Northeimer Zeitschrift für Senioren /20 - Senioren Heute eV
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Wie hoch ist der Brocken?<br />
Wie wir schon in der Schule gelernt<br />
haben, nennt die Marke an<br />
der Gipfelgruppe 2 Meter.<br />
Aber die Geografen und Geologen<br />
wollen es immer genau wissen.<br />
Im Jahre 990 haben sie erneut<br />
gemessen, und da war er<br />
fast ein Meter niedriger, genau<br />
, Meter. Im August 997 hat<br />
man sechs große Granitfindlinge<br />
zusammengesetzt und auf einer<br />
Tafel die Zahl 2 angebracht,<br />
obwohl diese Spitze nun einen<br />
Meter höher war – m. Diese<br />
Steingruppe war ein Notbehelf,<br />
denn eigentlich sollte auf der<br />
rund 25000 Quadratmeter großen<br />
Gipfelfläche mit dem höchsten<br />
Punkt in der Mitte ein einzelner<br />
Granitblock mit der „richtigen”<br />
Zahl aufgestellt werden. Zur Wahl<br />
standen Steine zwischen 0 und<br />
70 Tonnen Gewicht. Da aber die<br />
Brockenstraße <strong>für</strong> einen solchen<br />
Transport nicht ausgebaut war,<br />
wurde diese Lösung wieder verworfen.<br />
So wiegt der größte der<br />
Gipfelsteine „nur” 7 Tonnen.<br />
Um den Gipfelpunkt herum geben<br />
Bronzetafeln die Richtung und<br />
Entfernung großer Städte an. Bei<br />
guter Sicht kann man bis zu dem<br />
Thüringer Inselsberg, bis zum Köterberg<br />
im Weserbergland und<br />
zum Petersberg bei Halle sehen.<br />
Politisch gehörte der Brocken<br />
einst zur Grafschaft Wernigerode,<br />
7 6 ließen die Grafen zu Stolberg-Wernigerode<br />
auf dem Berggipfel<br />
das „Wolkenhäuschen” und<br />
auf der Heinrichshöhe, benannt<br />
nach dem Sohn des Grafen, eine<br />
Unterkunft <strong>für</strong> Brockenwanderer<br />
bauen. <strong>Heute</strong> liegt der Brocken<br />
im Landkreis Harz in dem Bundesland<br />
Sachsen-Anhalt.<br />
Eine weitere Gedenktafel erinnert<br />
an den Göttinger Mathematiker<br />
Carl-Friedrich Gauß:<br />
Brocken – Hoher Hagen – Inselsberg<br />
/ Das größte von Carl-Friedrich<br />
Gauß / vermessene Dreieck<br />
im Zuge der / hannoverschen<br />
Gradmessung / (1821-1825) zur<br />
Bestimmung der Erdgestalt.<br />
Ein wehmütiger Rückblick<br />
Da große Teile Thüringens und<br />
Sachsen-Anhalts 9 5 von den<br />
amerikanischen Truppen erobert<br />
waren, gehörte der Brocken zu ih-<br />
rer „Zone”. Aber wie einst auf der<br />
Konferenz von Jalta beschlossen,<br />
zogen sich die Amerikaner zurück<br />
und übergaben das Gebiet<br />
den sowjetischen Truppen. Der<br />
„Garnisonswechsel” war <strong>für</strong> die<br />
Bewohner dieses Gebietes ein<br />
Schicksalstag.<br />
In den Jahren 9 6 bis 9 9 trafen<br />
sich im Bockengebiet die ersten<br />
Nachkriegswanderer und im<br />
Winter die Skiläufer. Der Aufstieg<br />
„mit Brettern” über den „Glashüttenweg”<br />
und „Erdbeerkopf” zum<br />
Brocken mit der anschließenden<br />
Knochenbrecher-Abfahrt war die<br />
Alpenpiste Sachsen-Anhalts. In<br />
der wiedereröffneten Gaststätte<br />
auf dem Brocken packten die<br />
Wintersportler ihre Brote aus,<br />
gossen mitgebrachten Schnaps<br />
in die Tassen mit „Muckefuck”<br />
und sangen: „Wie ist die Welt so<br />
groß und weit und voller Sonnenschein<br />
…”<br />
Und dann war sie zu, die Welt der<br />
Harzer Bürger. Um nach Schierke<br />
zu kommen, brauchte man eine<br />
Sondererlaubnis, der Brocken<br />
war absolutes Sperrgebiet und<br />
auf den Harzkarten immer am<br />
Rande verdeckt.<br />
Die „Stasi-Moschee”<br />
mit ihren Kuppeln war das große<br />
Ohr der Sowjets und der Stasi in<br />
den Westen.<br />
Die Kuppel war aus glasfaserverstärktem<br />
Polyesterharz hergestellt,<br />
fünf weitere Radaranlagen<br />
waren mit modernster Technik,<br />
z.T. aus dem „kapitalistischen<br />
Ausland”, ausgerüstet.<br />
Zuerst nur mit Sicherungsaufgaben<br />
betraut, war ab 952 die<br />
Fernmeldeaufklärungsbrigade 62<br />
auf der Brockenkuppe stationiert.<br />
Die sowjetische Einheit mit einer<br />
Stärke von rund einhundert<br />
Soldaten war dem sowjetischen<br />
Geheimdienst direkt unterstellt.<br />
Informationen und Militärbewegungen<br />
ganz Westeuropas wurden<br />
hier gesammelt. Die gesamte<br />
Anlage wurde, obgleich ohnehin<br />
Sperrgebiet, zusätzlich mit einer<br />
Mauer umgeben. Die Hauptabteilung<br />
des Ministeriums <strong>für</strong> Staatssicherheit<br />
hatte ihre eigenen Abhöranlagen<br />
und hörte das B- und<br />
C-Netz (Autotelefon), den Polizeiund<br />
BGS-Funk und den Funkverkehr<br />
der gesamten Bundesrepub-<br />
lik, insbesondere die Richtfunkstrecken<br />
nach Berlin, zwischen<br />
Hamburg, Hannover und Bremen<br />
ab. Die Stasi-Mitarbeiter arbeiteten<br />
im Dreischichtsystem.<br />
Die Einheiten hatten keinen Kontakt<br />
untereinander, die Soldaten<br />
wohnten getrennt in verschiedenen<br />
Baracken. Genutzt hat es<br />
ihnen nicht.<br />
989 erzwangen Demonstranten<br />
den Zugang zum Brocken. Leopold<br />
Nicklas schildert in seinen<br />
„Impressionen”, wie die sowjetischen<br />
Soldaten gewandelt ihre<br />
bisherigen Todfeinde freundlich<br />
mit Tee begrüßten. 992 fiel der<br />
letzte Wachtturm, und im März<br />
99 zogen die Soldaten der<br />
Roten Armee ab.<br />
Von der Politik zur Literatur<br />
Wenn in den stürmischen Winternächten<br />
die Wolken über den<br />
Himmel zogen und hin und wieder<br />
Mondlicht auf die Harzberge<br />
fiel, erwachten die Mythen von<br />
„Wodans wilder Jagd”, von Geistern<br />
und Hexen, die auf Besenstielen<br />
über den Himmel ritten.<br />
In Goethes Dichtung führt Mephistopheles<br />
den Dr. Faust nach<br />
dem Saufgelage in Auerbachs<br />
Keller in die Hexenküche auf den<br />
Blocksberg, um ihn verjüngen zu<br />
lassen. Der ist skeptisch:<br />
„Mir widersteht das tolle Zauberwesen./<br />
Versprichst du mir: ich<br />
soll genesen/ in diesem Wust von<br />
Zauberei?/ Verlang’ ich Rat von<br />
einem alten Weibe?/ Und schafft<br />
die Sudelköcherei/ Wohl dreißig<br />
Jahre mir vom Leibe?”<br />
Aber dann macht die Hexe „den<br />
Hokuspokus”, „damit der Saft dir<br />
wohl gedeihen kann:<br />
Du musst versteh’n!<br />
Aus Eins mach’ Zehn,<br />
Und Zwei laß geh’n,<br />
Und Drei mach gleich,<br />
So bist du reich.<br />
Verlier die Vier!<br />
Aus Fünf mach Sechs,<br />
So sagt die Hex’,<br />
Mach Sieben und Acht,<br />
So ist’s vollbracht:<br />
Und Neun ist keins.<br />
Das ist das Hexen-Einmal-Eins.”<br />
Wir beenden die Brockengeschichten<br />
mit der Frage: Wer kann<br />
es lösen, das Hexeneinmaleins?<br />
Ein Lösungsversuch steht auf der letzten Seite!<br />
Neuhaus/Ha.<br />
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