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Northeimer Zeitschrift für Senioren /20 - Senioren Heute eV

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Die edle Unbekannte<br />

Endlich ist es so<br />

weit: Nachdem sie<br />

bereits in den letzten<br />

Jahren als heißer<br />

Favorit gehandelt<br />

wurde, hat das<br />

Kuratorium „Baum<br />

des Jahres” nun<br />

die Elsbeere zum<br />

Baum des Jahres<br />

<strong>20</strong> gekürt. Für ein<br />

Jahr steht damit die<br />

„edle Unbekannte”<br />

im Mittelpunkt.<br />

Edel ist sie in der Tat:<br />

Ihr sehr elastisches<br />

Holz gilt als eines<br />

der härtesten europäischen<br />

Hölzer<br />

und erzielt zunehmend<br />

Spitzenpreise<br />

<strong>für</strong> Furnierholz.<br />

5.000 Euro je m<br />

furnierfähigen Wertholzes<br />

können sich<br />

allerdings nur reiche<br />

Scheiche leisten, bei<br />

denen der rötliche Holzton zurzeit<br />

<strong>für</strong> die Innenauskleidung ihrer Paläste<br />

angesagt ist. Aber auch Möbelschreiner,<br />

Drechsler und Holzinstrumentebauer<br />

wissen das<br />

Holz seit Langem zu schätzen.<br />

Sogar in flüssiger Form zeigt sich<br />

die Elsbeere von ihrer noblen Seite,<br />

denn immerhin 50 bis 900<br />

Euro kostet ein Liter Elsbeerbrand<br />

– ein angemessener Preis <strong>für</strong> die<br />

„Königin aller Obstbrände”.<br />

Dass die Elsbeere einer breiten<br />

Öffentlichkeit nahezu unbekannt<br />

ist, liegt an ihrer Seltenheit. Gegenüber<br />

dominierenden Waldbaumarten<br />

wie Rotbuche und<br />

Ahorn erweist sie sich aufgrund<br />

ihres hohen Lichtbedarfs als konkurrenzschwach.<br />

Am ehesten<br />

kann sich die kalk- und wärmeliebende<br />

Baumart am Waldrand<br />

oder aber auf Waldflächen behaupten,<br />

die nach den Regeln<br />

der Mittelwaldwirtschaft gepflegt<br />

werden. Im Naturschutzprojekt<br />

„<strong>Northeimer</strong> Mittelwald” am Wieter<br />

sind bereits mehrere Pflanzaktionen<br />

durchgeführt worden bzw.<br />

Baum des Jahres <strong>20</strong>11: Die Elsbeere<br />

Von Ingrid Müller<br />

noch geplant, durch die Dutzende<br />

von Elsbeerbäumen, neben Speierlingen<br />

und Wildbirnen, das Artenspektrum<br />

der Laubbäume erweitern<br />

und ergänzen.<br />

Botanisch gehören Elsbeeren<br />

zur Pflanzenfamilie der Rosengewächse.<br />

Die Blätter sind gestielt,<br />

im Umriss breit eiförmig, 5 bis 2<br />

cm lang und weisen beiderseits<br />

bis spitze Lappen auf, die am<br />

Rande gesägt sind. Im Herbst<br />

leuchtet das Laub zuerst rot, dann<br />

orange und schließlich gelb. Die<br />

von Mai bis Juni erscheinenden<br />

kleinen weißen Zwitterblüten bilden<br />

aufrechte Schirmrispen und<br />

stellen eine wichtige Bienenweide<br />

dar. Kugelige oder eiförmige,<br />

etwa ,5 cm große Apfelfrüchte<br />

fallen ab Oktober reif zu Boden.<br />

Sie sind im überreifen Zustand<br />

genießbar, schmecken säuerlichsüß<br />

und zeichnen sich durch den<br />

höchsten Vitamin-C-Gehalt aller<br />

heimischen Früchte aus. Wegen<br />

ihres hohen Gerbstoffgehaltes<br />

wurden sie früher als Heilmittel<br />

gegen Durchfall und Ruhr einge-<br />

Foto: W. Kausch<br />

setzt. Das kommt auch<br />

in dem wissenschaftlichen<br />

Artnamen zum<br />

Ausdruck: Sorbus torminalis<br />

(torminalis, lat.<br />

= Leibschmerzen lindernd),<br />

der dem Elsbeerbaum<br />

56 von<br />

Gesner gegeben wurde.<br />

Ob auch Luther, der<br />

bereits 526 von der<br />

„Elsbeer” spricht, diese<br />

Heilwirkung nutzte,<br />

ist nicht überliefert.<br />

Wer sich im Jahr <strong>20</strong><br />

mit dem Gedanken<br />

trägt, einen Baum zu<br />

pflanzen, ist mit der<br />

Schönen Else gut beraten.<br />

Sie beansprucht<br />

einen sonnigen Platz,<br />

den sie mit keinem<br />

anderen Baum teilen<br />

muss und einen sich im<br />

Frühjahr schnell erwärmenden<br />

Boden. Der<br />

Standort will wohlüberlegt<br />

sein, denn unter günstigen<br />

Bedingungen kann sie eine Höhe<br />

von über 25 m erreichen und <strong>20</strong>0<br />

bis 00 Jahre alt werden.<br />

Ganz Geduldige können Elsbeerbäume<br />

auch aus Samen ziehen,<br />

die allerdings vorher wochenlang<br />

bei bestimmten niedrigen Temperaturen<br />

nasskalt liegen müssen.<br />

Diesen Trick fand der Göttinger<br />

Elsbeer-Experte Wedig Kausch-<br />

Blecken von Schmeling nach vielen<br />

vergeblichen Versuchen zur<br />

Samenkeimung heraus.<br />

Bei den vielen Vorzügen der edlen<br />

Elsbeere ist zu erwarten, dass in<br />

„ihrem” Jahr <strong>20</strong> die Baumschulen<br />

einen Ansturm von Garten-<br />

und Waldbesitzern erleben werden.<br />

Mit dem Kauf der Elsbeerpflanzen<br />

erwerben sie nicht zuletzt<br />

die Verheißung auf viel Geld.<br />

Dieses kommt allerdings erst den<br />

dankbaren Nachfahren zugute,<br />

wenn die Bäume nach ca. 00<br />

Jahren hiebreif sind (und sich der<br />

Geschmack der Scheichs nicht<br />

geändert hat …).<br />

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