Aktuelle Ausgabe als PDF - Deutscher Verein vom Heiligen Lande
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Reste der Umfassungsmauer<br />
8. Kapitel von diesem Ereignis. Er<br />
hält in seinem Bericht fest, dass<br />
Gerasa dem galiläischen Ufer gegenüber<br />
liegt und der Name der<br />
Dämonen „Legion“ heißt. In weniger<br />
gut bezeugten Lesarten<br />
wird dieser Ort auch Gergesa<br />
oder Gadara genannt. „Dass es<br />
drei verschiedene Namen für<br />
denselben Ort gibt, ist verdächtig“<br />
(Jerome Murphy-O’Connor).<br />
Jerasch und Gadara (= Umm<br />
Queis) liegen jenseits des Jordans,<br />
weit <strong>vom</strong> Seeufer entfernt.<br />
Immerhin gibt es aber antike<br />
Münzen aus Gadara, der Stadt in<br />
der Dekapolis, die ein Schiff zeigen.<br />
Ein Platz namens Gergesa ist<br />
archäologisch nie identifiziert<br />
worden. Vielleicht wurde der<br />
Ortsname erfunden, um einen<br />
Ort zu bestimmen, <strong>als</strong> den ansässigen<br />
Gelehrten klar wurde, dass<br />
die Umstände der biblischen Geschichte<br />
auf keinen der beiden<br />
anderen Orte zutreffen konnten.<br />
6<br />
Mosaik mit „Johannesbrot“<br />
Der heilige Hieronymus verwechselte<br />
Gergesa mit Korazim.<br />
Ihm muss zugute gehalten werden,<br />
dass er nicht viel von der<br />
palästinensischen Topographie<br />
verstand. So nannte man dann<br />
den Ort nach der Stadt Korazim,<br />
die 3,5 km nördlich von Kafarnaum<br />
liegt. Kursi könnte dann eine<br />
Missbildung im Dialekt von<br />
Korazim sein.<br />
Es lohnt ganz sicher, den ehemaligen<br />
Klosterbereich zu besuchen<br />
und sich hier die entsprechenden<br />
biblischen Berichte zu<br />
vergegenwärtigen. Im Mittelalter<br />
scheint das Ostufer des Sees wenig<br />
besucht worden zu sein. Es<br />
blieb eine einsame Gegend. Als<br />
man 1970 mit dem Bau einer<br />
Straße längs des Ostufers begann,<br />
stand das alte Gergesa-Kursi im<br />
Brennpunkt des archäologischen<br />
Interesses. Ein weites Ruinenfeld<br />
wurde freigebaggert. Historische<br />
Fotos aus dieser Zeit zeigen, dass<br />
bis dahin kaum etwas von den<br />
Ruinen zu sehen war. Das Areal<br />
ist von einer großen, verputzten<br />
Mauer umgeben. Teilweise bis zu<br />
zwei Meter hoch, umschließt sie<br />
rund 145 x 123 Meter. An der Innenseite<br />
der Mauer finden sich<br />
teilweise noch Wandmalereien.<br />
Ein großes und stark befestigtes<br />
Tor weist zum See. Vom Tor aus<br />
führt ein gepflasterter Weg zur<br />
Kirche in der Mitte der Anlage.<br />
Nur selten liegen Kirche und<br />
Haupttor fast auf einer Achse.<br />
Der Kirche selbst ist ein Narthex<br />
vorgelagert.<br />
Die Kirche, besser gesagt ihre<br />
Ruinen, gehören zum klassischen<br />
Typus von Kirchen des 5. Jahrhunderts.<br />
Ein Mauerkranz ist<br />
noch erkennbar, der in der Mitte<br />
die Cathedra trug, umgeben von<br />
den Sitzen der Presbyter. Der Bereich<br />
des Altars und des Allerheiligsten<br />
ist mit Bodenmosaiken<br />
bedeckt. Meistens sind es einfa-