Leitfaden zur Integration schwerbehinderter ... - Wolfgang Goebel

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

I. Rechtliche Grundlagen 1. Was bedeutet Beschäftigungspflicht? In Deutschland sind alle Arbeitgeber mit mindestens 20 Beschäftigten pro Monat im Jahresdurchschnitt verpflichtet, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Diese Beschäftigungspflicht findet ihre rechtliche Grundlage in § 71 des Sozialgesetzbuches IX (SGB IX) und besagt, dass 5 % der Stellen mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen sind. Erfüllt der Arbeitgeber diese Forderung nicht, muss er eine Ausgleichsabgabe an das Integrationsamt zahlen. Detaillierte Informationen zur Ausgleichsabgabe finden Sie in Kapitel II. 2. Was bedeuten die Begriffe: Grad der Behinderung (GdB), Behinderung, Schwerbehinderung und Gleichstellung? Diese Begriffe sind gesetzlich geregelt und für die Anrechnung auf die Pflichtarbeitsplätze relevant. ffGrad der Behinderung Der Grad der Behinderung (GdB) gilt als Maß für die Beeinträchtigungen körperlicher, geistiger oder seelischer Funktionen. Er besagt zwar nichts über die Leistungsfähigkeit eines Menschen am Arbeitsplatz, ist aber ein Hinweis auf die Schwere der Behinderung. Der GdB wird in Zehnergraden von 20 bis 100, je nach Schwere, wiedergegeben. Das Versorgungsamt ist für die Feststellung des GdB zuständig und stellt beim Vorliegen einer Schwerbehinderung den Schwerbehindertenausweis aus. Die Grundlage für den GdB bildet die GdB – Tabelle der Versorgungsmedizinischen Grundsätze aus der Versorgungsmedizin-Verordnung. Zum Beispiel ist Migräne in dieser Tabelle im Punkt 2 unter „Kopf und Gesicht“ zu finden. Ein schwerer Verlauf von Migräne kann z. B. dem GdB 50-60 zugeordnet werden. ffBehinderung (§ 2 SGB IX) Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Nach § 1 der Eingliederungshilfe-Verordnung liegt eine körperlich wesentliche Behinderung vor, wenn: ffdie Bewegungsfähigkeit von Personen erheblich eingeschränkt ist (durch Beeinträchtigung des Stütz- oder Bewegungssystems) ffEntstellungen im Gesicht vorliegen ff eine Einschränkung im körperlichen Leistungsvermögen aufgrund einer Erkrankung, Schädigung oder Fehlfunktion eines inneren Organs vorliegt ffPersonen blind oder sehbehindert sind ffPersonen gehörlos sind oder deren sprachliche Verständigung nur über Gehörhilfen möglich ist ffPersonen, nicht sprechen können, Stimmstörungen haben, stark stammeln oder stottern Menschen, die eine geistige Behinderung haben, sind infolge einer Schwäche ihrer geistigen Kräfte erheblich in ihrer Fähigkeit zur Teilhabe am Leben in der Gesellschaft eingeschränkt (§ 2 der Eingliederungshilfe-Verordnung). § 3 der Eingliederungshilfe-Verordnung bestimmt den Personenkreis der seelisch behinderten Menschen. Dazu zählen körperlich nicht begründbare Psychosen, seelische Krankheit aufgrund von Krankheiten oder Verletzungen des Gehirns, Suchtkrankheiten und Neurosen sowie Persönlichkeitsstörungen.
ffSchwerbehinderung (§ 2 Abs. 2 SGB IX) Menschen sind schwerbehindert, wenn das Versorgungsamt bei ihnen einen GdB von mindestens 50 feststellt. Schwerbehinderte können einen Schwerbehindertenausweis beim Versorgungsamt beantragen und sind somit berechtigt, Leistungen oder Hilfe nach SGB IX in Anspruch zu nehmen. ffGleichstellung (§ 2 Abs. 3 SGB IX) Menschen mit einem GdB von weniger als 50, mindestens aber 30, können schwerbehinderten Menschen gleichgestellt werden. Die Gleichstellung bedeutet, dass diese Menschen fast die gleichen Rechte haben wie Schwerbehinderte, ohne aber schwerbehindert zu sein. Eine Ausnahme ist der Zusatzurlaub, auf diesen haben Gleichgestellte keinen Anspruch (§ 125 SGB IX). Die Gleichstellung muss vom Betroffenen selbst bei der zuständigen Agentur für Arbeit beantragt werden. 3. Beauftragter des Arbeitgebers gem. § 98 SGB IX Alle Arbeitgeber, die schwerbehinderte Menschen beschäftigen, sind verpflichtet, einen Beauftragten pro Betriebsgesellschaft zu bestellen, der sie in Angelegenheiten schwerbehinderter Menschen nach Außen vertritt (§ 98 SGB IX). Dieser sollte nach Möglichkeit selbst schwerbehindert sein. ffWer kann zum Beauftragten des Arbeitgebers bestellt werden? ff ff Ein Arbeitnehmer Zusatzvereinbarung zum Arbeitsvertrag ff ff Eine externe Person Auf der Basis eines freien Dienstvertrages oder eines Auftragsverhältnisses ffWas muss der Arbeitgeber bei der Bestellung eines Arbeitgeberbeauftragten beachten? ffVor der Bestellung muss die Schwerbehindertenvertretung (falls vorhanden) informiert werden ffNach der Bestellung sind unverzüglich zu informieren: ffAgentur für Arbeit ffIntegrationsamt ffDie bestellte Person sollte über ausreichende Fachkenntnis in den Angelegenheiten der schwerbehinderten Menschen verfügen ffWelche Aufgaben übernimmt der Arbeitgeberbeauftragte? Der Arbeitgeber entscheidet über den Umfang der Vertretungsmacht. Folgende Aufgaben sollte der Arbeitgeberbeauftragte übernehmen: ffVertretung des Arbeitgebers in Angelegenheiten der schwerbehinderten Menschen ff ff ff ff Kontrolle der Erfüllung von Arbeitgeberverpflichtungen aus dem SGB IX: Beschäftigungspflicht Einhaltung der Rechte schwerbehinderter Arbeitnehmer (z. B. besonderer Kündigungsschutz) rechtzeitige Zahlung der Ausgleichsabgabe 8 f 9ff
Seite 1 und 2: Integration schwerbehinderter Mitar
Seite 5: Vorwort Sehr geehrte Damen und Herr
Seite 10 und 11: ff f f f f ff Primärer Ansprechpar
Seite 12 und 13: II. Ausgleichsabgabe gem. § 77 SGB
Seite 14 und 15: 4. Hat die Mitarbeiteranzahl einer
Seite 16 und 17: 6. Können alle behinderten Mitarbe
Seite 19 und 20: 18 f 19ff III. Besonderheiten des A
Seite 21 und 22: 20 f 21ff IV. Förderungsmöglichke
Seite 23 und 24: ffVoraussetzungen für die Bewillig
Seite 25 und 26: Alexander arbeitet im McDonald’s
Seite 27 und 28: VI. Get ready to Start - Wie gehe i
Seite 29 und 30: 28 f 29ff
Seite 31 und 32: München: Zentrum Bayern Familie E-
Seite 33 und 34: Kassel: Landeswohlfahrtsverband Hes
Seite 35 und 36: Landau: Landesamt für Soziales, Ju
Seite 37 und 38: Gera: Thüringer Landesverwaltungsa

Leitfaden zur Integration schwerbehinderter ... - Wolfgang Goebel

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?