Branchenreport - IG Metall
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<strong>Branchenreport</strong> Werkzeugmaschinen 2006<br />
zept (pay on production) nicht auf Einzelfälle beschränkt zu bleiben,<br />
sondern durchaus Nachfragepotenzial zu haben. Es sei dem<br />
deutschen Werkzeugmaschinenbau anzuraten, dass er sich „nicht<br />
nur mit den unbestrittenen Risiken solcher Konzepte auseinandersetzt,<br />
sondern auch die Chancen zur Sicherung bestehender und<br />
Erschließung neuer Kunden eingehend beleuchtet.“ 18 Risiken für<br />
den Maschinenbau bzw. in erster Linie für Maschinenbau-KMU<br />
bestehen in der notwendigen Vorfinanzierung, in der hohen Kapitalbindung<br />
und in der starken Abhängigkeit der Erträge von der<br />
Stückzahl, die produziert und verkauft werden.<br />
3.3.1.4 Komplexitätsreduzierung/Downsizing<br />
Den deutschen Werkzeugmaschinenherstellern wird die Neigung zu<br />
immer komplexeren technologischen Lösungen bis hin zum Overengineering<br />
nachgesagt. Entwicklungsingenieure sehen es traditionell als<br />
Herausforderung an, sich am technisch Machbaren zu orientieren.<br />
Durch „High-Tech um jeden Preis“ und „Schnick Schnack bis in die Details<br />
hinein“ blieb in der Vergangenheit häufiger der direkte Kundennutzen<br />
(Bedienungs- und Servicefreundlichkeit) auf der Strecke und der<br />
„Kostenfalle“ waren Tür und Tor geöffnet. Bereits 1993 stellte der VDW<br />
in einem Strategiepapier fest, „der Entwicklungsprozess sei ‚zu stark<br />
engineering-driven’, Markt- und Kostenaspekte seien nicht genügend<br />
berücksichtigt’.“ 19<br />
• Heute gehen Werkzeugmaschinenbauer mehr und mehr dazu über<br />
Gegenmaßnahmen in Form des „Downsizing“ von Anlagen zu<br />
ergreifen. Es hat ein umfassenderes betriebswirtschaftliches Denken<br />
Einzug gehalten und auch die Verfahrensregeln haben sich<br />
teilweise geändert. Schon bei der Auftragsvergabe sitzen den Ingenieuren<br />
des Werkzeugmaschinenbauers vermehrt Kaufleute des<br />
Kunden gegenüber, bei denen in der Regel technisch aufwändige<br />
Features auf taube Ohren stoßen.<br />
„Auch bei Werkzeugmaschinen gilt: Es muss nicht immer ein Porsche sein,<br />
häufig tut es auch ein VW“ (BR).<br />
„Die Reduktion auf das technisch Notwendige krempelt die Denke von Entwicklern<br />
völlig um“ (BR).<br />
„Entwickler wissen, dass sie nicht an den Kunden vorbei entwickeln können.<br />
Das, was die Kunden haben wollen, hat einfach Vorrang vor dem, was nur ‚<br />
nice to have’ ist“<br />
• Auch aus Sicht der befragten Betriebsräte ist Komplexitätsreduzierung<br />
ein wichtiges betriebliches Thema. Downsizing markiere den<br />
Einstieg in eine neue Produktphilosophie nach dem Schlagwort<br />
„Geiz ist geil“. Die Vereinfachung wird angestrebt zur Kostensenkung<br />
beim Endprodukt (z. B. sechs statt zwölf Monitore bei der<br />
18 Kinkel, Steffen (2005): Zukünftige Herausforderungen für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie.<br />
Ergebnisse einer Mini-Delphi-Studie. Karlsruhe, S. 5.<br />
19 Pitz, Karl H.; Pohl, Manfred (1994): Management hinter der Barriere – Festung Management.<br />
Ursachen der Krise im Werkzeugmaschinenbau aus Sicht der Betriebsräte, S.<br />
106.<br />
43<br />
Neigung zum Overengineering<br />
in der<br />
Vergangenheit<br />
Downsizing als<br />
betriebswirtschaftliche<br />
Antwort setzt<br />
sich zunehmend<br />
durch<br />
Gefahren des<br />
Downsizing aus<br />
Sicht der Betriebsräte