Entscheiderbrief - GIT Verlag
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Kostenträger <strong>Entscheiderbrief</strong> 1/2008 3<br />
Ein Opfer ohne jede Not?<br />
BMG und Gesundheitsminister der Länder verwerfen die Möglichkeit für Selektivverträge<br />
Die Debatte über die grundlegende Ausrichtung<br />
der Krankenhausfinanzen ab 2009 hat<br />
zu einem eher unerwarteten Opfer geführt.<br />
Nachdem ab April Klarheit darüber herrschte,<br />
dass die ursprüngliche Taktik des BMG, unterhalb<br />
der Wahrnehmungsschwelle eine<br />
Ländermehrheit für eine weitreichende Reform<br />
der Krankenhausfinanzierung zu sichern,<br />
an der Frage der Krankenhaus-Planungshoheit<br />
gescheitert war, enthielt das<br />
Punktationspapier des BMG vom 8. Mai 2008<br />
noch unter Punkt 2. die „Möglichkeit zum<br />
Abschluss von Einzelverträgen bei geeigneten<br />
planbaren Leistungen (selektive Verträge)“.<br />
Zwar weiter gefasst, als das aus April kursierende<br />
Papier der CDU/CSU Gesundheitsexperten,<br />
die noch eine zu evaluierende Erprobungsphase<br />
und eine Begrenzung auf drei eher<br />
nebensächliche Diagnosebilder vorschlugen,<br />
aber vom Prinzip übereinstimmend.<br />
Insofern sah man beide Koalitionslager an<br />
dieser Stelle im Sinne einer weiteren wettbewerblichen<br />
Öffnung des Krankenhausmarktes<br />
bis zur Konferenz der Gesundheitsminister am<br />
2. und 3. Juli in Plön in einem Boot. Das Vorhaben<br />
an sich war unter allen Beteiligten unstrittig<br />
und während die Intensität der Öffnung zu<br />
Diskussionen einlud, war der mainstream im<br />
Konsens.<br />
Bezeichnend dafür war u.a., dass auf dem<br />
Bundeskongress des Bundesverbandes privater<br />
Krankenhausträger noch im Juni des Jahres ohne<br />
Ausnahme jeder der Plenums – und Foren-<br />
Redner den Wettbewerb in Form der Selektivverträge<br />
nachhaltig forderte. Auch auf dem<br />
7. DRG-Forum und dem Haupstadtkongress<br />
überwogen die Befürworter deutlich. Umso größer<br />
dann die Verwunderung, dass nach den<br />
marginalen und vom Bestand fraglichen Kompromissen<br />
von Plön das Thema nicht mehr weiterverfolgt<br />
werden sollte. Auch der gegen jede<br />
Chance zunächst aufgelegte und dann nach dem<br />
Motto „Ober sticht Unter“ von der Kanzlerin am<br />
24. Juli gestoppte Arbeitsentwurf des BMG sieht<br />
die Selektivverträge nicht mehr vor.<br />
Da der Streitpunkt zwischen BMG und Ländern<br />
vornehmlich an der Finanzierung der Kliniken<br />
im Allgemeinen und der Frage der Finanzierung<br />
der Investitionen im Speziellen<br />
entbrannt ist, muss man verwundert fragen:<br />
Was haben die Selektivverträge mit der Finanzierung<br />
zu tun? In direkter Sicht nicht viel. Insbesondere<br />
wenn man dann oberflächlich liest,<br />
dass das selektive Kontrahieren in beidseitiger<br />
Freiwilligkeit geschehen sollte, nimmt die Irritation<br />
zunächst eher noch zu.<br />
Man muss weiter ausholen und eine Kette<br />
von möglichen Ereignissen aneinanderreihen,<br />
um zu verstehen, was eventuell eine Öffnung<br />
für Selektivverträge mit Finanzierung von Kliniken<br />
und Existenz von Kliniken und hier insb.<br />
von öffentlich getragenen Häusern zu tun haben<br />
könnte.<br />
Spielmodelle am Horizont<br />
In der „heißen Phase“ der Diskussion, mit welchem<br />
Öffnungsgrad für selektives Kontrahieren<br />
zu rechnen wäre, tauchten Spielmodelle auf,<br />
nach denen man klassisch elektive Leistungen<br />
wie Hüft-TEP-Operationen regional ausschreiben<br />
könnte. Bis dato dachten die Beteiligten an<br />
Akquisemodelle, in denen beide Seiten mit<br />
dem Streben nach einer win-win-Situation einander<br />
suchen und finden. Die Befürchtung,<br />
dass Kassen mit hohen Belegungsanteilen<br />
schnell einzig an Rabatte, denn an Qualitätsorientierung<br />
denken würden war bereits formuliert.<br />
Insofern stellte der Vorschlag die bisherige<br />
Denkweise nicht gänzlich auf den Kopf, aber<br />
war in seiner Nachhaltigkeit verwunderlich.<br />
Wenn eine Landes-AOK mit z. T. über 50 %<br />
Markt – und Belegungsanteil beginnt, in einer<br />
ländlichen Region die TEP-Versorgung für Knie<br />
Fortsetzung auf Seite 4 EE