Fortbildungsprogramm 2008 - Landesnervenklinik Wagner-Jauregg
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Trauma, Gehirn und<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
Traumata sind plötzliche oder anhaltende objektiv oder subjektiv bedrohliche und vorübergehend ausweglose,<br />
durch verschiedene Formen von Gewalt/en ausgelöste Ereignisse mit oder ohne unmittelbare Lebensgefahr. Einzelne<br />
Menschen, Paare oder Familien befinden sich in solchen Situationen in einer so genannten „Traumatische Zange“,<br />
die starke Angst, Hilflosigkeit und Ohnmacht auslöst und Betroffene in einen Zustand des Ausgeliefertseins geraten<br />
lassen.<br />
Verkehrs- und häusliche Unfälle, Naturkatastrophen, Kriegsereignisse, Vertreibung, Flucht, plötzliche Verluste/Tod<br />
vertrauter Menschen (Suizide, Unfalltod, Krankheiten, Entführung, Mord usw.), schwere lebensbedrohliche<br />
Erkrankungen, invasive medizinische Eingriffe, Gewalterfahrungen aller Art, vor allem emotionale, physische und<br />
sexuelle Misshandlungen in Kindheit, Jugend, aber auch im Erwachsenenalter - insbesondere innerhalb der eigenen<br />
Familie (Schläge, Prügel, Züchtigung…/ Inzest) - traumatisieren die meisten Menschen - selbst in der Rolle als<br />
Augenzeuge - erheblich.<br />
Solche Traumatisierungen hinterlassen unbehandelt oft lebenslang unerkannt Spuren in Form von zahlreichen<br />
psychischen und körperlichen Symptomen mit Beeinträchtigung von Lebensqualität und -gestaltung, vor allem auch<br />
in Form von Bindungsstörungen im Kindesalter und später Kontakt- und Beziehungsstörungen.<br />
Posttraumatische Störungsbilder sind vor allem durch erhöhtes Stressempfinden, Unruhe, Getriebenheit,<br />
verschiedenste Ängste, Impulssteuerungsschwächen, Selbstwertminderung, verminderte Belastbarkeit und Kontakt-<br />
und Beziehungsstörung charakterisiert.<br />
Im Sinne von Selbstheilungsversuchen dienen Betroffenen vor allem betäubende Substanzen der Selbstberuhigung<br />
und subjektiven Verbesserung oft unerträglicher Zustände. Durch Gewöhnung entstehen zur Abhängigkeit gebahnte<br />
traumakompensatorische Schemata, die sich häufig in substanzgebundenen und substanzunabhängigen<br />
Abhängigkeitserkrankungen artikulieren.<br />
Die neurobiologische Forschung der letzten Jahre zeigt, dass es unter dem traumabedingten Stress im menschlichen<br />
Gehirn zu veränderter Reiz- und Informationsverarbeitung sowie symptomträchtigen Gedächtnisbildungsprozessen<br />
kommt. Unser Gehirn ist ein sich selbst organisierendes neuronales Informationsnetzwerk, das sich entsprechend den<br />
Nutzungsbedingungen strukturell anpasst und verändert.<br />
Es kommt dabei jedoch nicht nur in den neuronalen Netzen des Gehirns zu veränderten<br />
Informationsverarbeitungsprozessen, sondern es können auch die interaktionellen Netze zwischen Menschen, also<br />
ihre Kommunikations- und Interaktionsstrukturen traumabezogen „einfrieren“ und zu langfristigen schwerwiegenden<br />
Störungen der Beziehungen aller Beteiligten werden.<br />
Traumabedingte Bindungs- und Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kindern, bei Paaren aber auch in den<br />
verschiedenen Helfersystemen (Heimen, Kliniken) werden leicht zu dysfunktionalen generalisierten Mustern, die<br />
ihrerseits vorhandene Symptome fixieren oder neue Auffälligkeiten und Störungen hervorrufen. Dies trifft natürlich vor<br />
allem dann auch für die substanzbedingten (Medikamente, Alkohol, verschiedenste Drogen) Effekte und<br />
unterschiedlichen Abhängigkeitspotentiale zu.<br />
Moderne therapeutische Konzepte müssen deshalb sucht- und traumatherapeutische Konzepte miteinander<br />
verbinden.<br />
Zielgruppe:<br />
Pflegepersonal, Ärzte, Therapeuten<br />
Methode:<br />
Vortrag<br />
Referenten:<br />
Dr. Lutz-Ulrich Besser<br />
Max. Teilnehmerzahl:<br />
100<br />
Teilnahmegebühr:<br />
€ 90 ,-<br />
Kursnummer:<br />
WJ 72.08<br />
Zeit & Ort:<br />
15.12.<strong>2008</strong>, 10:00-18:00 Uhr<br />
Nervenklinik Linz, Mehrzwecksaal 1 (neben Speisesaal)<br />
Anmeldeschluss:<br />
30.09.<strong>2008</strong><br />
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