<br />
Westdeutschland die Verödung der Innenstädte ein Verschwinden der europäischen Stadt<br />
bezeuge. Dem widersprach Henkel, der auf den politischen Willen hinwies, z. B. durch die<br />
Widerherstellung repräsentativer Bauten oder die Gültigkeit von Satzungen zur Gewerbesicherung<br />
in den Innenstädten dem Auflösungstrend zu widerstehen. Ihm wurde entgegen<br />
gehalten, dass eben gerade diese Maßnahmen bezeugten, dass die Innenstädte aus ökonomischen<br />
Gründen allein nicht mehr florierten, sondern mittels politischer Innovation künstlich<br />
am Leben erhalten würden.<br />
Knapp wies darauf hin, dass man die ökologische Bedeutung innerstädtischer Grünflächen<br />
nicht überbewertet werden dürfte <strong>und</strong> es sinnvoller sei auf das „ökologische Mäntelchen“<br />
beim Stadtimage zu verzichten. Er sehe ein Potential der Flächen in der Renaissance der<br />
Schrebergärten, die ja <strong>als</strong> Reaktion auf die Industrialisierung <strong>und</strong> Urbanisierung entstanden<br />
seien. Insbesondere steigende Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Nahrungsmittelpreise sehe er <strong>als</strong> Motor<br />
einer neuen Schrebergartenkultur an. Dazu wäre aber <strong>auch</strong> eine kulturelle Neuberwertung der<br />
Subsistenzwirtschaft wie <strong>auch</strong> ein Wandel des Vereinswesens notwendig. Dem wurde von<br />
Thomas widersprochen, der betonte, dass solche Modelle am sozialen Problem der<br />
Arbeitslosigkeit vorbeigingen, da diesen Menschen der gesellschaftlich anerkannte Sinngebung<br />
durch Arbeit verwehrt sei, das Ackern im garten löse dieses Problem nicht. Auch<br />
Becker stimmte zu <strong>und</strong> hält Subsistenz <strong>für</strong> keinen Weg, dieses Problem zu lösen, in Ansätzen<br />
könne dies über community gardens gelingen, deren Ziel es sei, soziale Gemeinschaft zu<br />
fördern. Muraca betonte, dass sie die Idee der Substistenz <strong>als</strong> sehr deutsches Phänomen<br />
erlebe, wo es um das Durchhaltevermögen des Einzelnen gehe. Man müsse vielmehr<br />
überlegen, welche Güter <strong>und</strong> Leistungen gemeinsam nutzbar seien (wie z. B. der Waschsalon,<br />
der <strong>auch</strong> <strong>als</strong> Ort sozialer Begegnung eine Rolle spiele).<br />
Der Beitrag „Regionalismus <strong>und</strong> Nachhaltigkeit“ des dritten Themenschwerpunktes „Leere<br />
im Land“ von Annemarie Nagel & Stefan Körner ging vor allem zwei Fragen nach:<br />
Bericht zur BfN-Tagung<br />
„<strong>Degrowth</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong>- <strong>auch</strong> <strong>für</strong> <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong>?<br />
Teil III des Tagungszyklus „Nachhaltigkeit in der <strong>Landschaft</strong>sentwicklung (2008-2010)<br />
FG <strong>Landschaft</strong>sbau / Vegetaionsk<strong>und</strong>e Prof. Dr. Stefan Körner; Dipl. Ing. Annemarie Nagel; Juni 2011<br />
12