Degrowth als Chance – auch für Natur und Landschaft
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nachhaltiges Leben <strong>und</strong> Wirtschaften ermöglichen lässt. Diese Fragen waren der<br />
Ausgangspunkt der dritten Tagung, die zum Ziel hatte, zu untersuchen, inwieweit gerade<br />
Schrumpfungsregionen, seien es städtische oder ländliche, ein Potential <strong>für</strong> nachhaltige<br />
Lebens- <strong>und</strong> Wirtschaftsmodelle sein können. Insbesondere unter dem Begriff degrowth<br />
werden Ansätze diskutiert die vor allem ein qualitatives Wachstum in den Vordergr<strong>und</strong><br />
rücken. Zu fragen ist daher, inwieweit solchen Prozessen eine innovative <strong>und</strong> integrative<br />
Wirkung beizumessen ist, so dass aus Schrumpfungsprozessen Potentiale <strong>für</strong> ein nachhaltiges<br />
Wirtschaften erwachsen.<br />
Die Tagung war in drei Themenblöcke gegliedert. Während sich die Beiträge des Blocks<br />
„Schrumpfung oder degrowth <strong>–</strong> Reform des Wachstumsparadigmas?“ allgemein mit dem<br />
Verhältnis von Wachstum <strong>und</strong> Nachhaltigkeit auseinandersetzten, waren die beiden anderen<br />
Themenschwerpunkte den Perspektiven, Strategien <strong>und</strong> Szenarien von Schrumpfungsprozessen<br />
im städtischen <strong>und</strong> ländlichen Räumen gewidmet.<br />
Wolfgang Kil bezog sich in seinem Vortrag „Schrumpfung <strong>als</strong> gesellschaftlicher Prozess“ auf<br />
aktuelle Tendenzen der Wachstumskritik, die ihm zufolge vor allem durch die Explosion der<br />
Bohrinsel Deep Horizon im Golf von Mexiko wieder aufgeflammt seien <strong>und</strong> zumindest die<br />
Notwendigkeit einer allumfassenden Mobilität in Zweifel gezogen hätten. Zugleich verwies<br />
er auf die Schwierigkeiten über Schrumpfungsprozesse zu sprechen, denn es wären<br />
bedrohliche Szenarien <strong>und</strong> deprimierende Bilder, denen sich die Gesellschaft stellen müsste.<br />
Er veranschaulichte dies anhand einer Reihe von Bildern aus Wittenberge.<br />
Die Schrumpfungsdebatte startete ihm zufolge nicht <strong>als</strong> Diskussion über periphere ländliche<br />
Räume, sondern <strong>als</strong> Stadtentwicklungsdebatte. Man habe sich mit der Perforation von Städten<br />
(z. B. Altenburg), dem Zerfall der Innenstädte <strong>und</strong> der Krise des sozialen Wohnungsbaus, in<br />
Ostdeutschland befasst, wobei letztere vor allem <strong>als</strong> Krise der Plattenbausiedlungen<br />
wahrgenommen worden sei. Das Programm des „Stadtumbau Ost“ sei <strong>als</strong> Abrissprogramm<br />
konzipiert, es ermöglichte somit nicht die Suche nach neuen ungewöhnlichen <strong>und</strong> kreativen<br />
Möglichkeiten mit diesen Entwicklungen umzugehen.<br />
Kil verdeutlichte dies am Beispiel Hoyerswerda, das seit der Wende ca. die Hälfte seiner<br />
Bevölkerung verloren habe. Es habe keinen kommunalen Reduzierungsplan gegeben,<br />
vielmehr habe man einfach die Hochhäuser abgerissen, was aber letztlich zur Zerstörung des<br />
innerstädtischen Identitätskerns des Ortes geführt habe. Nun klaffe in Hoyerswerdas Mitte<br />
eine Brache.<br />
Den Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> eine solche Strategie sieht Kil in der „Skandalisierung“ der<br />
Schrumpfungsdebatte durch die Wohnungswirtschaft. Sie habe dazu geführt, dass man die<br />
Lösung des Problems der Wohnungsbaugesellschaften allein in der Beseitigung überflüssigen<br />
Bericht zur BfN-Tagung<br />
„<strong>Degrowth</strong> <strong>als</strong> <strong>Chance</strong>- <strong>auch</strong> <strong>für</strong> <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Landschaft</strong>?<br />
Teil III des Tagungszyklus „Nachhaltigkeit in der <strong>Landschaft</strong>sentwicklung (2008-2010)<br />
FG <strong>Landschaft</strong>sbau / Vegetaionsk<strong>und</strong>e Prof. Dr. Stefan Körner; Dipl. Ing. Annemarie Nagel; Juni 2011<br />
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