ETHNOBOTANIK - Austrian Biologist Association
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Abb. 2: Ergebnisse d. Pollenanalyse werden durch andere Methoden bestätigt (aus: KOENIGSWALD).<br />
fant, Flusspferd und Wasserbüffel auf.<br />
Auch Löwe und Hyänen waren zu finden.<br />
So ist es wahrscheinlich leicht, sich eher<br />
eine afrikanische Savanne vorzustellen,<br />
als einen flächendeckenden mitteleuropäischen<br />
Laubwald. Allerdings ist diese<br />
Assoziation nicht stichhältig, weil Savannen<br />
durch ein völlig anderes Klima<br />
geprägt werden. REMMERT (1998) listet<br />
die entscheidenden Faktoren auf: Jährliche<br />
Trockenperioden, Wechsel von Trocken-<br />
und Regenperioden, Häufigkeit<br />
von Feuern, Nährstoffbedingungen.<br />
Alle diese Faktoren treffen für Mitteleuropa<br />
nicht zu. Unterstützt wird die<br />
Annahme eines flächendeckenden<br />
Waldes durch Pollenspektren, in denen<br />
die Graslandarten deutlich zurücktreten.<br />
Freilich wird es immer wieder offene<br />
Landflächen im Bereich von Flüssen,<br />
Windwürfen an Geländekanten etc.<br />
gegeben haben. BEUTLER reklamiert<br />
besonders für Südbayern aber auch<br />
für Nordwestdeutschland einen hohen<br />
Anteil von waldfreien Flächen „Der Anteil<br />
von Offenland dürfte damals, z. B.<br />
im Holstein- oder im Eem-Interglazial,<br />
jedoch hoch gewesen sein“ (Abb. 2).<br />
Gegen diese Überlegungen sprechen<br />
allerdings neuere Forschungen aus Irland<br />
(Abb. 3): „Mitchell hatte frühzeitlichen<br />
Pollen aus Irland mit Pollen vom<br />
europäischen Kontinent verglichen und<br />
keine Unterschiede festgestellt, obwohl<br />
in Irland zu damaligen Zeiten zwar<br />
Wildschweine, aber keine Weidetiere<br />
lebten“.<br />
Freilich dürfen wir die eemzeitlichen,<br />
aber auch die holozänen Wälder nicht<br />
mit den jetzigen Wirtschaftswäldern<br />
vergleichen. Nach dem Mosaik-Zyklus-<br />
Konzept gibt es in den Wäldern ein<br />
dichtes Nebeneinander von Initial-, Verjüngungs-<br />
und Zerfallsphasen. Untersuchungen<br />
dazu gibt es im niederösterreichischen<br />
„Rothwald“ und im Urwald<br />
von Bialowieza (REMMERT, 1998, S 120).<br />
Bei näherer Betrachtung verwischen<br />
sich also die starren Grenzen der Ökosysteme<br />
Wald und offenes Land.<br />
„So klar die ökologischen Unterschiede<br />
zwischen Wald und Offenland sind: Die<br />
Grenzen zwischen den Ökosystemen<br />
Focus<br />
der Wälder und des offenen Landes sind<br />
in der Natur keineswegs so klar ausgebildet.<br />
Von Natur aus bestehen statt<br />
scharfer Waldränder meistens Gradienten<br />
zwischen bewaldetem und offenem<br />
Land. Unter natürlichen Bedingungen<br />
bleibt der Gradient in seiner Lage nicht<br />
stabil, denn der Wald dehnt sich vermittels<br />
Sukzession ins offene Land aus. Diese<br />
Sukzession ist reversibel, denn auch<br />
das offene Land kann sich ausbreiten<br />
(KÜSTER 2005, S 74 f)“.<br />
Wie ist das mit dem Weidedruck?<br />
Die Entstehung einer steppenartigen<br />
Parklandschaft wird meist mit dem<br />
Weidedruck großer Pflanzenfresser begründet<br />
(Abb. 3). Die Analogie zu den<br />
Savannen ist verführerisch, aber meines<br />
Erachtens falsch. Die riesigen Tierherden<br />
der Serengeti folgen den saisonalen Regengebieten<br />
– wo anders könnten sie<br />
nicht überleben. In Mitteleuropa gab es<br />
keinen Grund zu wandern, die Ressourcen<br />
waren einigermaßen gleich verteilt,<br />
die Wilddichte wird sich auf ein ökologisch<br />
vernünftiges Maß eingependelt<br />
haben. Die Einschätzung über die Bedeutung<br />
der Groß-Pflanzenfresser klafft<br />
bioskop 2/2008<br />
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