Pfarrverband St.Lambrecht-Mariahof
Pfarrverband St.Lambrecht-Mariahof
Pfarrverband St.Lambrecht-Mariahof
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Es war nur ein kurzes Gespräch. Auf meine Frage,<br />
wie es so gehe, auch mit dem Sonntag und der<br />
Kirche, meinte sie: "I hob eh mein Glaubn". Gern<br />
hätte ich dazu gesagt: Da kann ich nur gratulieren.<br />
Von mir könnte ich nämlich nicht so sicher sagen,<br />
ich hab eh meinen Glauben. Die Frage ist doch zu<br />
stellen: Hat man seinen Glauben? Fragen würde ich<br />
dann noch gern: Woran glaubst du da, wenn du<br />
sagst: Ich hab eh meinen Glauben. Könntest du das<br />
genauer formulieren? Im Allgemeinen tun wir uns<br />
doch alle etwas schwer, über unseren Glauben zu<br />
reden. Ich möchte versuchen, über meinen<br />
Glauben zu reden. Sie wundern sich? Sie denken:<br />
Ist doch selbstverständlich, dass der Abt glaubt und<br />
zwar genau so, wie das halt ein Kirchenmann zu tun<br />
hat. Da täuschen Sie sich. Von mir könnte ich etwa<br />
nicht einfach sagen: Ich hab eh meinen Glauben.<br />
Eher würde ich sagen: Ich bin unterwegs zum<br />
Glauben. Auch ich muss nicht selten um Glauben<br />
ringen. Es ist auch für mich keineswegs<br />
selbstverständlich, die Welt von heute, die<br />
Wirklichkeit, wie ich sie erfahre im Alltag, mit<br />
einem Gott in Beziehung zu bringen. Sicher ist,<br />
dass ich nicht deshalb glaube (wenn ich überhaupt<br />
glaube), weil ich ein Priester, ein Mönch bin,<br />
sondern weil ich um den Glauben immer ganz<br />
persönlich gerungen habe. Ich glaube also nicht,<br />
weil ich glauben muss, sondern weil ich nach vielen<br />
Erfahrungen glauben will.<br />
Von einigen Erfahrungen möcht ich Ihnen<br />
einfach erzählen, die ich auf dem Weg zum<br />
persönlichen Glauben gemacht habe: Als Bub hat<br />
es mich sehr bewegt, wenn aus der näheren<br />
Umgebung jemand gestorben ist, besonders, wenn<br />
jemand plötzlich etwa durch einen Unfall gestorben<br />
ist. Wie traurig war ich, als ein Onkel im Krieg ums<br />
Leben kam, den ich sehr gern hatte und der auch<br />
mich sehr mochte. Dennoch schauten wir immer in<br />
eine Kapelle hinein, wenn jemand dort aufgebahrt<br />
war und betrachteten den Toten. Es machte mich<br />
so traurig, weil ich spürte, wie sehr wir die liebsten<br />
Menschen verlieren können und wie alles so<br />
vergänglich ist. Da sehnte ich mich sehr nach<br />
etwas, das nicht vergeht, nach etwas Bleibenden,<br />
Pfarrbrief <strong>Mariahof</strong> - <strong>St</strong>. <strong>Lambrecht</strong><br />
Seite 4<br />
an dem ich mich festhalten könnte. Da ging mir auf,<br />
dass Gott der ist, der nie vergeht.<br />
Ich wollte mich ganz bewusst mit ihm verbinden,<br />
weil ich meinte, dann würde auch ich nicht<br />
vergehen. Heute bin ich überzeugt, dass ich mich<br />
damals nicht getäuscht habe und bin sehr froh,<br />
dass mir dies aufgegangen ist.<br />
Geprägt hat mich dann auch, als ich beim<br />
Beten (ich habe eigentlich immer irgendwie<br />
gebetet) manchmal ahnte und irgendwie spürte,<br />
dass es etwas unendlich Schönes, Grenzenloses<br />
und Wunderbares gibt, bei dem ich ganz daheim<br />
sein kann. Ich hielt das für Gott und auch dafür bin<br />
ich sehr dankbar, dass mir dies so gekommen ist.<br />
Als ich dann ein Jugendlicher war und auch<br />
kritisch der Kirche gegenüber und den<br />
vorgegebenen Glaubenswahrheiten, sagte ich<br />
immer wieder: " Gott, wenn es dich gibt, dann zeig<br />
dich mir, lass mich dich erkennen". Ich wollte nicht<br />
nur deshalb glauben, weil andere glauben, auch in<br />
Bezug auf die Eltern, ich wollte selbst Gott<br />
irgendwie entdecken. Ich wollte zu meiner ganz<br />
eigenen Glaubensüberzeugung finden. Und was<br />
geschah dann. Keine Angst, ich habe keine<br />
Erscheinung gehabt und Gott hat auch nicht zu mir<br />
geredet mit menschlicher <strong>St</strong>imme, so vielleicht von<br />
der Zimmerdecke herab. Allerdings habe ich<br />
aufmerksam gelebt und genau hingeschaut, was so<br />
um mich und in mir geschieht. Dabei habe ich<br />
Erfahrungen gemacht, die mir genügten für die<br />
Überzeugung: Gott gibt es also und er ist in<br />
meinem Leben am Werk.<br />
Ob man Glauben lernen kann? Sie tun sich schwer<br />
im Glauben, möchten aber im Grunde gerne<br />
glauben. Kann man da etwas tun? Eigentlich nicht,<br />
d. h. das Innerste des Glaubens, dieses Aufgehen<br />
eines inneren Lichtes, einer Gewissheit, dass Gott<br />
ist und in meinem Leben da ist, das kann man nicht<br />
lernen, das ist reines Geschenk. Das ist wie die<br />
wahre Liebe, die über einen Menschen kommen<br />
kann.<br />
Dies bedeutet aber wieder nicht, dass man nichts<br />
für seinen Glauben tun kann: Man kann<br />
Vorarbeiten leisten, man kann Bedingungen