Aktuelle Ausgabe als PDF - Deutscher Verein vom Heiligen Lande
Aktuelle Ausgabe als PDF - Deutscher Verein vom Heiligen Lande
Aktuelle Ausgabe als PDF - Deutscher Verein vom Heiligen Lande
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
lange nicht volle Staatlichkeit erreicht<br />
ist.<br />
Das Ziel der Anerkennung<br />
Palästinas <strong>als</strong> souveräner Staat<br />
wird derzeit von der Autonomiebehörde<br />
zwar nicht weiter verfolgt.<br />
Momentan versucht man<br />
aber, von der UN-Generalversammlung<br />
<strong>als</strong> permanentes,<br />
nicht-staatliches Mitglied der UN<br />
(wie auch der Heilige Stuhl) aufgenommen<br />
zu werden, was nicht<br />
durch den Sicherheitsrat verhindert<br />
werden kann, wenn es eine<br />
Mehrheit in der Generalversammlung<br />
gibt. Wenn es hierzu<br />
käme, hätte Palästina das Recht,<br />
jedes andere UN-Mitglied, <strong>als</strong>o<br />
auch Israel, auf Verletzung des<br />
Völkerrechts zu verklagen und<br />
diese Klage vor die entsprechenden<br />
internationalen Gerichtshöfe<br />
zu bringen. Die USA versuchten<br />
massiv, die Palästinenser von diesem<br />
Weg abzubringen.<br />
In Israel bleibt abzuwarten,<br />
welche Ergebnisse die Knessetwahlen<br />
im Januar ergeben werden,<br />
jedoch geht kaum jemand<br />
davon aus, dass der Likud unter<br />
Benjamin Netanjahu nicht die<br />
Wahlen gewinnen wird. Damit ist<br />
keine wesentliche Kursänderung<br />
in Bezug auf die Siedlungspolitik<br />
und damit das Haupthindernis<br />
für den möglichen Weg zu einer<br />
Zweistaatenlösung und für die<br />
Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen<br />
zu erwarten.<br />
Für die Christen in Israel wird<br />
es weiterhin darum gehen, ihr<br />
überdurchschnittliches Bildungsniveau<br />
weiter zu festigen und<br />
auszubauen, um ihnen auf dem<br />
lokalen Arbeitsmarkt die Chance<br />
zu bieten, die (informellen)<br />
Nachteile, die sie <strong>als</strong> doppelte<br />
Minderheit (christliche Minderheit<br />
gegenüber der muslimischen<br />
Mehrheit innerhalb der arabischen<br />
Minderheit gegenüber der<br />
jüdischen Mehrheit) haben, auszugleichen.<br />
Daneben wird es eine<br />
der wichtigsten Zukunftsaufgaben<br />
sein, mit der jüdischen Mehrheitsbevölkerung<br />
an der Überwindung<br />
von deren Unkenntnis<br />
und Vorurteilen gegenüber den<br />
Christen zu arbeiten, die zum<br />
Beispiel in den jüngsten Anschlägen<br />
auf das Trappistenkloster Latrun<br />
und das Franziskanerkloster<br />
auf dem Berg Zion in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft der Dormitio<br />
einen Ausdruck gefunden haben<br />
– wobei natürlich nur eine<br />
kleine Minderheit in ihren Auffassungen<br />
so radikal ist, dass sie<br />
auch bereit ist, zum Mittel der<br />
Gewalt gegen Christen bzw.<br />
christliche Einrichtungen zu greifen.<br />
Dennoch muss auch mit der<br />
Mehrheitsbevölkerung an der<br />
Überwindung von Ignoranz und<br />
Vorurteilen gearbeitet werden.<br />
Zum Glück stehen wir nicht allein<br />
vor dieser Herausforderung,<br />
sondern haben mittlerweile –<br />
Gott sei Dank – auch jüdische israelische<br />
Partnerorganisationen,<br />
die sich dieser und ähnlicher Aufgaben<br />
widmen. Auch für Israel<br />
gilt, was aber vor allem in den<br />
palästinensischen Gebieten <strong>als</strong><br />
ein Teiltrend auszumachen ist,<br />
der aus den Nachbarländern<br />
auch ins Heilige Land herüberreicht:<br />
dass nämlich radikale<br />
Strömungen innerhalb des Islam<br />
auch hier vorhanden sind, die die<br />
Christen entweder ganz aus dem<br />
Land haben oder ihnen zumindest<br />
nicht gleiche Rechte wie den<br />
Muslimen einräumen wollen.<br />
Beim Landkauf ist dies bereits<br />
heute ein wahrnehmbares Problem,<br />
vor allem auch in Jerusalem,<br />
wo Wohnraum sehr knapp<br />
und dadurch teuer ist. Hier liegt<br />
für die Zukunft der Christen in<br />
Jerusalem sicher eines der Hauptprobleme,<br />
das aber behutsam angegangen<br />
werden muss, will man<br />
nicht die Bildung christlicher<br />
Wohngegenden, die leicht auch<br />
den Charakter von „Ghettos“ bekommen<br />
könnten, befördern, die<br />
dann verletzlich und angreifbar<br />
für aufgebrachte radikalisierte<br />
Menschenmengen wären (so bereits<br />
einmal geschehen am Ölberg<br />
in Ost-Jerusalem). Solche<br />
radikalen Ansichten sind derzeit<br />
jedoch nicht tonangebend in<br />
Palästina, wofür nicht zuletzt die<br />
gute und toleranzfördernde Erziehung<br />
mitverantwortlich ist, die<br />
viele auch muslimische junge<br />
Palästinenserinnen und Palästinenser<br />
an den christlichen Schulen<br />
und Universitäten erfahren,<br />
nicht zuletzt an der Schmidt-<br />
Schule, aus der so einflussreiche<br />
Persönlichkeiten wie die Ehefrau<br />
des gegenwärtigen Premierministers<br />
Salam Fayyad oder zwei von<br />
sechs weiblichen palästinensischen<br />
Ministerinnen hervorgegangen<br />
sind.<br />
Zum Wechsel des Jahres 2012<br />
wu¨nschen wir Ihnen und den Menschen, denen Sie verbunden sind,<br />
die in Bethlehem verheissenen Frieden und Gottes Segen im Neuen Jahr.<br />
Mitarbeiter – Vorstand – Chefredakteur – Verwaltungsrat<br />
des Deutschen <strong>Verein</strong>s <strong>vom</strong> <strong>Heiligen</strong> <strong>Lande</strong><br />
11